Comics, Pop-Art und Werbung sind die Inspirationsquellen für Arny Schmit und bieten ihm Vorlagen, die er gekonnt verfremdet und in neuen Kontexten darstellt. Dabei schafft er Collagen aus Bild und Text, die mit leisem Spott ironische Spitzen verschießen.
Neben kleinen Installationen werden einige seiner Gemälde aktuell in der Galerie Toxic in Luxembourg ausgestellt. Wegen des Formats seiner Bilder und der beschränkten Größe des Raumes fiel die Wahl der Präsentation schwer und ließ demnach nur eine Möglichkeit zu. Mit zwei Metern auf eins-sechzig Kantenlänge sind seine Bilder wahrlich raumfüllend und so wird eine Wand in der, sich wie ein Schlauch nach hinten ziehenden Galerie, komplett von acht seiner Werke bedeckt. Dicht an dicht mit wenigen Zentimetern Platz zwischen ihnen hängen sie da, und man fragt sich wie das gut gehen konnte und warum der Betrachter nicht erschlagen wird. Letztlich ist es seinen Motiven zu verdanken, dass aus den „kleinen“ Collagen eine Große wurde.
Für die Ausstellung mit dem Titel „Mol dru kratzen goen“ wurden Portraits ausgewählt, deren Vorlagen meistens aus der Werbung stammen. Diese hat er aus ihrem Sinnzusammenhang gerissen und mit einem eigenen Motto und anderen Elementen neu inszeniert und ihnen mit dem neuen Hintergrund auch einen eigenen Rahmen gegeben. So wirken seine Bilder fast wie eine wilde Neuinterpretation der Motivik des Jugendstils. Am wichtigsten aber ist der erwähnte Text, der nicht einfach plump über das Bild läuft, sondern klug darin arrangiert ist und zum Teil nicht nur den Betrachter in seiner Sichtweise sondern aus sich heraus auch die gezeigten Gesichter selbst beeinflusst. Prägnantes Beispiel dafür ist das Gemälde mit dem Titel „Nur Fliegen ist schöner“, das eine asiatische Stewardess zeigt, deren Vorbild aus einer Werbung für eine Fluglinie in den Fünfziger Jahren zu stammen scheint. Schmit hat das Wörtchen „Nur“ derart verzerrt, dass es sich wie ein Pfeil durch den Kopf der Flugbegleiterin bohrt.
So gelingt es Schmit den Betrachter auf neue Fährten zu führen: Er kratzt an der Oberfläche und legt die darunter liegenden Schichten frei. Daraus muss nichts wirklich Tiefgründiges entstehen, aber der Witz auf Kosten anderer reicht meistens schon für gute Unterhaltung. Neben den einnehmenden Bildern gehen seine Installationen, die im Eingangsbereich gezeigt werden, beinahe unter, obwohl ihnen im Verhältnis wesentlich mehr Raum zur Verfügung steht. Das mag auch daran liegen, dass sie vor einer spiegelnden Folie arrangiert sind, die unweigerlich wieder die gegenüber hängenden Gemälde ins Blickfeld rückt.
Allerdings wirken die Objekte in ihrer Ausführung und ihrem Arrangement auch eher wie eine Spielerei und lassen zu wenig von Schmits Talent erkennen. Fast ist es, als ob man das Zimmer eines Jugendlichen betrete, der seine Möbel verkauft hat. Vielleicht auch deshalb, weil Schmit hier verstärkt sein Faible für Comics und den doch etwas rüden Witz von Hara-Kiri zum Ausdruck bringt.
Arny Schmit gehört in Luxembourg eher zu den unbekannten Künstlern und ist bisher auch nur in relativ wenigen Einzelausstellungen gewürdigt worden. Und das ist schade. Seine Bilder gehören zum Besten, was seit längerem zu sehen war. Vor allem ihr Witz macht sie sehenswert. Keine aufgesetzte Tiefe, sondern Spaß an der Sache und das ohne Einbußen in der Technik.
Das macht Arny Schmit zu einem Künstler mit dem man gerne mal ein Bier trinken gehen würde und den Ausstellungsbesuch zur Pflicht.
Noch bis zum 29. Januar in der Galerie Toxic.
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