Besinnliche Weihnachtszeit? Von wegen: In der Lucky’s Luke in Trier wird kurz vor Heiligabend noch mal tüchtig dem Satan gehuldigt.
Man kennt es, dieses unbehagliche Gefühl kurz vor den Winterferien, wenn das aus jedem Radio dudelnde „Last Christmas“ von Wham zur auditiven Folter wird, einem die Weihnachts-Shopper-Masse so auf die Nerven geht, dass man Lust hätte, Unsagbares zu tun und die Aussicht, der lieben Familie (und den politischen Gesprächen nach dem dritten Absacker) für mehr als 48 Stunden wehrlos ausgeliefert zu sein, einem Tränen in die Augen treibt.
Aber, nicht weinen! Kurz vor dem Finale des diesjährigen Konsum-, Ess- und Trinkmarathons wird in der einschlägigen Lucky’s Luke in Trier noch einmal ein Antidot verabreicht, das stark genug sein sollte, sämtliche Aggressionen zu bündeln und unschädlich zu machen. Die Rede ist natürlich von Metal-Musik – und das nicht zu knapp, gleich in dreifacher Dosis. Zu den Hauptacts des Abends gehören sicherlich die Lokalhelden von Ichor. Seit über zehn Jahren sind die fünf mehr oder weniger jungen Herren in der Metalszene aktiv und haben bereits fünf Platten auf dem Kerbholz – davon vier Longplayer. Das letzte Album, „Hadal Ascending“, ist denn auch dieses Jahr aus der Hölle zu uns aufgestiegen, beim deutschen Label Unholy Conspiracy Deathwork erschienen und zuvor in den Hertz Studios in Polen aufgenommen. Letzteres ist sicher kein Zufall, denn auch die polnischen Death-Metal-Legenden von Vader haben sich öfters in diesen Gemäuer getummelt, ebenso die Kollegen von Decapitated oder Behemoth. Die Musik von Ichor ist der dieser Idole nicht unähnlich, wenn auch einen Tick weniger klassisch. Die Blast-Beats knallen immer noch gut in die Magengrube, wechseln sich aber durchaus auch mit etwas groovigeren und bisweilen sogar melodischeren Passagen ab. Das Konzert am 22. Dezember gilt übrigens auch als Release-Party für das letzte Album.
Auch lecker, die ebenfalls aus der Trierer Umgegend stammenden „Menschenfresser“. Das 2006 gegründete Trio beschreibt seinen Stil als Horror Metal – und nimmt sich dementsprechend nicht besonders ernst. Höhepunkt ihrer bisherigen Karriere scheint laut der eigenen Website ein Konzert als Opener der amerikanischen Ur-Metaller von Cannibal Corpse im Jahr 2015 gewesen zu sein. Die deutschsprachigen Songs der Band kommen zwar weit weniger brutal rüber als die von Ichor, dies sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch hier großes Potenzial zum Abmoshen besteht.
Weitaus weniger Infos gibt es zum Opener „Ascending Wrath“ – die Facebook-Seite bietet nicht das kleinste Soundbite und auch das Logo scheint eher hastig zusammengestellt. Nur die Stil-Indikation Trash Metal gibt einen kleinen Hinweis darauf, wo die Reise hinführen könnte. Aber da es sich auch um den ersten Gig der noch recht jungen Formation zu handeln scheint, ist ein perfektes Marketing wohl noch nicht vorhanden.
Also, aufhören mit Jammern ihr Weihnachtshasser*innen – und dafür noch mal so richtig abrocken. Dann klappt das auch mit dem Fest der Besinnlichkeit.