8. MÄRZ 2004: Kampf oder Kapitulation

„Ich habe mir so oft gewünscht, dass wir schon weiter sind.“
Diese Liedzeile von Ina Deter passt gut zum Weltfrauentag:
Für eine echte Gleichstellung bleibt noch sehr viel zu tun.

Es ist wieder soweit. Zusammen mit dem Rest der Welt feiert Luxemburg am 8. März den internationalen Frauentag. Demos sind nicht mehr notwendig, um diesen Tag in Erinnerung zu rufen. Er hat sich längst etabliert. Sogar die Abgeordnetenkammer widmet diesem Tag eine Sondersitzung. Was dort geredet werden wird, ist schon Tage vorher leicht zu erraten: Es geht voran mit der Frauenemanzipation, etwas langsam zwar, aber immerhin. Schließlich hat Luxemburg ein Frauenministerium.

Schon der soeben erschienene Bericht der Chancengleichheitskommission macht deutlich, in welche Richtung die Geschlechterpolitik dieser Regierung steuert, trägt er doch allzu deutlich die christlich-soziale Handschrift. Im zweiten Absatz der Schlussfolgerungen wird das Los der Hausfrauen bedauert, denen bei Scheidung der Absturz in die Armut droht. Famill 2000 fordert zum Schutz eine „Scheidungsrente“. Weibliche Solidarität in allen Ehren, aber ist dies wirklich das Frauenbild, das wir unterstützen sollten?

Die Angebote an Eltern, Kind und Beruf adäquat miteinander zu vereinbaren, haben sich noch nicht wirklich verbessert. Ehepaare, bei denen ein Partner zu Haus bleibt, sind steuerlich begünstigt, nicht-erwerbstätige Mütter erhalten neuerdings eine „Mammerent“. Die Erwerbstätigkeitsrate besonders bei Luxemburgerinnen ist im internationalen Vergleich eher niedrig. Noch immer fehlen gesetzliche Bestimmungen, die Unternehmen dazu verpflichten, speziell die Mitarbeiterinnen zu fördern. Und Frauen verdienen deutlich weniger als Männer.

All dies zeigt: Wir haben es nach wie vor in unserer Gesellschaft mit einem tief verankerten Rollenbild aus den 1950er Jahren zu tun. Der Mann ist der Haupternährer der Familie, die Frau verdient allenfalls ein Taschengeld hinzu. Und deswegen bewegt sich hier zu Lande in der Geschlechterfrage immer noch relativ wenig – offensichtlich kann die Mehrheit der Männer und der Frauen mit dieser Rollenverteilung sehr gut leben. Proteste dagegen gibt es jedenfalls kaum. Dafür umso mehr, wenn am Bild der heiligen Hausfrau gekratzt wird.

In der Opposition sieht es nicht viel besser aus. Zwar jammern auch sie am 8. März, geloben einmal mehr Besserung… doch weiter geht’s in Tippelschritten. Nicht einmal immer vorwärts. Ausgerechnet die LSAP, die sich die soziale Gerechtigkeit auf die rote Fahne geschrieben hat, bleibt auch im neuen Jahrtausend ohne Quotenregelung. Die sozialistischen Frauen selbst haben es so entschieden. Clara Zetkin, marxistische Mitbegründerin des ersten internationalen Frauentages, wird sich bestimmt im Grabe umgedreht haben bei so viel Dummheit. Die Folgen dieses Eigentors lassen sich schon jetzt beobachten: Kaum eine Partei in Luxemburg, die mit so wenig weiblichen Nachwuchs aufwarten kann wie die LSAP.

Und selbst den Grünen, die sich für ihre paritätisch besetzten Listen selbstgefällig auf die Schulter klopfen, ist nicht uneingeschränkt zu trauen: Die Spitzenpositionen auf den Wahllisten bleiben allesamt dem starken Geschlecht vorbehalten. Tja, die Männer wussten in Machtfragen eben schon immer besser zu taktieren. Daran wird sich wohl auch in Zukunft kaum etwas ändern. Es sei denn, die Frauen rappeln sich auf und überdenken den Geschlechterkonflikt. Wie kritisierte einst die Feministin Valerie Solanas ihre Geschlechtsgenossinnen böse: „Wärmflaschen mit Titten“, die sich wie „Tiere“ immer wieder in die Reproduktion schubsen ließen.

Tatsächlich ist das Aufbrechen der traditionellen Arbeitsteilung nach Geschlecht – der Mann verdient das Geld und bleibt im Beruf, die Frau daheim bei den Kindern – nach wie vor der Hauptansatzpunkt für jegliche Frauen- und Männeremanzipation. Das hatten schon frühe Feministinnen wie Hedwig Dohm oder Emmeline Pankhurst begriffen.

Jammern, Diskriminierungen schönreden und an bequem gewordenen Rollen und Privilegien festhalten, aber bloß nicht die Konfrontation mit dem Partner suchen, bringt der Frauensache gar nichts. Wer eine andere Welt haben will, muss dafür kämpfen. Egal ob Frau oder Mann.

Alle anderen können zu Hause bleiben.


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