WIDER DIE STRAFLOSIGKEIT: Die Vergangenheit ruht nicht

Bianca Schmolze und Knut Rauchfuss liefern ein lesenswertes und sorgfältig recherchiertes Standardwerk über den Kampf für die juristische Aufarbeitung von Verbrechen, die während Militärdiktaturen oder Bürgerkriegen begangen wurden.

Gerechtigkeit für die „Desaparecidos“: Angehörige (hier in Uruguay) fordern Informationen über den Verbleib von „verschwundenen“ Regimegegnern und die Bestrafung der Verantwortlichen.

Ein Held war Adolfo Scilingo nicht. Eher das Gegenteil. Der Korvettenkapitän beteiligte sich an den Verbrechen des argentinischen Militärregimes. Um einen Freund und Folterer zu rehabilitieren, dem die Marine die Beförderung verweigert hatte, und ihn nicht als Mitglied einer Bande innerhalb der Armee darzustellen, packte Scilingo aus. Er erzählte von den „Todesflügen“, bei denen gefolterte politische Gefangene während der Diktatur von 1976 bis 1983 lebend in den Río de la Plata geworfen wurden. mehr lesen / lire plus

SPITZE FEDERN: Trotzki, der Troubadour

Ein Bildband mit Karikaturen, die führende Bolschewiki voneinander angefertigt haben, verdeutlicht die Stalinisierung der Sowjetunion.

Auch auf dem Papier gab’s mit ihm
wenig zu lachen: Stalin, gezeichnet von Nikolai Bucharin.

Gegenwärtig wird von vielen bürgerlichen Historikern die Geschichte des Kommunismus sehr einseitig und sehr vereinfacht geschrieben. Für die UdSSR stehen die Verbrechen der Stalin-Ära im Vordergrund. Mit dem Kampfbegriff des Totalitarismus werden Kommunismus und Faschismus – die schärfsten Gegensätze des 20. Jahrhunderts – in einem Begriff zusammengefasst. Viele Forscher arbeiten an einem Vergleich der „zwei deutschen Diktaturen“; während die nationalsozialistische Diktatur Leichenberge und Trümmerberge hinterlassen hat, hat die DDR Aktenberge hinterlassen, die einigen Tausend Menschen noch für Jahre oder Jahrzehnte Arbeit und Brot geben. mehr lesen / lire plus

NATIONALSOZIALISMUS: Mörderische Sachlichkeit

Tiefe Einblicke in das Getriebe des „Dritten Reichs“ und die Mentalität der Deutschen gewähren die Bücher zweier Zeugen der damaligen Zeit.

„Der deutsche ‚Träumer’ und ‚Idealist’ ist zum brutalsten ‚Pragmatiker’ geworden, den die Welt je gesehen hat“ (Marcuse): Parade des Reichsarbeitsdienstes auf dem Zeppelinfeld in Nürnberg anlässlich des Reichsparteitags von 1936.
(Foto: faculty-web@northwestern.edu)

Zum Geschäft der Vertreter konkurrierender Forschungsansätze über den Nationalsozialismus gehört es nicht zuletzt, sich gegenseitig die Qualität und Quantität der herangezogenen Quellen madig zu machen. So kommt es, dass sich bei der Lektüre, thematisch bedingt ohnehin kein Vergnügen, manchmal auch noch der Zweifel einstellt, ob der Interpretation des Materials durch den Autor überhaupt zu trauen ist. mehr lesen / lire plus

POLITIKERLEBEN: Joschka mittendrin

Die Welt als Discokugel – auch in seiner Autobiografie inszeniert sich der ehemalige deutsche Außenminister als Star*.

Der künftige Ratspräsident und sein Vize? Jedenfalls zwei Meister der Selbstinszenierung – Fischer und Juncker verfügen zwar nicht über das gleiche Parteibuch, jedoch über viel Gespür dafür, wie man selbst eine skeptische Menschenmasse für sich gewinnt.

Als Karl Marx seinerzeit das Wort von den „Charaktermasken“ schuf, zielte er auf den ebenso abstrakten wie übersubjektiven Zwang ab, unter dem die Einzelnen im Kapitalismus dazu getrieben werden, in der Rolle des Unternehmers, Arbeiters, Politikers, etc. zu agieren. Der Gesellschaftskritiker durfte zu Zeiten des Liberalismus jedoch hoffen, dass sein kritischer Begriff vom Subjekt in der kapitalistischen Gesellschaft nicht unmittelbar mit diesem Subjekt identisch ist, dass – vereinfacht gesagt – die Realität des Menschen also nicht ganz so jämmerlich aussieht, wie von ihm angenommen. mehr lesen / lire plus

MICHEL ONFRAY: Misère de l’idéalisme

Avec „Les sagesses antiques“, Michel Onfray inaugure une série de six tomes consacrée à une historiographie critique et virulente de la philosophie institutionnalisée.

Michel Onfray, „Contre-histoire de la philosophie 1 –
Les sagesses antiques“, Editions Grasset et Fasquelle, 2006.

Michel Onfray part en guerre. A nouveau. Dans un de ses derniers ouvrages, le „Traité d’athéologie“, qui fit polémique en France, Onfray remettait les trois religions du Livre à leur place, dans le camp de ces doctrines fondamentalement hostiles à l’humain. Cette fois-ci, le „philosophe du plaisir“ libertaire qui se définit comme un marxo-freudien, s’engage dans une campagne d’envergure. Avec „Les sagesses antiques“, Michel Onfray signe le premier de six tomes de sa „Contre-histoire de la philosophie“. mehr lesen / lire plus

CHOMAGE ET MONDIALISATION: Quel modèle social?

La France a besoin de réformes, explique un récent livre, mais pas n’importe lesquelles. Le modèle nordique, dont il s’inspire, pourrait également intéresser le Luxembourg.

Alain Lefebvre et Dominique Méda, Seuil 2006

Les modèles sont en débat. Quelques années difficiles font conclure à l’échec du modèle „Polder“, l’étude Pisa éveille l’intérêt pour le modèle finlandais. Et une tripartite houleuse, suivie de la reprise de Mittal par Arcelor, pose la question de la préservervation du modèle luxembourgeois. Dans le contexte grand-ducal, un livre intitulé „Faut-il brûler le modèle français?“ paraî t a priori comme d’un intérêt limité. Cela change quand on sait que la coautrice Dominique Méda n’est pas une chantre du libéralisme, mais une progressiste connue pour ses critiques du productivisme. mehr lesen / lire plus