Montag 22. Januar, 10.30. Die Europadeputierte Viviane Reding (CSV) hat zur Pressekonferenz in die CSV-Fraktion geladen.
Sie will Bilanz ziehen, über ihre Arbeit im Europa-Parlament 2017. Die Bilanz gerät allerdings eher zu einer Abrechnung mit der aktuellen Regierung, die, so Reding, nicht genügend Präsenz in den europäischen Gremien, vor allem dem Ministerrat zeigt, und es so verpasst, zum richtigen Zeitpunkt die Interessen Luxemburgs durchzusetzen oder zumindest zu verteidigen.
Es scheint festzustehen, dass Reding in einer nächsten Regierung, sofern die CSV daran beteiligt ist – was ja nicht ganz unwahrscheinlich ist – eine gewisse Rolle spielen wird. Ihre Pressekonferenz soll deshalb wohl auch ihre Sachkompetenz in den unterschiedlichsten Themenbereichen und ihre staatsfrauliche Größe dokumentieren: Als Vorbild benennt sie weder den aktuellen Spitzenkandidaten Claude Wiseler, noch dessen Vorgänger Jean-Claude Juncker oder Jacques Santer.
Nein, Pierre Werner ist derjenige, der in ihren Augen gezeigt hat, wie Politik mit einem langen Atem auszusehen hat. Reding bezeichnet ihn kurzerhand als den Vater der Tripartite. Das Gesetz zur Schaffung eines dreigliedrigen „Konjunkturausschusses“ stammt freilich vom 26. Juli 1975. Damals wurde Luxemburg von einer blau-roten Koalition regiert und die CSV, unter Führung von Pierre Werner, bekämpfte die Tripartite als Organ, das die Zuständigkeiten des Parlaments unterwandere.
Auch das Luxemburger Wort, das wenig später der jungen Journalistin Viviane Reding ein Sprungbrett in die Luxemburger Politik bieten sollte, bekämpfte das „luxemburgische Modell“ auf Bitterste – bis Pierre Werner 1979 wieder Premier wurde und auf einmal der Tripartite nur noch Gutes abgewinnen konnte.
Das könnte Sie auch interessieren:
- Am Bistro mat der woxx #298 – Déi sënnlos Diskussiounen no dem Attentat vu Solingen
- Rosa Lëtzebuerg: „Einzelne Nachrichten an den Künstler stellen Morddrohungen dar“
- Stunk im Bâtiment 4: frEsch reagiert
- Kulturpodcast: Um Canapé mat der woxx – #28 Kommunal Kulturpolitik
- Chile nach dem Referendum (2): Kompromiss als Chance und Risiko