Blanquita: Chilenischer Frühling

Der Regisseur Fernando Guzzoni wirft in der luxemburgischen Koproduktion „Blanquita“ Licht auf einen wahren Fall von organisiertem Kindesmissbrauch in Chile und liefert mit dem Film ein weiteres Beispiel für die vielversprechenden Talente, die sich im dortigen Kino nach Jahrzehnten der Militärdiktatur hervortun.

„Blanquita“ von Fernando Guzzoni wurde bei den Filmfestspielen in Venedig 2022 als bestes Drehbuch ausgezeichnet – dieses basiert auf wahren Begebenheiten aus den frühen 2000ern. (Copyright: Tarantula Luxembourg, Rampante Films, Bonne Pioche, Madants, Abrolhos Filmes)

Blanca (Laura López) wirkt ruhig. Die 18-jährige Mutter, auch Blanquita genannt, hält ihr Kind in den Armen. Als einer der Bewohner des katholischen Heims für Jugendliche aus schwierigen Verhältnissen, in dem sie selbst einen Teil ihrer Kindheit verbracht hat, zu toben beginnt, um sich schlägt und mit Gegenständen wirft, erscheint dies, als würde die Stille in der Dunkelheit zu Beginn des Films zerreißen, der so heißt wie die Hauptperson: „Blanquita“. mehr lesen / lire plus

Chile nach dem Referendum (2): Kompromiss als Chance und Risiko

Die Gründe für das Scheitern des Verfassungstexts sind komplex (siehe Teil 1), doch die Politik blickt nach vorn. Die Vorbereitungen um einen zweiten, „besseren“ Text zu erarbeiten, laufen auf Hochtouren – und werfen viele Fragen auf.

„Freiheit und Hoffnung“ – auf die neue Verfassung. Graffiti in Santiago de Chile, Dezember 2019. (Foto: lm)

Die linke Regierung hatte bereits vor dem Votum ihre „Verbesserungsvorschläge“ vorgestellt (Top- oder Flop-Referendum in Chile, woxx 1699) und das Gespräch mit der rechten Opposition gesucht. Es geht darum, unter Einbindung der Zivilgesellschaft einen neuen, breiten Kompromiss zu finden, wie man das im November 2019 geschafft hatte. mehr lesen / lire plus

Chile nach dem Referendum (1): Potenzial für Polarisierung

Der neue, fortschrittliche Verfassungstext wurde am 4. September abgelehnt. Wird die Polarisierung um das Referendum weiterhin das politische Leben in Chile bestimmen?

Rebellisches Chile. Graffiti in Puerto Varas, Dezember 2019. (Foto: lm)

Maskierte Demonstrant*innen mit Molotowcocktails in den Straßen von Santiago, Carabineros, die mit Wasserwerfern vorrücken – ist in Chile wieder Konfrontation angesagt? Die großen Unruhen vor drei Jahre hatten zum „Vertrag für Frieden und eine neue Verfassung“ geführt. Dessen Endergebnis, ein Verfassungsentwurf,  wurde am 4. September allerdings von einer großen Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt. Doch die Demos vom vergangenen Wochenende waren einfach nur das alljährliche Gedenken an den Putsch von 1973 und verliefen größtenteils gewaltlos. mehr lesen / lire plus

Am Bistro mat der woxx #207 – Eng nei Verfassung fir Chile an eng Europride a Serbien

All Woch bitt d’woxx Iech an hirem Podcast en Abléck an hir journalistesch Aarbecht a beliicht d’Hannergrënn vun engem Artikel.

Am Chile gëtt ee Sonnden iwwert eng nei Verfassung ofgestëmmt an a Serbien suergt d’Europride fir hefteg Diskussiounen. Gëtt et eng Chance fir déi dach zimmlech lénk Verfassung am neoliberale Labo Chile, oder wäert de Nee gewannen, wéi et an de Sondagen ausgesäit? Wat hunn queerfeindlech Demonstratiounen zu Belgrad mam Putin ze dinn? Am Podcast schwätzen de Raymond Klein an de Joël Adami iwwert déi zwee Evenementer an erklären, wat se de Lien zu Lëtzebuerg ass.

Den Artikel op woxx.lu liesen: Chile & Serbien. mehr lesen / lire plus

Top- oder Flop-Referendum in Chile? – Linke Verfassung

Die Hoffnung ist groß. Die neue Verfassung, über die am 4. September abgestimmt werden wird, könnte soziale und gesellschaftspolitische Reformen in Chile beschleunigen. Doch die Zustimmung ist alles andere als sicher.

Warten auf die neue Verfassung? Graffiti in Puerto Varas, Chile, Dezember 2019. (Foto: lm)

Neue Verfassungen, auch wenn sie nicht allen Wünschen gerecht werden, sind meistens besser, oder zumindest zeitgemäßer als ihre Vorgängerinnen. Das sollte reichen, die nötige Zustimmung zu erzielen, um sie per Referendum von der Bevölkerung absegnen zu lassen. Reicht es nicht, dann kann das politische Establishment entscheiden, auf ein Referendum zu verzichten – so geschehen in Luxemburg. mehr lesen / lire plus

Chile: Abkehr vom Erbe Pinochets

Mit einer deutlichen Mehrheit hat der linke Präsidentschaftskandidat Gabriel Boric seinen rechtsextremen Gegner José Antonio Kast besiegt. Die politische Rechte Chiles bleibt trotzdem stark.

Freude und Erleichterung bei der Feier des Wahlsieges von Gabriel Boric in Santiago de Chile: Insbesondere feministische Bewegungen hatten sich vor der Stichwahl für den linken Präsidentschaftskandidaten eingesetzt. (Foto: EPA-EFE/Elvis Gonzalez)

Hoffnung und Würde – das sind die Stichworte, die am Abend nach der Stichwahl um die Präsidentschaft in Chile immer wieder fallen. „Am Ende hat die Würde gewonnen, es hat die Hoffnung gewonnen, auf die wir alle so lange gewartet haben“, sagte eine Demonstrantin bei den Feierlichkeiten in der Hauptstadt Santiago dem staatlichen Fernsehsender TVN. mehr lesen / lire plus

Rénovation politique au Chili : Vieux démons

Mauvaise surprise lors des élections présidentielle et législatives chiliennes du 21 novembre : au lieu du triomphe des forces progressistes espéré, c’est un potentiel président néo-pinochetiste qui s’est qualifié pour le second tour.

Chili, 2019. (Photos : lm)

Pinochet est-il de retour ? Un peu plus de 33 ans après le fameux référendum d’octobre 1988, à l’origine du départ du dictateur chilien, on peut retrouver une partie de son orientation politique dans les discours du vainqueur au premier tour de la récente élection présidentielle, José Antonio Kast. En effet, le candidat de la droite ultra s’affiche comme catholique militant, opposé au droit à l’avortement, et comme défenseur de la nation et de l’ordre face au danger « communiste ». mehr lesen / lire plus

Klima – Chile als Laboratorium: Black old deal

Wie die Klimakonferenz von Santiago nach Madrid verlegt wurde, hat Symbolwert. Wer die soziale Gerechtigkeit vernachlässigt, wird beim Klimaschutz scheitern.

Eine neue Verfassung … was in Luxemburg ein Altherrenthema ist, bedeutet für die meist jungen Protagonist*innen des „Chilenischen Frühlings“ den ersten Schritt zu einem Systemwechsel. (Foto: Rocío Mantis; PD)

Die Verfassung wird reformiert. Oder doch nicht. In Luxemburg lässt die Debatte um die „Réforme constitutionnelle“ an das Voranschreiten der Echternacher Springprozession denken. Stein des Anstoßes sind denn auch allenfalls die folkloristischen Paragrafen über die Dynastie von Operetten-Großherzog*innen, die sich das Land leistet. Glückliches Luxemburg!

Kein Gipfel wegen 30 Pesos

In Chile ticken die Uhren anders. mehr lesen / lire plus

COP25 à Madrid : défis pour la société civile

Ce que le déplacement de la conférence climatique a signifié pour la société civile, au Chili et en Espagne.

Manif nocturne, le 6 décembre à Madrid. (Wikimedia ; Malopez 21 ; CC BY-SA 4.0)

L’arrivée « en dernière minute » de Greta Thunberg à Madrid, pour la grande manif du 6 décembre, illustre bien la différence entre la diplomatie climatique et la société civile face à l’annulation de la COP25 au Chili. La militante suédoise, afin d’éviter de se déplacer en avion, avait rejoint New York fin août sur un voilier de course et s’était adressée à l’Assemblée de l’ONU. Elle était en route en direction du sud du continent quand le 31 octobre, à Santiago, sa destination finale, le président Sebastián Piñera a déclaré que le Chili renonçait à accueillir la conférence. mehr lesen / lire plus

COP25: Von Santiago nach Madrid

Die Klimakonferenz wurde nach Spanien verlegt, findet aber zur vorgesehenen Zeit statt. Eine gute Nachricht? Ja, aber …

Von Santiago nach Madrid, das könnten Camino-Pilger*innen auf dem Rückweg sein. Doch hier geht es um die Klimakonferenz, die in Santiago de Chile stattfinden sollte, jedoch kurzfristig abgesagt wurde. Und schließlich binnen 48 Stunden nach Madrid verlegt wurde – die Mühlen der UNO mahlen nicht immer nur langsam.

Die COP25 tut sich schwer, eine gute Location zu finden. Es ist nämlich bereits das zweite Mal, dass das Gastland sich geändert hat. Ursprünglich war Brasilien vorgesehen, dessen Kandidatur von den lateinamerikanischen Staaten abgesegnet worden war. mehr lesen / lire plus

Chile unter Pinochet: Enklave deutscher Tugenden

Der Film „Colonia“ will hinter die Kulissen der berühmt-berüchtigten Colonia Dignidad blicken, einer von Deutschen gegründeten Siedlung in Chile, die mit dem Pinochet-Regime kollaborierte. Resultat ist ein spannender Thriller, hinter dem aber der politische Rahmen verblasst.

1362kinoAllzu viele Illusionen sollten sich ehemalige Fans chilenischer Widerstands-Gruppen nicht machen. Denn wer als Linke(r) vom Film „Colonia“ politisches Kino oder eine Reise in die Zeit der Chile-Solidarität erwartet, wird enttäuscht. Der politische Kontext des Ganzen, der Putsch Augusto Pinochets gegen den sozialistischen Präsidenten Salvador Allende 1973, gerät in Florian Gallenbergs Verfilmung zur pittoresken Popkultur.

Hauptpersonen des Films sind die Lufthansa-Stewardess Lena, von der Harry-Potter Muse „Hermine“ (Emma Watson) gespielt, sowie ihr Freund Daniel (Daniel Brühl). mehr lesen / lire plus

CHILE: Lachse sind keine Vegetarier

Chile ist nach Norwegen der zweitgrößte Lachsproduzent der Welt. Lohndumping und Raubbau an der Natur machen chilenischen Fisch für den weltweiten Export günstig. Ein Besuch auf der Insel Chiloé.

Auch hier lebt man vorwiegend vom Lachs, dem zweitwichtigsten Exportgut Chiles: Blick über die Inselhauptstadt Castro.

Wenn Kapitän Juan Carlos Marilaf früher zur Arbeit fuhr, hatte er es nicht weit. An den Küsten seiner Heimatinsel Chiloé im Süden Chiles wimmelte es nur so von Fischen. Heute muss der Skipper Hunderte Seemeilen bis ins Südpolarmeer zurücklegen, um seine Netze zu füllen, zuweilen ist er mit seiner Mannschaft einen ganzen Monat auf der stürmischen See unterwegs. mehr lesen / lire plus

CHILE: Ende des Schweigens

In Chile zeichnet sich 30 Jahre nach dem Militärputsch ein gesellschaftlicher Wandel ab. Die meisten Verbrechen des Regimes bleiben aber nach wie vor ungesühnt.

Der 11. September hat tausende Opfer gefordert. Dabei soll diesmal nicht von den Terroranschlägen 2001 in New York und Washington die Rede sein, sondern vom Terror des 11. Septembers 1973: Damals stürzten in Chile die Militärs mit tatkräftiger Hilfe der USA die Regierung von Salvador Allende. Während der erste frei gewählte marxistische Präsident Lateinamerikas den Putsch nicht überlebte, rief sein Nachfolger, General Augusto Pinochet, das Kriegsrecht aus. Der „schmutzige Krieg“ des Regimes begann.

Mit dem Putsch von 1973 war nicht nur der „chilenische Weg zum Sozialismus“ gescheitert. mehr lesen / lire plus