Luxemburger Strafvollzugspolitik: „C’est honteux“

In Luxemburg wird in puncto Kriminalität noch immer zu viel auf Repression und zu wenig auf Prävention gesetzt. Dieser Ansicht ist zumindest die Organisation „Eran, eraus … an elo?“.

Die Tabelle verhilft zu einem Überblick, die einzelnen Wahlprogramme sollten die Wähler*innen dennoch genau unter die Lupe nehmen. (Quelle: Eran, eraus … an elo?)

„Si on suit les débats, on se demande si les politiciens savent de quoi ils parlent. La lenteur et le laxisme qui existent ici sur des sujets de droits fondamentaux sont éclatants. C’est honteux.“ Diese Aussage fiel am Dienstag auf einer Pressekonferenz von „Eran, eraus … an elo?“. mehr lesen / lire plus

Wegsperren bringt keine Lösung

„Wie sinnvoll sind Gefängnisse“ – zu diesem Thema referiert am kommenden Mittwoch, dem 15. März ab 19h30 der promovierte Jurist und Kriminologe Thomas Galli auf Einladung von „eran, eraus … an elo?“ im Drescherhaus in Luxemburg-Dommeldingen. Galli (Jahrgang 1973) war von 2001 bis 2016 in Deutschland im Strafvollzug tätig, zuletzt als Gefängnisdirektor im sächsischen Zeithain. Seither arbeitet er als Rechtsanwalt in Augsburg. Er ist Verfasser mehrerer Publikationen; so erschien 2020 von ihm der Band „Weggesperrt – Warum Gefängnisse niemandem nutzen“ (Edition Körberstiftung). Anders als ihm manchmal unterstellt wird, geht es Galli nicht grundsätzlich um die Abschaffung von Gefängnissen, vielmehr darum, die Sinnhaftigkeit des Freiheitsentzugs zu hinterfragen, nämlich dann, wenn andere Maßnahmen zielführender wären. mehr lesen / lire plus

Podcast: Am Bistro mat der woxx #125 – Drogen am Prisong

All Woch bitt d’woxx Iech an hirem Podcast en Abléck an hir journalistesch Aarbecht a beliicht d’Hannergrënn vun engem Artikel.

Dës Woch huet de Luc Caregari sech mat engem Thema beschäftegt, vun dem net dacks geschwat gëtt. Zwar wëssen déi meescht Leit, datt och am Prisong Droge konsuméiert ginn, mä wéi d’Situatioun genee ass, doriwwer gëtt wéineg geschwat. En néie Rapport vun der Ombudsman Claudia Monti ass op d’Situatioun agaangen an huet e puer Piste gewisen, wéi déi Situatioun verbessert kéint ginn. De Joël Adami an de Luc Caregari diskutéieren, wat d’Cannabis-Legalisierung mam Prisong ze dinn huet a wisou Spezial-Geriichter fir Drogenaffairen eng Léisung kéinte sinn. mehr lesen / lire plus

Drogues en prison : Système malade

Alors que la discussion autour du traitement de la toxicomanie s’est à nouveau enflammée autour du quartier de la gare de la capitale, l’Ombudsman propose un rapport sur « La problématique des stupéfiants en milieu carcéral », qui démontre la complexité du problème et indique les retards pris par le Luxembourg.

L’héroïne en prison reste une réalité, qu’il faut accepter et traiter de façon adéquate – sinon le nombre de personnes qui restent dans une spirale de la délinquance ne va pas baisser. (Wikimedia_Matthew T Rader)

L’Ombudsman, en sa qualité de contrôleuse externe des lieux privatifs de liberté, peut analyser tous les cas de figure dans lesquels l’État prive ses citoyen-ne-s de leurs libertés, que ce soit au commissariat de police, en psychiatrie ou en prison. mehr lesen / lire plus

Frauen in Luxemburger Gefängnissen: Wenig Besserung

In Luxemburg haben Frauen schlechtere Haftbedingungen als Männer, wie die Ombudsman-Stelle in den vergangenen Jahren immer wieder bemängelte. In einer parlamentarischen Anfrage hat sich Marc Baum nun über mögliche Besserungen erkundigt.

Marc Baums (déi Lénk) Fragen betreffen sowohl therapeutische Angebote und Freizeitbeschäftigungen, als auch sexualisierte Gewalt und das Wohl von Kindern inhaftierter Frauen. Wie aus der Antwort von Justitzministerin Sam Tanson (déi Gréng) hervorgeht, scheint sich in den vergangenen Jahren bisher wenig zum Besseren verändert zu haben. So wird der Abgeordnete größtenteils auf die für 2022 geplante Eröffnung der Strafvollzugsanstalt Uerschterhaff (CPU) in Sassenheim vertröstet.

Eine Ausweitung des therapeutischen Angebots für Frauen ist vom Justizministerium zwar ausdrücklich erwünscht, doch wird diese laut Tanson erst nach der Renovation des Gefängnisses in Schrassig (CPL) möglich sein. mehr lesen / lire plus

Prison : Régime d’exception

L’Ombudsman Claudia Monti vient de présenter le premier rapport sur l’unité de sécurité (Unisec), une unité fermée sur le site du Centre socio-éducatif à Dreiborn. Si le traitement des jeunes semble approprié, ce n’est pourtant pas le cas pour l’avant et l’après-enfermement.

© CC_BY_SA Zinneke

La médiateure ne s’en cache pas : pour Claudia Monti, enfermer des mineur-e-s dans la prison de Schrassig, c’est non. Et pourtant, pendant longtemps, la politique tout comme l’appareil judiciaire n’y ont pas vu de grands inconvénients. Cela malgré de multiples condamnations par des instances internationales, comme le Conseil de l’Europe, qui déplorait en 2015 encore que « malgré les multiples engagements des autorités luxembourgeoises, des mineurs soient toujours incarcérés au Centre pénitentiaire ». mehr lesen / lire plus

Update : l’activiste Mehman Huseynov sera libéré demain

Journaliste et activiste anticorruption en Azerbaïdjan, où il est connu pour ses émissions satiriques, Mehman Huseynov purgeait une peine de prison depuis mars 2017 – selon des informations locales, il sortirait demain, le 2 mars.

(© www.paralel.az)

Dans son édition papier et en ligne, le woxx s’était intéressé de plus près aux combats menés par les deux frères Mehman et Emin Huseynov. Alors que ce dernier est réfugié en Suisse depuis 2014 – suite à une fuite rocambolesque – Mehman est resté au pays, continuant son travail.

Arrêté en 2017, il aurait dû sortir en décembre de l’année dernière, mais une nouvelle plainte de l’administration pénitentiaire avait retardé sa remise en liberté. mehr lesen / lire plus

Un téléphone dans chaque cellule, et pourquoi pas au Luxembourg ?

En France, un téléphone viendra équiper chaque cellule de prison d’ici quelques années. Une décision qui pourrait constituer un cas d’école.

Un téléphone dans chaque cellule pour en finir avec les trafics de portables. C’est la nouvelle de la semaine : le ministère de la Justice français vient de lancer un appel d’offres pour faire installer des appareils téléphoniques dans les cellules de chaque prison de France.

La décision, qui fait suite à une expérience menée depuis 2016 dans la prison de Montmédy dans la Meuse, est principalement motivée par deux raisons : permettre aux détenu-e-s un contact régulier avec le monde extérieur en vue de leur réinsertion et mettre un terme à une des principales sources d’incidents en prison, à savoir les trafics de téléphones portables. mehr lesen / lire plus

STRAFVOLLZUG: Konzeptionslos

Anlässlich der Vorstellung zweier Berichte fand Lydie Err deutliche Worte in Bezug auf die Zustände im geschlossenen Strafvollzug. Sie fordert den Ausbau alternativer Strukturen und mehr Transparenz.

An Alternativen zum Wegsperren sogenannter Straftäter und von der Gesellschaft zu „Kriminellen“ stigmatisierter fehlt es leider noch immer. Statt etwa die elektronische Fußfessel einzusetzen, die es in Luxemburg bereits seit 2007 gibt und die noch immer als Provisorium eingesetzt wird – dabei Häftlingen zumindest ein partielles Maß an Autonomie erlaubt – konkurrieren Strafvollzugsanstalten scheinbar in Methoden der Repression. Oder ist es einfach nur der Plan- und Konzeptlosigkeit der zuständigen Ressortminister zu verdanken, dass sich an den Zuständen in Schrassig, das nach wie vor ein Sammelbecken für Häftlinge und Minderjährige ist, noch immer nichts geändert hat? mehr lesen / lire plus

REINTEGRATION: Stigma „Knast“

Wer einmal inhaftiert war, dem fällt der Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt besonders schwer. Das EU-Projekt „RiSE“ setzt auf Fortbildung. Ein Positionspapier will einen Rahmen für Bildung im Strafvollzug schaffen.

(Foto: flickr/ iamrealestatephotographer)

Wer aus dem Gefängnis kommt, hat es nicht leicht, wieder Fuß zu fassen. Die Vergangenheit hängt an der Person, als stünde sie ihr auf der Stirn geschrieben. Denn die „heile“ Gesellschaft reagiert unbarmherzig. Landläufig funktioniert die Rezeption so: auf der einen Seite die freien Menschen – auf der anderen die Häftlinge, die „Verbrecher“. Umso wichtiger scheint es da, bereits in den Strukturen der Haftanstalten, jenem geschlossenen Mikrokosmos, mit der Vorbereitung auf die Zeit „danach“ zu beginnen. mehr lesen / lire plus

STRAFANSTALT: Rechtsfreier Raum

Die Stellungnahme der „Ligue des droits de l’homme“ zu den Gesetzesprojekten zum Strafvollzug fällt recht kritisch aus. Weder sei in ihnen eine grundlegende Reflexion der Funktion der Gefängnisstrukturen erkennbar noch sicherten sie den Häftlingen ihre Grundrechte.

„Well, if they freed me from this prison,
If that railroad train was mine,
I bet I‘d move out over a little,
Farther down the line,
Far from Folsom Prison…“,
sang Johnny Cash bei seinem legendären Konzert 1968 vor den Gefangenen des „Folsom State Prison“,
einem Hochsicherheitsgefängnis in Kalifornien, das für seine harte Behandlung der Gefangenen berüchtigt war. Cash selbst kam mehrmals in seinem Leben mit dem Gesetz in Konflikt.

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KONTROLLEUR GESCHLOSSENER ANSTALTEN: „Gefängnis ohne Drogen? Eine Illusion!“

Der erste Bericht von Marc Fischbach als Kontrolleur geschlossener Anstalten liegt jetzt vor.

Sein Nebenjob ist ganz nach seinem Gusto: Vor einem Jahr wurde Ombudsmann Marc Fischbach zusätzlich zum „contrôleur externe des lieux privatifs de liberté“ berufen. In dieser Funktion darf er zu jeder Zeit nicht nur geschlossene Anstalten besuchen und Einblick in Akten verlangen – er kann auch selber entscheiden, welchen Missständen er nachgehen will. Als Ombudsmann ist sein Aktionsfeld beschränkter: Damit er tätig werden kann, muss eine Klage eines Betroffenen vorliegen, und seine Interventionen betreffen ausschließlich direkt in der Verantwortung des Staates liegende Strukturen.

Der erste Bericht widmet sich vor allem der Aufnahmeprozedur in den Haftanstalten. mehr lesen / lire plus

GEFÄNGNIS: Resozialisierung auf dem Lande

Der halboffene Strafvollzug in Givenich setzt auf gesellschaftliche Wiedereingliederung und ist ein Puzzleteil der von Justizminister Biltgen geplanten Strafvollzugsreform.

Vorzeigeknast? Luxemburgs Justizminister und der französische Staats-sekretär beim Pressebesuch des halboffenen Strafvollzugs in Givenich.

Ein alter Gutshof mit Scheunen, charmanten Bauernhäusern, Gartenanlagen, einer Kapelle, einem Teich, Gewächshäusern nebst landwirtschaftlichen Nutzflächen ? Ferien auf dem Bauernhof, das ist der erste Eindruck, den Luxemburgs neu gestaltetes Gefängnis in Givenich vermittelt. Idyllisch liegt es mitten im Grünen, abseits des Alltagsgeschehens, getrennt vom Leben der restlichen Gesellschaft. Von der nächsten Ortschaft, dem an der östlichen Grenze Luxemburgs gelegenen Wasserbillig, zur Haftanstalt zu gelangen, ist nicht ganz einfach, denn Givenich liegt auf einem Hügel. mehr lesen / lire plus

GEFÄNGNIS: Menschenrechtskontrolleur

Luxemburgs Ombudsmann Marc Fischbach hat ab sofort ein zweites Amt: Er kontrolliert die staatlichen Zwangseinrichtungen. Werden die Rechte von Gefängnisinsassen jetzt besser durchgesetzt?

Sich Klagen anzuhören ist sein Job. Künftig wird Marc Fischbach davon noch mehr abbekommen: In seinem neuen Amt, das formal getrennt von dem des Ombudsmanns bleibt, soll er regelmäßig die Einhaltung der Menschenrechte in Gefängnissen, den Jugendstrafanstalten, dem Abschiebegefängnis auf Findel, sowie in den psychiatrischen Einrichtungen und den Polizeikommissariaten überprüfen und so als „externer Kontrolleur“ über die Rechte von Menschen in Zwangseinrichtungen wachen. Fischbach, ehemals Richter am EU-Gerichtshof für Menschenrechte, übt seit 2004 das Amt des Ombudsmannes aus. mehr lesen / lire plus

GEFÄNGNISPOLITIK: Strafe muss sein

Das Gefängnis spiegelt immer auch den Grad der Zuspitzung der sozialen Widersprüche innerhalb einer Gesellschaft wieder. Ein Streifzug durch die Geschichte des Strafvollzugs.

„Mein Papa hinter Gittern.“
Gemalt von Kindern Inhaftierter –
im Rahmen des Projekts „Treff-Punkt“.

„Der mittelalterliche Handwerker lief mit einem ebenso ruhigen Herzen die Foltertürme entlang, wie der Angestellte des 20. Jahrhunderts entlang des Gefängnisses radelt.“
(Herman Bianchi)

„Für uns Gefangene soll und darf sich niemand einsetzen. In Luxemburg bevorzugt man es, die Gefangenen wegzusperren. Und dann alle Verbindungen nach draußen zu kappen, damit sie auf ewig isoliert sind. Das heißt, sie werden sich nie mehr in der freien Welt zurechtfinden können.“ mehr lesen / lire plus

GEFÄNGNIS: Die letzte Freiheit

Im Gefängnis offenbart sich die politische Gewalt des Staates. Auch deshalb schauen viele wohl lieber nicht genauer hin.

Das Gefängnis ist keine Alternative zum Tod, es bringt den Tod mit sich. Ein und derselbe rote Faden durchläuft diese ganze Strafinstitution, die angeblich das Gesetz anwendet, es tatsächlich jedoch suspendiert: hinter den Toren des Gefängnisses regieren die Willkür, die Drohung, die Erpressung, die Schläge. Gegen die Gewalt des Gefängnispersonals haben die Verurteilten nichts mehr als ihre Körper, um sich zu verteidigen, und nur noch ihre Körper zu verteidigen. Um Leben und Tod, nicht um ‚Besserung‘ geht es in den Gefängnissen.“

Diese Schilderung des Strafvollzugs, die Michel Foucault 1972 veröffentlichte, steht im krassen Gegensatz zu den salbungsvollen Vorstellungen von der Knastrealität, wie sie die hiesige Commission juridique im März publizierte. mehr lesen / lire plus

GEFÄNGNIS: Reden ist Gold

Fast einen Monat nach dem Fluchtversuch aus der Schrassiger Haftanstalt bezieht die Regierung endlich öffentlich Position. Krasses Beispiel für eine miserable Informationspolitik.

In mittelalterlichen Kerkern waren die Mauern meterdick, nicht nur, um mögliche Fluchtversuche zu unterbinden. Sie verhinderten auch auf effiziente Weise die Kommunikation zwischen innen und außen. Nicht ganz, aber fast so anachronistisch ist die Informationspolitik der Regierung, was den Strafvollzug betrifft. Das zeigt das lange Schweigen der Verantwortlichen aus Politik und Verwaltung zur misslungenen Flucht dreier Schrassiger Gefangener am 26. März. Fast einen Monat später, erst am vergangenen Mittwoch, bequemte sich Justizminister Luc Frieden, vor die parlamentarische Rechtskommission zu treten – und auch dann erst auf Forderung der DP-Abgeordneten Colette Flesch und Xavier Bettel. mehr lesen / lire plus

KNAST: Machtüberschuss

Anderthalb Jahre ist die aktuelle Direktion im Schrassiger Centre pénitentiaire im Amt. Statt sachdienlicher Diskussion in puncto Sicherheit kommt es nun zur offenen Konfrontation zwischen Personal und Leitung.

Wer hat die Hosen an?, dürfte im Augenblick die Schlüsselfrage im Schrassiger Knast sein.
(Foto: Bruno Baltzer)

„Wir stehen voll hinter Herrn Godart“, sagt Bob Amlung, „auch wenn die Äußerungen in dieser Form nicht haltbar sind.“ Der beigeordnete Sekretär der Personalvertretung im Gefängnis in Schrassig, zurzeit mit der Repräsentation des Vereins betraut, wählt seine Worte mit Bedacht. Es ist erst wenige Tage her, dass der Präsident der Personalvertretung, Will Godart, für Aufregung gesorgt hatte. mehr lesen / lire plus