Wärme aus dem Untergrund

Mitte März beginnen die Testbohrungen für ein Geothermie-Projekt auf der Düdelinger Industriebrache Neischmelz. Eine Premiere in Luxemburg.

Auf der Industriebrache „Neischmelz“ soll ein ökologisches Wohnviertel entstehen. Jetzt wird geprüft, ob es möglich ist, es mit Geothermie zu hitzen. Foto: Fonds du Logement.

„Bisher hieß es immer, dass wir für tiefe Geothermie-Projekte in Luxemburg zu wenig Informationen haben. Das ändert sich nun“, erklärt Robert Colbach vom staatlichen geologischen Dienst, der der Straßenbauverwaltung zugeordnet ist. In einer gemeinsamen Pressekonferenz stellten der Dienst, der Fonds de logement und die Stadt Düdelingen das Projekt vor. Erstmals soll in Luxemburg ein tiefes Geothermie-Projekt ausprobiert werden.

Bisher wurde hierzulande lediglich die oberflächennahe Geothermie genutzt, bei der Erdwärmesonden in bis zu 400 Metern Tiefe Einfamilienhäuser mit Wärme versorgen. Das neue CO2-neutrale „Öko-Viertel“, das auf der Neischmelz-Brache entsteht und bei dem 1.000 Wohneinheiten geplant sind, soll mit Erdwärme versorgt werden, wenn die Pläne von Bürgermeister Dan Biancala aufgehen.

Das Verfahren, das nun ausprobiert wird, ist ein hydrothermales System, bei dem Wasser aus einem Aquifer (Grundwasserleiter) gepumpt wird. Oben angekommen wird ihm mittels Wärmetauscher die Wärme entzogen, das kalte Wasser fließt dann durch ein zweites Rohr wieder zurück ins Erdreich. Dafür sind tiefe Bohrungen nötig, denn das Gestein erwärmt sich um ungefähr 3 Grad Celsius pro 100 Meter Tiefe. Die erste Testbohrung soll bis 400 Meter reichen. Je nachdem, wie die Bilanz ausfällt, könnte das Erdwärme-System später bis zu 2 Kilometer in die Tiefe gehen.

Neue Energiequelle für den Süden?

Noch ist allerdings nicht sicher, ob das Verfahren anwendbar ist. Niemand weiß mit Sicherheit, was sich im Untergrund befindet. Neben der genauen Temperatur und der Dicke der einzelnen Gesteinsschichten will man mit den Testbohrungen auch feststellen, wo genau der Luxemburger Sandstein liegt: Diese Schicht gilt als Trinkwasserschutzbereich, weshalb besondere Vorsicht geboten ist.

Zehn Wochen werden die von einer deutschen auf solche Projekte spezialisierten Firma durchgeführten Bohrungen dauern. Dann wird analysiert, ob die angestrebten Temperaturen erreicht werden können und ob die entsprechenden Gesteinsschichten wasserdurchlässig genug sind. Falls das Ergebnis positiv ist, könnte die Erdwärme eine neue Energiequelle für den Minetteraum  darstellen: Zwischen Esch/Alzette und Düdelingen ist laut Colbach Potenzial für tiefe Geothermie vorhanden.


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