Obwohl die Europäische Union zur Flüchtlingsabwehr Staaten wie Tunesien bezahlt und mit libyschen Banden kollaboriert, wagen zahllose Verzweifelte die gefährliche Fahrt übers Mittelmeer, um nach Europa zu gelangen. Die woxx war an Bord der „Life Support“, einem Seenotrettungsschiff für Menschen, die Schlimmeres kennen als den Tod.
Mohammad*, ein junger Syrer von 24 Jahren, steigt die Stufen des Schiffes hinauf, er hat helle, müde Augen, schaut sich um und atmet nach den ersten Schritten an Deck erleichtert auf. Dann schaut er in den Himmel und lächelt. Nach einer siebenstündigen Qual auf offener See ist er in Sicherheit. Die woxx war mit an Bord des Rettungsboots „Life Support“, dem Such- und Rettungsboot der Nichtregierungsorganisation „Emergency Information“ im Mittelmeer und hat den Alltag dort beobachtet.
An Bord des Schiffes ist die Besatzung international, neben den ukrainischen, aserbaidschanischen und rumänischen Seeleuten gibt es das Notfallteam. Wenn keine echte Seenotrettungssituation gegeben ist, sind die Tage auf See geprägt vom Rhythmus der Wellen und den „Drills“, wie die Ausbildung für die Seenotrettung und die Abläufe nach der Rettung von Personen genannt wird. Die Aufgabenteilung ist gut organisiert.
Unser Korrespondent Giacomo Sini berichtet von einem Notfall an einer tunesischen Gasbohrinsel, wohin sich rund 40 schiffbrüchige Flüchtlinge auf dem Weg Richtung Europa gerettet haben. Es folgen dramatische Stunden, ehe die „Life Support“ unverrichteter Dinge abdrehen muss. Ein Schiff der tunesischen Marine nimmt die Geflüchteten auf uns bringt sie zurück nach Tunesien.
Das Ereignis ist auch eine Folge des vor neun Monaten unterzeichneten Memorandums zwischen der EU und Tunesien, das vorsieht, dass die Europäische Kommission dem nordafrikanischen Land 105 Millionen Euro für das Migrationsmanagement und die Verstärkung der Küstenkontrollen zur Verfügung stellt (siehe den Artikel „Meloni macht das Spiel“ in woxx 1749).
„Die tunesischen Behörden haben Menschen, die in Booten fliehen und in Tunesien gefährdet sind, zwangsweise zurückgeführt“, sagte Lauren Seibert, Expertin für Flüchtlings- und Migrantenrechte bei der humanitären Organisation „Human Rights Watch“. „Die EU trägt eine Mitverantwortung für das Leid von Migranten, Flüchtlingen und Asylsuchenden in Tunesien.“
Auch vor der libyschen Küste ist die Life Support aktiv, während Giacomo Sini für die woxx an Bord ist. Nach einer weiteren riskanten Rettungsaktion können schließlich 52 Schiffbrüchige aufgenommen werden. „Ihr habt mich neu geboren“, sagt einer der Geretteten, der mit seinem Leben abgeschlossen hatte, sollte ihm die Flucht nach Europa nicht gelingen. Die gesamte Reportage finden Sie in der Printausgabe der woxx 1786.