Zu viel Licht ist ungesund und schadet der Umwelt. Ein Leitfaden für „gutes Licht“ soll die Lichtverschmutzung bekämpfen.
Hobbyastronom*innen stört sie besonders, aber auch für jene unter uns, die nachts einfach nur schlafen wollen, ist sie ein Ärgernis: Lichtverschmutzung. Mit dem Begriff wird übertriebene oder schlecht ausgerichtete Beleuchtung bezeichnet, die den Nachthimmel aufhellt. 2016 hat das Umweltministerium bei der Organisation „Dark-Sky Switzerland“ eine Studie in Auftrag gegeben, um die Situation in Luxemburg zu analysieren. Ergebnis: In einem Fünftel der Gemeinden wird der Nachthimmel mit einer Leuchtdichte belastet, die zwei Vollmonden oder mehr entspricht.
Das viele Kunstlicht sorgt nicht nur für Schlafstörungen bei Menschen, sondern belastet auch die Tierwelt. Die Hälfte der Wirbeltiere und 75 Prozent der Wirbellosen sind nämlich nachtaktiv. „Das Insektensterben wird zwar zum Großteil von Pestiziden verursacht, für die vielen nachtaktiven Insekten ist die Lichtverschmutzung allerdings nicht unbedingt hilfreich.“, erklärte Claude Turmes bei der Präsentation des Leitfadens „Gutes Licht“, mit dem Gemeinden, Firmen und Bürger*innen über bessere Möglichkeiten der Außenbeleuchtung aufgeklärt werden sollen.
Ausgearbeitet wurde dieser von dem deutschen Experten Uwe Knappschneider, der schon an einigen Beleuchtungsprojekten in Luxemburg gearbeitet hat, zum Beispiel in Clerf, Sanem und Luxemburg-Stadt. An der Ausarbeitung waren neben den Gemeinden auch Architekt*innenvereinigung, Polizei, Straßenbauverwaltung, Sécurité routière, Mouvement écologique, Hobbyastronom*innen und andere betroffene Organisationen beteiligt.
Beleuchtung soll dem Leitfaden nach bedarfsgerecht eingesetzt werden – sowohl zeitlich als auch räumlich. Wenn nur die Straße, der Weg im Park oder das zu bewerbende Objekt im Schaufenster statt dem Himmel angestrahlt wird, spart das Energie und lässt den Nachthimmel dunkel. „Bei Sportanlagen, die sich oft am Ortsrand befinden, empfehlen wir sie zum Training nur mit halber Helligkeit zu beleuchten.“, erklärte Knappscheider einen weiteren Grundsatz des Leitfadens. Auch die Farbtemperatur spielt eine Rolle: Warm-weißes Licht ist weniger anziehend für Insekten.
Grundsätzlich gibt es bei der Straßenbeleuchtung europäische Normen, die eingehalten werden müssen. In der Vergangenheit wurden diese oft übererfüllt und die Lampen nicht zielgerichtet ausgerichtet. „Wir als Straßenbauverwaltung sind schon länger am Thema dran, allerdings anfangs eher aus Gründen der Energieeffizienz.“, erklärte Raymond Seburger. Die Verwaltung hat 2012 in dem Ort Siebenaler (Gemeinde Clerf) die gesamte Straßenbeleuchtung durch LED-Lampen ersetzt und setzt seitdem bei neuen Projekten wie dem Quartier Ban de Gasperich, auf diese Technik.
Lichtverschmutzung war in den letzten Monaten vor allem durch die taghell erleuchtete multimodale Containerplattform zwischen Düdelingen und Bettemburg medial präsent. „Wir haben gemeinsam mit den betroffenen Gemeinden mit den CFL gesprochen und dort wurde nachgebessert, die Helligkeit wurde um 15 bis 20 Prozent reduziert.“, erklärte Turmes. Mit dem neuen Leitfaden gehen Seminare für die Verantwortlichen der Gemeinden einher. Ob die Lichtverschmutzung in Genehmigungsprozeduren einfließen wird, wird wohl ein Thema für die nächste Regierung.