Schließungen von Filialen: Nach der Post nun auch die Sparkasse

Es ist schon auffällig, wie kurzfristig und drastisch Rationalisierungsmaßnahmen bei Gesellschaften, die zu 100 Prozent dem Luxemburger Staat gehören, vonstattengehen.

GilPe / wikimedia CC BY-SA 3.0

Nachdem die Post sich schon seit einiger Zeit aus der Fläche zurückzieht, ist es jetzt die ehrwürdige Sparkasse, die Banque et caisse d’épargne de l’État (BCEE), die bis Ende März rund elf Filialen über Land schließen will. Entlang der Mosel bleiben deren nur zwei und im Luxemburger Norden nur drei übrig, wie die Konsument*innenschutzorganisation ULC in einer Pressemitteilung „mit Entsetzen“ feststellt.

Die BCEE gibt an, sich an den neuen Bedürfnissen ihrer Kundschaft zu orientieren und deshalb die Digitalisierung ihrer Dienstleistungen weiter vorantreiben zu wollen. Das Nachsehen haben nun vor allem ältere Menschen, die den Sprung in die digitale Welt nicht geschafft haben. Darüber hinaus wird es auch in Zukunft für Bankkunden unumgänglich sein, für die eine oder andere Bankoperation persönlich bei den zuständigen Sachverwalter*innen vorzusprechen, womit sich Bankgeschäfte für Menschen mit Mobilitätsproblemen in Zukunft komplizierter gestalten werden.

„Die Sparkasse, die zu 100 Prozent dem Staat gehört, wird damit praktisch zum Vorreiter einer radikalen und unsozialen Schließungspolitik ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse ihrer Kunden“, kritisiert die ULC diese Vorgehensweise. Sie fordert die Verantwortlichen der „Spuerkeess“ auf, diese Schließungen und „unsozialen Rationalisierungsmaßnahmen“ rückgängig zu machen und appelliert insbesondere an den neuen Wirtschaftsminister, Franz Fayot (LSAP), seine „Verantwortung zu übernehmen, um diese skandalöse Vorgehensweise der staatlichen BCEE wieder zu annullieren“.

Über die Forderungen der ULC hinaus stellt sich die Frage, ob es nicht sinnvoller wäre, vor Massenschließungen und der damit verbundenen Aufgabe von Gebäuden (die zu großen Teilen im Besitz dieser staatlichen Gesellschaften sind) über Synergien nachzudenken, wie gewisse für die Bevölkerung notwendige Dienstleistungen trotzdem über Land aufrechterhalten werden können.

So erwähnte der Sozialversicherungsminister Romain Schneider (LSAP), anlässlich einer Pressekonferenz am Montag, die Notwendigkeit einer Dezentralisierung der verschieden Sozialversicherungsdienste – aber auch anderer staatlicher Stellen, wie die der Steuerverwaltung – in Form von integrierten Dienststellen vor Ort, da wo die Menschen leben und aktiv sind. Ob da die eine nach Opportunitäten suchende Hand immer weiß, was die andre gerade dabei ist, kaputt zu schlagen?


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