Stunk im Bâtiment 4: frEsch reagiert

Wenige Stunden nachdem die woxx über die rezenten Geschehnisse im Bâtiment 4 berichtete, meldete sich Ralph Waltmans von frEsch und dem Service culture der Stadt Esch zu den Vorwürfen zurück.

Am Wochenende hat Bunker, Second-Hand Konzept mit Atelier im Escher Kulturzentrum Bâtiment 4 (B4), seinem Verdruss auf Social Media Luft gemacht: FrEsch, die städtische Kulturorganisation, habe kurzfristig und ohne triftigen Grund eine Party in Zusammenarbeit mit Nobody Owns Culture (noc.turn) abgeblasen; sie und das Centre for Ecological Learning Luxembourg (Cell) noch dazu aus dem Gebäude verbannt. Darüber hinaus beschwerte sich Bunker über Sicherheits- und Gesundheitsrisiken in den Räumlichkeiten sowie über Personalmangel im B4. Kurz nach Veröffentlichung der Vorwürfe auf woxx.lu, meldete sich Ralph Waltmans, Direktor kultureller Angelegenheiten der Gemeinde Esch und Vorstandsmitglied der ASBL frEsch, auf Nachfrage der woxx zu Wort.

Es soll sich, wie so oft wenn Kulturschaffende aus dem B4 in der Vergangenheit Kritik an frEsch und der Escher Kulturpolitik äußerten, um Gerüchte handeln. Waltmans teilt also mit: „Il n’ y a aucune convention entre noc.turn asbl et frEsch asbl pour la mise à disposition de locaux au B4. Aucune demande pour l’organisation d’une manifestation n’a été adressée à frEsch asbl de la part de noc.turn asbl.“ Was hingegen existiere, sei eine Konvention zwischen frEsch und Bunker. In dieser seien die Öffnungszeiten des B4 in Absprache mit der Firma Arcelor Mittal, Besitzerin des Gebäudes, klar definiert.

Bunker betont in seinem Social Media-Beitrag: „Wir hatten seit dem 19. Mai die Erlaubnis für eine Nuit blanche vom Bürgermeister. Darüber hinaus wurde uns eine temporäre Lizenz für den Ausschank von der Douanes et Accises ausgestellt.“ Das reicht, oder? Nein, sagt Waltmans: Zwar hätten die Verantwortlichen von Bunker frEsch und dem Service culture am 30. Mai die Kopie der sogenannten „Schanklizenz“ und die Erlaubnis einer „Nuit blanche“ im Namen der „Maison de la Transition“ (Mesa) in Esch vorgelegt, doch dies widerspreche den allgemeinen Bestimmungen des B4. Nach diesen sei der Alkoholausschank jederzeit untersagt und die Öffnungszeiten nicht beliebig anpassbar. Darüber hinaus sei das Atelier von Bunker für maximal 20 Personen gedacht.

Bunker verweist in seinem Beitrag hingegen auf vergleichbare Events, die letztes Jahr von frEsch selbst auf dem B4-Gelände veranstaltet wurden. Hier werde mit zweierlei Maß gemessen. „FrEsch asbl est seule responsable de la sécurité au B4 et doit impérativement veiller au respect des règles de sécurité au sein du B4“, so Waltmans. Das geplante Event am Wochenende sei damit nicht vereinbar gewesen, daher die Absage.

Zusätzlich habe Bunker mehrfach gegen Vorschriften verstoßen, wie etwa die Öffnungszeiten missachtet. Auch von dem berüchtigten Feuer ist die Rede: Bunker hatte in seinen Social Media-Beiträgen vermutet, dass das Aufbauschen eines kleinen Feuers ohne Folgeschäden auf dem Außengelände des B4 die Ursache für den Streit mit Esch sein könnte – zu dem Zeitpunkt fehlte es Bunker nach Eigenaussage nämlich noch an einer offiziellen und konkreten Begründung. Waltmans verortet das Feuer hingegen im Inneren: „Deux feux ont été allumés à proximité de deux sorties de secours dans un espace fermé par une clôture malgré l’interdiction formelle.“

Außerdem sei sowohl die Konvention zwischen frEsch und Bunker als auch jene mit Cell Ende Mai ausgelaufen. Trotz mehrfacher Nachfrage hätten weder die Verantwortlichen von Bunker noch die von Cell die notwendigen Dokumente eingereicht, die es erlaubt hätten den Vertrag durch eine Zusatzklausel bis 2024 zu verlängern. Das Künstler*innenkollektiv Richtung22 – ebenfalls im B4 vertreten – hatte sich in der Vergangenheit jedoch wiederholt über die Intransparenz von frEsch empört, die sich auch auf die Vertragskonditionen und Finanzierungsmittel bezogen … Die Tatsache, dass Bunker von einem Rauswurf spricht, kommt vermutlich nicht von ungefähr.

Bunker wies in seinen Beiträgen auf Social Media aber nicht nur auf administrative Probleme im B4, sondern auch auf verschmutztes Wasser, Asbest und den dysfunktionalen Zugang für Menschen mit Behinderung hin. Laut Waltmans liegt die Schuld auch hier bei den Kulturschaffenden selbst. „Le responsable technique du B4 a informé les occupants d’une présence d’amiante potentielle dans la peinture couvrant un mur isolant un vieux tuyaux et a demandé de procéder à des analyses d´amiante avant de lancer quelque travaux que ce soit“, schreibt er. „Malgré cette demande, des occupants ont coupé un vieux câble électrique pour l’enlever et une petite quantité d’amiante s’est répandue dans l’air ambiant, car ce câble contenait de l´amiante dans son isolant.“ Rezente Tests in Auftrag von frEsch hätten inzwischen Entwarnung gegeben.

Das Problem mit dem verschmutzen Wasser schiebt Waltmans ebenfalls auf die Nutzer*innen des B4: Die Hygieneregeln, besonders in der Küche, seien lange missachtet worden. „À l’initiative d’une des association présentes au B4, un test sur la qualité de l’eau a été effectué“, meint Waltmans. „Ce test a révélé la présence de bactéries potentiellement nuisibles à la santé.“ FrEsch habe eine zweite Probe veranlasst. „Cette fois-ci, l’évier, le robinet et le mousseur du robinet ont été nettoyés et désinfectés avant le test“, unterstreicht der Kulturbeamte. „Aucune bactérie dangereuse n’a pu être détectée.“

Der Zugang für Menschen mit Behinderung sei bei einem Event zu Schaden gekommen. Die Reparatur habe sich hingezogen, weil die*der Verursacher*in ihre*seine Versicherung eingeschaltet habe. „Lorsqu’un délai raisonnable de l’attente d’une réponse de l’assureur était dépassé, frEsch asbl a fait réparer le moteur à ses frais“, behauptet Waltmans.

Ein letzter Punkt, den sowohl Bunker als auch bereits Richutng22 kritisieren, ist der Personalmangel im B4. Ein dreiköpfiges Team, das sich gemeinsam mit den anderen Verantwortlichen um die Koordination des Zentrums kümmerte, sei innerhalb eines Jahres auf den bereits erwähnten Techniker reduziert worden. Die woxx hat im Gespräch mit Vertreter*innen vom B4 erfahren, dass entsprechende Stellen zwar schon länger ausgeschrieben sind, der Prozess aber stagniere. Darauf angesprochen schreibt Waltmans: „Le processus de recrutement étant toujours en cours, je ne peux pas commenter ce point.“

Ist die anhaltende Kritik der Kulturschaffenden im B4 nur eine böse Unterstellung und frEsch ein Unschuldslamm? Warum häufen sich denn dann die Beschwerden über die ASBL? Und warum herrscht betretenes Schweigen vonseiten der politischen Entscheidungsträger*innen und der ASBL als Ganzes? Bisher wurde nur defensiv auf Kritik reagiert, was nicht den Eindruck erweckt, dass sich um einen konstruktiven, nachhaltigen Austausch mit Kulturakteur*innen, die nicht einer etablierten Institution anhängen, bemüht wird. Doch mehr dazu voraussichtlich in einem Kommentar in den kommenden Tagen.


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