Bauerbe und nachhaltige Entwicklung: Paradigmenwechsel nur auf dem Papier

Jedes Jahr erinnern im Herbst die „Journées du patrimoine“ an die Notwendigkeit, unser Bauerbe zu schützen. Doch die Abrisswelle läuft weiter.

„Luxembourg under Destruction“ und „Stoppt de Bagger“ laden am kommenden Dienstag, dem 4. Oktober, gegen 19 Uhr   zu einem Diskussionsabend zum Thema „Denkmalschutz quo vadis?“ im Sang a Klang ein. Der Architekt Christian Bauer sowie die Uni.lu-Professoren Florian Hertweck (Architektur) und Markus Hesse (Stadtforschung) sollen dabei helfen vor allem die gesellschaftspolitischen Hintergründe einer Ex-und-Hopp-Mentalität, die in Luxemburg ausgeprägter zu sein scheint als anderswo in Europa, zu beleuchten.

Noch bis zum Sonntag finden in Luxemburg die „Journées du patrimoine“ statt. In diesem Jahr stehen sie unter dem Motto „Kulturerbe und nachhaltige Entwicklung“. mehr lesen / lire plus

Stewart O’Nans neuer Roman: Im Niemandsland

Der amerikanische Autor Stewart 
O’Nan variiert immer wieder erfolgreich die Partitur, die er am besten beherrscht: Er beschreibt die Vereinigten Staaten jenseits der Metropolen, inszeniert Coming-of-Age-Geschichten mit oftmals tragischem Ausgang. Sein neuester, mehrstimmiger Roman „Ocean State“ überzeugt leider nur zum Teil.

Hat ähnliche Geschichten bereits viel packender erzählt: Stewart O’Nan mit seinem neuen Roman „Ocean State“. (Foto: Philippe Matsas)

Im Pressetext zu „Ocean State“ schreibt der Rowohlt-Verlag, dies sei ein Buch „über die schrecklichen Dinge, zu denen uns die Liebe treibt“. Um welche schrecklichen Dinge es sich handelt, verrät Stewart O’Nan, der Autor des genannten Buches, gleich zu Beginn. Die Jugendliche Angel hat zusammen mit ihrem Freund Myles eine gleichaltrige Mitschülerin ermordet. mehr lesen / lire plus

Aufklärung als gesellschaftliche Praxis: Über die Zerstörung der Vernunft

Wahrheit war nie eine bloß theoretisch-gedankliche, sondern eine zutiefst praktische Idee – dies zu zeigen, ist ein zentrales Motiv in den Büchern des Hamburger Gesellschaftstheoretikers Gerhard Stapelfeldt. Das Bewusstmachen von „unbewusst“ herrschenden Verhältnissen mit dem Ziel einer die Gesellschaft verändernden Praxis erscheint angesichts der jeden Bezug auf die Vernunft dementierenden neoliberalen Ideologie aber schwieriger denn je. Ein Gespräch über die Aufklärung und deren Dialektik.

Haben in ihrem jeweiligen Land eine neoliberale Wirtschaftspolitik eingeführt: Die damalige britische Premierministerin Margaret Thatcher, Bundeskanzler Helmut Kohl und US-Präsident Ronald Reagan während des Weltwirtschaftsgipfels 1985 in Bonn. (Foto: EPA/File Germany Out)

woxx: Kapitalismuskritik beschränkt sich heutzutage oft auf die Missbilligung des Neoliberalismus. mehr lesen / lire plus

Kranke Bäume: Das neue Sterben

Der Hitzesommer hat seine Spuren im Wald hinterlassen. Noch nie wurden derart viele kranke, geschwächte und tote Bäume gezählt wie 2022.

Nur 15 Prozent der Bäume in den Luxemburger Wäldern sind vollständig gesund. (Foto: CC BY 2.0 R Boed)

Am 23. September stellte die Naturverwaltung (ANF) die Resultate der jährlichen Bestandsaufnahme zum Zustand der Luxemburger Wälder vor. Die Ergebnisse sind so schlecht wie noch nie: Rund 62 Prozent der untersuchten Bäume sind in einem schlechten Zustand oder sogar abgestorben. Bei 23 Prozent waren leichte Schäden zu beobachten. Nur 15 Prozent der Bäume in den luxemburgischen Wäldern sind gesund. Das stellt eine Verschlechterung der Situation gegenüber dem Vorjahr dar: 2021 waren 51 Prozent der Bäume in einem schlechten Zustand. mehr lesen / lire plus

Cancel Culture: Eine Debatte, die keine ist

Luxemburgische Presseorgane sprechen sich für die Kunstfreiheit aus und verzichten dabei auf Faktenchecks und Kontextualisierungen. Das lässt tief blicken.

CC BY 2.0/Jon S – flickr.com

Der Mythos einer die Kunstfreiheit akut bedrohenden Verbotskultur macht auch vor Luxemburg nicht halt. Es geht die Angst um, dass auch hierzulande Künstler*innen und Kunstwerke der sogenannten Cancel Culture zum Opfer fallen könnten. In dieser Woche wurde auf gleich zwei Radiosendern vor einer solchen Bedrohung gewarnt. „Ass dat déi nei Weltoppenheet? Ass dat déi Toleranz, mat där mir aner Kulturen an eisen Alldag wëllen integréieren?“, fragt Journalist Guy Seyler auf RTL sarkastisch und wettert damit gegen Vorwürfe kultureller Aneignung, die immer wieder an Künstler*innen herangetragen würden. mehr lesen / lire plus

Asyl und Krise in den Niederlanden: Die umgedrehte Flagge

Wer in den Niederlanden Asyl beantragen will, muss sich in einem Anmeldezentrum bei Groningen registrieren lassen. Immer wieder führen die Wartezeiten dazu, dass Menschen im Freien campieren müssen; die hygienischen Umstände werden schon mit jenen im berüchtigten griechischen Camp Moria verglichen. Eine politisch herbeigeführte Krise, die tief blicken lässt.

Warten auf die Registrierung in den Niederlanden: Vor dem „Anmeldezentrum“ in Ter Apel bei Groningen müssen Asylsuchende immer wieder nächtelang im Freien campieren. (Fotos: EPA-EFE/Vincent Jannink)

Haiti, Myanmar, Ukraine, Afghanistan, Guatemala – in all diesen Ländern ist die Hilfsorganisation „Médecins sans Frontières“ (MsF) aktiv. Seit Ende August gehören auch die Niederlande zu den Einsatzgebieten der Organisation – genauer gesagt das „Anmeldezentrum“ für Asylbewerber in Ter Apel bei Groningen. mehr lesen / lire plus

Menschenrecht auf saubere Umwelt

Am 27. September 2022 beschloss das Minister*innenkomitee des Europarates die Empfehlung, das Recht auf eine saubere, gesunde und nachhaltige Umwelt als Menschenrecht zu verankern. In der Resolution wird den 46 Mitgliedsstaaten des Rates nahegelegt, dieses Recht in ihrer jeweiligen nationalen Gesetzgebung zu verankern. Dabei sollen die Staaten auf einige grundsätzliche internationale Prinzipien des Umweltrechtes wie Schadensvermeidung, Prävention und Vorsicht achten. Auch das bekannte Prinzip, dass Verschmutzer*innen für ihre Schäden aufkommen müssen, will der Europarat geachtet wissen. Der Zugang zu Umweltinformationen und intergenerationelle Gerechtigkeit müssen gewährleistet werden, heißt es in der Empfehlung des Europarates. Grund für diese Empfehlung ist die Erkenntnis, dass die Menschenrechte nur dann genossen werden können, wenn die dreifache planetare Krise – Klimawandel, Biodiversitätsverlust und Umweltverschmutzung – adäquat bekämpft wird. mehr lesen / lire plus

Atomausstieg mit Verlängerung

Eigentlich sollten die letzten deutschen Atomkraftwerke Ende 2022 vom Netz gehen, nach einem über 20-jährigen politischen Hin und Her, bei dem die Fukushima-Katastrophe von 2011 eine wesentliche Rolle spielte. Am Dienstag teilte der grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck mit, es sei geplant, zwei der drei letzten deutschen AKWs am Netz zu lassen. Begründet wird das, im Kontext von Krieg und Energiekrise, mit einem drohenden Stromnetzengpass in Süddeutschland (Meldung von heise/dpa). Im März hatte Habeck eine solche Laufzeitverlängerung noch weit von sich gewiesen, um sie dann Anfang September als Option für den Notfall wieder ins Gespräch zu bringen. Dass die beiden Reaktoren jetzt auf einmal quasi fest eingeplant werden, lässt Habecks Sinneswandel wie Salamitaktik aussehen. mehr lesen / lire plus

Eröffnung des Bildungszentrums Fünfbrunnen

Foto : visit-wincrange.lu

2021 kaufte der luxemburgische Staat das ehemalige Internierungslager der Nazis in Fünfbrunnen für 25 Millionen Euro auf. Morgen, am 1. Oktober, öffnet es seine Türen als Gedenkort und Bildungszentrum. Im März diesen Jahres hatte die Regierung, vertreten durch die Minister Marc Hansen (DP) und Claude Meisch (DP), die Schlüssel des Klosters offiziell entgegengenommen. Nun können die Besucher*innen den Ort besichtigen, an dem jüdische Luxemburger*innen während des Zweiten Weltkriegs bis zu ihrer Deportation in die Konzentrationslager Auschwitz oder Theresienstadt festgehalten wurden. Das Programm erstreckt sich von 11 bis 20 Uhr: Es gibt geführte Rundgänge (12 bis 14 Uhr; 15 bis 17 Uhr) und Aktivitäten für die jüngsten Besucher*innen zu Kinderrechten (11 bis 18 Uhr). mehr lesen / lire plus

Pier Paolo Pasolini: Der konservative Kommunist

Im Oktober zeigt die Cinémathèque ausgewählte Filme des 1922 geborenen italienischen Dichters, Romanciers, Filmemachers und Essayisten Pier Paolo Pasolini. Bis heute bleibt sein Werk so provokant wie kontrovers.

In diesem Jahr wäre Pasolini 100 Jahre alt geworden. (Copyright: Mondadori/Getty)

„It is thus absolutely necessary to die, because while living we lack meaning, and the language of our lives (with which we express ourselves and to which we attribute the greatest importance) is untranslatable: a chaos of possibilities, a search for relations among discontinuous meanings.“

Diese Aussage von Pier Paolo Pasolini las sich in den 1960er-Jahren zweifellos anders als nach seiner brutalen Ermordung in der Nacht von Allerheiligen auf Allerseelen im Jahr 1975. mehr lesen / lire plus

Weniger ist mehr

Die Pressehilfereform aus dem Sommer 2021 nimmt bekanntlich die Zahl angestellter Journalist*innen, und nicht mehr wie zuvor den redaktionellen Umfang als Berechnungsbasis. Als Folge hatte die woxx ihr Angebot im Herbst 2021 ausdünnen müssen: Der Agendateil wurde gekürzt, der gesamte Heftumfang einer durchschnittlichen Ausgabe so um gut acht Seiten reduziert. Eine zweite Etappe dieses Schrumpfungsprozesses erfolgt ab der vorliegenden Nummer. Um weitere Druckkosten zu sparen, wird das Layout, das auf das Jahr 2008 zurückgeht, kompakter gestaltet: Der gleiche redaktionelle Umfang, der bis jetzt auf 28 Seiten unterkam, soll jetzt nur mehr 24 Seiten in Anspruch nehmen. Wenn Putins Krieg die Inflation nicht weiter anheizt und das so ersparte Geld nicht gleich wieder zunichtemacht, kann damit mehr in journalistische Arbeit investiert werden. mehr lesen / lire plus

Konferenz: Aline Mayrisch-de Saint-Hubert

Germaine Goetzinger präsentiert 
am 5. Oktober ihr neues Buch 
„Aline Mayrisch-de Saint-Hubert: 
Ein Frauenleben im Spannungsfeld von Feminismus, sozialem Engagement und Literatur“ im Centre national de littérature in Mersch. Im Austausch mit der woxx erklärt sie, was sie an Aline Mayrisch besonders fasziniert.

Germaine Goetzinger, renommierte Literaturwissenschaftlerin und Frauenforscherin in Luxemburg, sprach mit der woxx über ihren Bezug zu Aline Mayrisch-de Saint-Hubert, der sie 75 Jahre nach ihrem Tod eine Biografie gewidmet hat. (© Éditions Guy Binsfeld)

In Luxemburg-Stadt ist ein Gymnasium nach ihr benannt, in Bartringen eine Straße: Aline Mayrisch-de Saint-Hubert. Jetzt veröffentlicht die mehrfach ausgezeichnete Literaturforscherin Germaine Goetzinger eine der ersten vollständigen Biografien zur luxemburgischen Frauenrechtlerin, Autorin, Philanthropin und Literaturkritikerin. mehr lesen / lire plus

Que reste-t-il de nos amours ? (et 10/10) : « Une main lave l’autre, les deux lavent le visage »

Né au Kosovo en 1977 et arrivé au Luxembourg en 1998, Fatos Krasniqi est, depuis 2012, avec son frère Zeqir, le patron de l’hôtel Zurich et de la brasserie Barbarella.

Photo : Paulo Lobo

Je suis venu pour demander la protection internationale. Au Luxembourg, j’ai ressenti pour la première fois ce qu’était la liberté. Au début, je pensais que je rentrerais, mais je suis resté. Je me suis bien intégré et ai fondé une famille. Mes frères sont aussi restés. L’un d’eux, Dervish, est même devenu fonctionnaire au ministère de l’Éducation nationale ! Ma sœur est en Allemagne. J’ai rencontré de bonnes personnes qui m’ont donné du travail. mehr lesen / lire plus

Dans les salles : Triangle of Sadness

Après avoir raillé les stations de ski et l’art contemporain, Ruben Östlund s’attaque à la mode et aux croisières dans un nouveau brûlot contre la vacuité des riches, récoltant au passage une deuxième Palme d’or à Cannes. L’exercice est agréable, quoique aussi superficiel que l’objet de ses piques.

Jeunes, riches, d’une beauté célébrée sur les réseaux sociaux : Yaya et Carl seront pourtant pris dans la tourmente d’une croisière qui va dégénérer… (Photo : Fredrik Wenzel – Plattform Produktion)

Carl et Yaya forment un couple idéal pour les réseaux sociaux. L’influenceuse et le beau gosse, tous deux mannequins, s’épaulent pour asseoir leur popularité auprès d’un public friand de jeunesse photogénique. mehr lesen / lire plus

Expotipp: Museum unserer Wünsche: Christina Kubisch, David und Douglas Henderson

In der Modernen Galerie des Saarlandmuseums in Saarbrücken gibt es etwas auf die Ohren: Die Werke der Klangkünstler*innen Christina Kubisch sowie der Brüder David und Douglas Henderson stehen noch bis zum 9. Oktober im Mittelpunkt des Ausstellungsprojekts „Museum unserer Wünsche“. Kubisch – die woxx berichtete bereits 2019 mit Begeisterung von ihrer Schau in der Stadtgalerie Saarbrücken – präsentiert ihre Installation „Das Glashaus“. Dort vermischt die Pionierin der Klangkunst Naturgeräusche mit akustischen Klängen, die unsichtbaren elektrischen Feldern entspringen. Die Hendersons hingegen haben mit „The Sea is a Big Green Lens“ ein Labyrinth aus Klangkörpern konzipiert, durch das sich die Besucher*innen frei bewegen können. mehr lesen / lire plus

Dans les salles : Tori et Lokita

Avec les Dardenne, on s’attend comme d’habitude à une réalité poisseuse et tragique jusqu’au dénouement. Enthousiastes et sceptiques n’auront, de fait, pas de nouveaux arguments à la vision de ce film. Son atout distinctif ? La belle histoire d’amitié entre les deux enfants : elle offre des scènes d’une douceur qui contraste avec la violence du quotidien, jouées avec une candeur touchante.

L’évaluation du woxx : XX
Tous les horaires sur le site. mehr lesen / lire plus