LuxFilmFest: An Zéro – Comment le Luxembourg a disparu

Eine Dokufiktion zeigt, was bei einer Nuklearkatastrophe im Kernkraftwerk Cattenom passieren würde. Neben den unmittelbaren Auswirkungen werden auch kulturelle und soziale Folgen beleuchtet.

(Foto © Skill-Lab)

Vermutlich haben die meisten Einwohner*innen Luxemburgs das Szenario schon einmal in ihrem Kopf durchgespielt: Ein schwerwiegender Unfall im Atomkraftwerk Cattenom, und dann? Außer Jodtabletten und der Anweisung, das Radio zu hören, gibt es nicht viel offizielle Hilfestellung. Ähnlich ratlos verhalten sich auch die Protagonist*innen des Films „An Zéro – Comment le Luxembourg a disparu“. Da ist der Anwalt (Luc Schiltz), der seine Tochter von einem Termin beim Augenarzt in Luxemburg-Stadt abholt und zurück nach Esch-Alzette – in Richtung Gefahr also – fährt, um gemeinsam mit seiner Frau (Fabienne Hollwege) das Land verlassen zu können. Oder die Journalistin Emma (Sophie Mousel), die sich Stunden vor Bekanntwerden der Katastrophe noch beschwert hatte, in Luxemburg würde nie etwas passieren.

Die Spielfilmszenen werden durch Interviews unterbrochen, in denen Expert*innen aus Bereichen wie Energie, Politik, internationales Recht, aber auch Kultur und Geschichte ihre Einschätzungen abgeben, was im Ernstfall passieren würde. Das reicht von den nüchternen Betrachtungen eines CGDIS-Leiters, dass es nichts für den GAU in Cattenom zu planen gäbe, weil man in dem Fall nicht viel tun könne, bis hin zur Umweltministerin Carole Dieschbourg (Déi Gréng), die auf das Luxemburger Entschädigungsgesetz für Atomkatastrophen hinweist.

Der Film zeigt fiktionale Ereignisse, die sich jedoch an einer realistischen Situation orientieren. Drei Jahre nach dem Reaktorunfall leben die Luxemburger*innen verstreut in Camps in Deutschland und Frankreich. Einige, wie Emma, setzen sich für den pensionierten Whistleblower ein, der Stunden vor den Behörden auf den sozialen Netzwerken Alarm geschlagen hatte und damit zwar eine Massenpanik auslöste, vielleicht aber einigen das Leben rettete. Gleichzeitig stellt sich die Frage: Was bleibt von Luxemburg übrig, wenn sein Territorium nicht mehr bewohnbar ist? Wird die luxemburgische Sprache erhalten bleiben oder assimilieren sich die Überlebenden in jene Gesellschaften, die sie aufnehmen? Das wird vor allem von den Expert*innen in den Interviewszenen diskutiert.

„An Zéro“ – eine Koproduktion von Skill Lab und dem NDR –, in der die drei Landessprachen vorkommen, stellt viele spannende Fragen, verzichtet jedoch darauf, endgültige Antworten zu geben. Weder das Chaos der Evakuierung noch die Identitätsfindung Jahre nach dem Unfall werden wirklich gezeigt, denn dazu nehmen die Aussagen der Expert*innen zu viel Raum ein. Hier wäre es wünschenswert gewesen, wenn mehr von dem Diskutierten auch in den Spielfilmszenen gezeigt worden wäre. Ein sehenswertes Gedankenexperiment, das von hervorragenden Schauspieler*innen getragen wird, ist „An Zéro“ jedoch allemal.

An Zéro – Comment le Luxembourg a disparu“ läuft am Sonntag, dem 7. März um 19h im Kinepolis Kirchberg, ab dem 8. März ist er bis zum 14. März auf der Online-Plattform des LuxFilmFests streambar.

 


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