Im Februar überlässt die woxx der Illustratorin Charlotte Muniken ihr Backcover. Beim Plausch zum Einstand verrät die Künstlerin, was sie an Hasen schätzt und warum sich sexualisierte Posen und Feminismus für sie nicht ausschließen.
woxx: Charlotte, in deiner Arbeit taucht immer wieder ein Hase auf, auch auf der Rückseite dieser woxx. Was hat es damit auf sich?
Charlotte Muniken: Der Hase ist einfach das coolste Tier zur Darstellung! Schon als kleines Kind habe ich immer wieder Hasen gemalt. Ob als imaginäres Haustier, Cartoon- oder Roboterhase oder auch oft zur anthropomorphen Selbstdarstellung – ich finde der Hase gibt einem Künstler einfach viele Möglichkeiten, was die Stilisierung angeht. Als Bild ist der Hase ikonisch und hat etwas Mystisches an sich. Ich kann mich auch irgendwie damit identifizieren, mit einem kleinen Hasen, der nervös herumspringt.
In deinen Comics geht es unter anderem um die Tabuisierung der Menstruation, um Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern und Kritik an Polizeigewalt. Verstehst du deine Kunst als politischen Akt?
Ich spreche in meiner Kunst gerne Themen an, die mir im Alltag nahe sind oder in meinem Umfeld viel besprochen werden. Feminismus und Intersektionalität, Gender Equality und Umwelt sind Themen, mit denen ich mich in meinem Privatleben viel befasse und die ich dementsprechend manchmal visuell in meinen Illus- trationen wieder aufgreife. Ich denke, Kunst muss nicht immer politisch motiviert sein, aber jeder Künstler, der etwas von Herzen teilt oder etwas durch seine Kunst kritisiert, ist irgendwo politisch – egal ob das immer beabsichtigt ist oder nicht.
Unter deinen Illustrationen befinden sich viele genderneutrale Figuren, aber auch mindestens eine weiblich lesbare Figur, die in einer sexualisierten Pose dargestellt ist. Warum dieser Kontrast?
Ich denke, dass das eine unbewusste Wahl ist, die ich immer wieder treffe. Eher genderneutrale oder mehrdeutige Charaktere sind oft die, die ich in Serien und Büchern am coolsten finde und mit denen ich mich identifizieren kann. Das spiegelt sich in meiner Kunst. Ich illustriere aber auch immer wieder gerne weiblichere Figuren, vor allem wenn sie von „badass“ Frauen und Freundinnen in meinem Leben inspiriert sind. Ich bin auch ein Megafan von Kitsch, Pastelrosa und hyperfemininer Mode, was ich gern mit sexualisierten Posen oder „roughen“ Elementen kontrastiere, wie etwa Totenköpfen, Tattoos, Piercings …
Auf Instagram gibst du für dich selbst die Pronomen she/they an. Wie wichtig ist es dir, das Thema Gender in deine künstlerische Arbeit einfließen zu lassen?
Extrem wichtig – und irgendwie so gar nicht. Ich identifiziere mich als genderfluide Person, das heißt, dass ich mein Gender als fluide und flexibel empfinde, nicht als einen fixen Punkt auf oder außerhalb des Genderspektrums. Wie schon in der letzten Antwort besprochen, fließt das immer wieder in meine Arbeit ein. Es ist mir wichtig, durch meine Kunst Alternativen zur stereotypen Gendernorm darzustellen, was ich auch unbedingt in Zukunft in meinen Projekten noch intensiver entdecken und thematisieren möchte.