Sexualerziehung: Queerness als Nebengedanke

Die sexuelle und affektive Bildung hierzulande fokussiert sich auf Heterosexualität – und das ist ein Problem.

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Wer sexuell oder geschlechtlich nicht der Norm entspricht, findet in Luxemburg problemlos Anlaufstellen, die spezifische Beratung dazu anbieten. Zwar ist das entsprechende Angebot sehr überschaubar und wird mit dürftigen bis keinen staatlichen Geldern unterstützt – aber es existiert immerhin.

Sobald man sich die großen Institutionen anschaut, die im Bereich der sexuellen und affektiven Gesundheit tätig sind, fällt jedoch auf, dass nicht-normative sexuelle Orientierungen und Geschlechter lediglich ein Nebengedanke sind. Was Workshops und Weiterbildungen betrifft, liegt das zum Teil an einer Aufteilung der Zuständigkeitsbereiche: Um Nicht-Heterosexualität und Nicht-Cisgeschlechtlichkeit kümmern sich etwa Cigale und ITGL, Institutionen wie Planning Familial oder die HIV-Berodung erwähnen sie ihrerseits nur am Rande. Was auf den ersten Blick nach einer plausiblen Aufteilung aussehen mag, ist letztendlich auf nichts anderes als Heteronormativität zurückzuführen.

Wenn man davon ausgeht, dass in jeder Schulklasse mindestens ein Kind nicht-heterosexuell ist, erscheint der Bedarf an spezifisch daran angepassten Informationen unabdinglich. Aus Ressourcenmangel kommen nämlich leider nicht alle Schüler*innen in den Genuss eines Workshops des Cigale.

Wie man’s nicht machen soll, wird zum Beispiel auf mengverhuetung.lu deutlich – einer vom Cesas betriebenen Internetseite. Die Informationen zu den jeweiligen Verhütungsmitteln reichen von Schutzpotenzial über Anwendung bis hin zu Rückerstattungsmöglichkeiten. Beim Kondom wird der Schwerpunkt auf vaginale Penetration gelegt, die Info, dass dieses Verhütungsmittel auch bei Oralsex vor Krankheiten schützt, findet sich erst ganz am Ende der entsprechenden Seite. Analverkehr findet keinerlei Erwähnung. Auch wenn Oral- und Analsex nicht nur homosexuelle Praktiken sind, so ist es dennoch auffällig, dass die „klassische“ heterosexuelle Praktik der vaginalen Penispenetration eine bevorzugte Behandlung erfährt. Eine solch heteronormative Sichtweise zieht sich durch sämtliche Rubriken der Internetseite. Das Cesas scheint sich der Existenz von Lecktüchern genauso wenig bewusst zu sein wie das Gesundheitsministerium, das auf safersex.lu einzig das Kondom als Mittel zur Verhütung sexuell übertragbarer Krankheiten nennt.

Nicht nur in Bezug auf betroffene Schüler*innen wäre eine weniger heteronormative Sexualerziehung von Vorteil: Auch die Akzeptanz von Homo- und Bisexualität könnte dadurch erhöht werden, dass sie ein selbstverständlicher Teil der Sexualerziehung sind – nicht als Sonderkapitel, sondern durchgehend. Die Verantwortung kann jedenfalls nicht allein bei ein paar spezialisierten Organisationen und dem Ara-Podcast Méi wéi Sex liegen.


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