2. Mierscher Theaterdeeg: Theater ist Frauensache

Frauen stehen dieses Wochenende im Mittelpunkt der „2. Mierscher Theaterdeeg“. Ein Programm mit vielen Highlights – und einer Schwachstelle.

Die zweite Ausgabe der „Mierscher Theaterdeeg“ kommt gesellschaftskritischer daher als die Premiere 2021 und setzt feministische Schwerpunkte. (Copyright: Mierscher Kulturhaus)

Für Theaterliebhaber*innen mit feministischer Ader ist Mersch am Wochenende der Schauplatz schlechthin: Die zweite Auflage der „Mierscher Theaterdeeg“ rückt Frauen im zeitgenössischen Theater in Luxemburg ins Scheinwerferlicht. Zwar erscheint die Printausgabe der woxx einen Tag nach der Auftaktlesung mit der Schriftstellerin Nathalie Ronvaux im Centre national de littérature, doch das Programm hält auch in den kommenden Tagen Höhepunkte bereit.

Dazu zählen zweifelsfrei die beiden Veranstaltungen mit der Regisseurin und Schauspielerin Larisa Faber. An diesem Freitag, dem 2. Juni, präsentiert sie sowohl ihre Kurzgeschichte „To My One and Only Daugther“ als auch ihr Stück „stark bollock naked“. Während sich die Kurzgeschichte mit dem problematischen Verhältnis zwischen Tochter und Vater auseinandersetzt, tickt in der Tragikomödie „stark bollock naked“ die biologische Uhr. Es geht um Selbstermächtigung und den Umgang mit gesellschaftlichen Anforderungen an gebärfähige Personen, aber auch um deren Erwartungen an sich selbst. Themen, die Faber dauerhaft beschäftigen, wie zuletzt in ihrem Musical „Good Girls“ über die Entdramatisierung von Schwangerschaftsabbrüchen. Im Januar sprach Faber im Kulturpodcast „Um Canapé mat der woxx“ über Tabubrüche in der luxemburgischen Kulturszene und offenbarte, welche Hürden sie bisher deswegen überwinden musste. Am Freitag liest die Schauspielerin Nora Zrika um 18:30 Uhr zu Livemusik von Edsun aus „To My One and Only Daughter“ vor; um 20 Uhr wird „stark bollock naked“ mit Larisa Faber und der Performerin Eugénie Pastor aufgeführt. Es folgt ein Austausch mit Larisa Faber.

Die Theatertage gehen gesellschaftskritisch weiter, wenn am Samstagabend im Zuge eines Rundtischgesprächs über Feminismus, Sexismus und Theater gesprochen wird. Warf die woxx dem Mierscher Kulturhaus 2021 vor, das Thema der damaligen Diskussionsrunde sei angesichts kontroverser Debatten in der Theaterwelt banal („Text an Zäit. Wéi eng Sujeten a Formen fuerdert eis Aktualitéit?“), klingen die angesprochenen Themen des diesjährigen Austauschs zumindest auf dem Papier vielversprechend. Immerhin geriet in den letzten Monaten verstärkt Bewegung in die Aufarbeitung von Machtmissbrauch und anderen Gewaltformen in der nationalen Kulturszene.

Sexismus in der Kulturszene

Im November 2022 kam das Thema in der Konferenz „Unmute Power Abuse“ in der Abtei Neimënster auf: Damals teilten die drei internationalen Organisationen Engagement, Syndicat français des artistes interprètes und Whistle ihre Maßnahmen gegen sexualisierte Gewalt, Machtmissbrauch und Diskriminierung in der Bühnenkunst. In Luxemburg gibt es kein vergleichbares Organ, das sich jedoch im Laufe der Diskussion und bei Recherchen der woxx als notwendig erwies. Die Konferenz ist auf Youtube zu sehen, der dazugehörige Artikel der woxx mit Stellungnahmen von Ainhoa Achutegui, Direktorin der Abtei Neimënster, und Bernard Baumgarten, Leiter des TROIS C-L, ist auf woxx.lu und in der Ausgabe 1710 nachzulesen. Interessant ist in dem Zusammenhang auch eine weitere Folge des Kulturpodcasts der woxx („Sexismus an der Kulturzeen“). Im März sprachen Claire Schadeck und Nathalie von Laufenberg vom CID Fraen an Gender allgemein über Sexismus in der Kulturszene, auch in Bezug auf die Vermarktung von Kulturschaffenden, den Umgang mit Sexismus in Kulturproduktionen und politische Lösungen.

Das Rundtischgespräch im Rahmen der „Mierscher Theaterdeeg“ soll die Rolle von Frauen vor, auf und hinter der Bühne hinterfragen. „Besonders in der aktuellen Saison sind junge, engagierte Künstlerinnen mit frauenspezifischen Themen in den luxemburgischen Theatern zu sehen“, heißt es als Begründung für den Schwerpunkt. An der Debatte beteiligen sich unter anderem Gintare Parulyte, Schauspielerin, Regisseurin und Schriftstellerin, Nora Zrika und Pablo Chimienti von der Theater Federatioun sowie Koordinator der Gruppe „Power Abuse“. Die Moderation übernimmt die Journalistin Anina Valle Thiele. Die Veranstaltung beginnt um 18:30 Uhr.

Abgesehen von den hervorgehobenen Veranstaltungen gibt es über das Wochenende hinweg Lesungen in Zusammenarbeit mit dem Luxemburger Schriftsteller*innenverband A:LL (Samstag: 16 bis 18 Uhr; Sonntag: 11 bis 15 Uhr). An beiden Tagen (Samstag: 20 Uhr; Sonntag: 16 Uhr), zudem ist Gintare Parulytes Stück „Lovefool“, eine One-Woman-Show über toxische Männlichkeit, die Suche nach Zuneigung und Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern, mit Kristin Winters zu sehen. Auch die Konzertlesung von Fabienne Elaine Hollwege „Dazwischen frei“ dreht zwei Runden (Samstag: 21:30 Uhr; Sonntag: 17:30 Uhr): Die Vorstellung basiert auf Hollweges Buch „To live heißt Leben und Liebe heißt love“ und stellt das Dasein als Frau in den Fokus.

Damit wären wir auch beim Minuspunkt der Programmierung angelangt: Die beiden letzten Theatertage fallen bis auf die wechselnden Autor*innen von A:LL fast identisch aus. Dabei hätte es sich angeboten, beispielsweise die Perspektiven offen lesbischer und queerer Künstler*innen oder Theaterschaffender einzubeziehen, um weitere Impulse zu setzen, und so Wiederholungen zu vermeiden.

2. Mierscher Theaterdeeg, noch bis zum 4. Juni im Mierscher Kulturhaus. Weitere Informationen unter kulturhaus.lu

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