GRUPPENAUSSTELLUNG: Zwei Welten

Gleich zwei Künstlerinnen sind es, die mit der aktuellen Ausstellung in der Galerie Zidoun in Luxemburg präsentiert werden. Verschwenderisch viel Raum steht nicht zur Verfügung, und so werden von der einen „nur“ drei großformatige Arbeiten gezeigt, während von der anderen vier kleinere Bilder und eine wandfüllende, fast den Raum sprengende Collage ausgestellt sind. Beide Künstlerinnen leben und arbeiten in den Vereinigten Staaten.

Njideka Akunyili ist 1983 in Nigeria geboren, lebt aber schon geraume Zeit in den USA. Sie gilt vielen als hoffnungsvoller Stern am Kunsthimmel und nahm im letzten Jahr teil am „Artist-in-Residence“-Programm des Studio-Museums in Harlem, das besonders afrikanische Künstler unterstützt. Ihr Kontakt nach Nigeria ist dabei nie abgerissen und auch die Trauung mit ihrem amerikanischen Ehemann fand dort statt.

Und dieser Bezug zu ihren Ursprüngen ist der rote Faden, der sich durch ihre Arbeit zieht: Der Unterschied zwischen der sogenannten westlichen und der afrikanischen oder genauer nigerianischen Kultur, die immer noch von den ehemaligen Kolonialmächte geprägt ist. Und Akunyili findet dafür in ihren Collagen beredte Beispiele, wie etwa eine Richterbank mit den typisch britischen, weißen Perücken.

Doch noch wichtiger sind ihr die Menschen. Dabei stellt sie nicht nur andere, sondern häufig auch sich selbst in den Vordergrund. Diese Menschen stehen im Zentrum festgehalten mit Acrylfarbe und Buntstift. Die Collage aus Fotografien, Werbeanzeigen und Journalseiten füllt die Flächen, so beispielsweise auch die Kleidung der Protagonisten. Sie werden von der Gesellschaft quasi umschlungen. Wobei sie hier ebenfalls nicht davor zurückschreckt Privates einfließen zu lassen und auch Fotografien von ihrer eigenen Hochzeit verwendet.

Besonders bemerkenswert ist eine Arbeit, die sie eng umschlungen mit ihrem weißen Ehemann zeigt. Während sie sonst auf eine natürliche Darstellung in den Farben achtet, ist ihr Mann hier wirklich weiß und erscheint dadurch viel eher als ein Geist. So hat sie in dieser einen Umarmung alle Sichtweisen und Vorurteile, alle sich daraus ergebenden Möglichkeiten – positiv wie negativ – zusammengefasst.Doch allein schon durch die farbenfrohe Umsetzung ihrer Arbeiten kommen negative Gedanken kaum auf.

Nicht ganz so bunt treibt es Abigail DeVille. Sie ist 1981 in New York geboren, lebt und arbeitet inzwischen aber in New Haven, was bei einer Entfernung von anderthalb Fahrstunden für amerikanische Verhältnisse freilich nebenan liegt. Selbstverständlich hat auch sie ihren Bezug zu New York nicht verloren, und er taucht auch immer wieder in ihren Arbeiten auf. Doch ist dieser Bezug kein eigentliches Anliegen von ihr.

Ihr ist es wichtig Menschen aus den gesellschaftlichen Unterschichten eine Stimme zu geben, die sonst allzu leicht und vor allem bereitwillig überhört werden. Dazu nimmt sie sich deren Umgebung an und nutzt Weggeworfenes und Verlorenes für ihre Arbeiten. Im Ansatz kann man dies erkennen bei den vier kleineren Bildern, die von ihr ausgestellt sind. Hier arbeitete sie mit Motoröl, Kohlenstaub und Dollarnoten auf Papier. Da ist keine Farbe mehr, nur Grautöne, nicht einmal das Grün der Dollars. Deutlicher wird ihr Anliegen und ihre Arbeitsweise bei ihrer gewaltigen Collage, die aussieht wie eine riesige Anklage, aber auch eine Hommage an die Bronx, chaotisch und unüberschaubar. Auch hier keine Farben.

Dass ihre Bilder auch noch mit gewöhnlichen Reißzwecken an die Wand gepinnt sind, betont eine gewisse Kampfbereitschaft. Es ist kaum zu glauben, dass diese beiden in ihrer Arbeit so unterschiedlichen Künstlerinnen problemlos nebeneinander ausgestellt werden können, aber es funktioniert und ist zweifellos sehenswert.

In der Galerie Zidoun, noch bis zum 9. März


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