Aseptisch, umständlich und langweilig ist die neue Ausstellung „The Space of Words“ im Mudam.
„Die Götter langweilten sich, darum schufen sie die Menschen (…) dann wuchs die Menge der Menschen auf Erden, und sie langweilten sich en masse. Um sich zu unterhalten, kamen sie auf den Gedanken, einen Turm zu bauen, so hoch, dass er bis in den Himmel rage. Dieser Gedanke ist ebenso langweilig, wie der Turm hoch war.“ So sinnierte der – durchaus umstrittene – dänische Philosoph Søren Kierkegaard über das Gefühl der Langeweile. Dieses Gefühl des Überdrusses befällt einen auch in der neuen Ausstellung des Mudam „The Space of Words“. Und das obwohl es letztlich um Kommunikation geht: Elf Künstler versuchen mittels – insbesondere minimalistischen – Installationen und Filmprojektionen die vielfältigen Beziehungen zwischen Sprache und Raum auszuloten und das teils bis zur brachialen Sinnlosigkeit. Letzteres ist denn auch das Gefühl, das dem Besucher bleibt: Ein flaues Gefühl der Leere sowie die Feststellung, dass dieser Ausstellung sicher schnell vergessen wird.
Verglichen mit der lustvoll-zerstörerischen Sprachverwirrung zu Anfang des 20. Jahrhunderts, als etwa ein Hugo von Hofmannsthal schrieb, dass ihm die „Worte im Munde wie modrige Pilze zerfielen“ – wirkt diese Ausstellung geradezu aseptisch. So hat sich der Künstler Marcel Broodthears zu Lebzeiten am Schriftlauf des Gedichtes „Un Coup de Dés jamais n’abolira le hasard“ von Stéphane Mallarmé inspiriert: Gezeigt werden Aluminiumplatten auf denen die Worte des Gedichtes durch schwarze Balken ersetzt wurden. Auch bei der Arbeit von Harald Klingelhöller werden Textzeilen abstrahiert: In seinen Schrankversionen aus Gips oder Aluminium entsprechen die halboffenen Schubladen der Anordnung der Worte eines bestimmten Titels.
Edward Ruscha will dagegen in seinen breitformatigen Akrylgemälden eher auf die Unvereinbarkeit von Bild und Schrift verweisen: So hat er eine Industriehalle mit dem Schriftzug „Tool & Die“ versehen. Fast ebenso abstrakt und umständlich ist die Arbeit „A Sheet of Paper on Which I Was About to Draw, As It Slipped From My Table And Fell to the Floor“ von Ryan Gander. Auch hier geht es um das Verschwinden von Sinn: Neben zwei großformatigen Postern, die im Atelier des Künstlers aufgenommen wurden, auf denen leere Blätter im Raum schweben, setzt sich die Arbeit aus etwa hundert Kristallkugeln zusammen, in die jeweils die Form eines fallenden unbeschriebenen Blattes graviert wurde – als Verweis auf unrealisierte, mögliche Projekte. „All diese Dinge sind auf die eine oder andere Weise miteinander verbunden, aber manchmal sind die Assoziationen zwischen den Ideen etwas unklar“, diese Worte Ganders mit denen er im Jahre 2002 einen Vortrag begonnen hatte, treffen insgesamt auf die Ausstellung zu.
Im Mudam bis zum 25. Mai.
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