LuxFilmFest 2021: Nemesis

Thomas Imbach filmte sieben Jahre lang von seinem Fenster aus den Abriss des Züricher Güterbahnhofs, der einem Gefängnis- und Polizeizentrum weichen musste. Selten waren Schutthaufen und Baumaschinen so schön anzusehen.

© Okofilm Productions

Bohrmaschinengeräusche in den eigenen vier Wänden sind lästig. Die zweistündige Doku „Nemesis“ über die Dauerbaustelle an dem Ort, wo früher der Züricher Güterbahnhof war? Die ist sehens– und hörenswert. Der Filmemacher Thomas Imbach bietet in seiner Doku weit mehr als nerviges Hämmern und Brummen.

„Der Güterbahnhof ist mein Nachbar, seit über dreißig Jahren“, sagt er online in einem Gespräch mit Tobias Tersteegen vom LuxFilmFestival. „Es war für mich eine Notwendigkeit, seinen Abriss festzuhalten. mehr lesen / lire plus

LuxFilmFest: Hytte

Der luxemburgische Geograf Luc befindet sich auf Sinnsuche im wunderschön gefilmten norwegischen Spitzbergen. Statt sich seinen väterlichen Pflichten zu widmen, bandelt er mit der Lehrerin Ingrid an und versucht die Hütte von Mike, einem Luxemburger Touristen zu finden. Ein etwas anderer Midlife-Crisis-Film, der trotz verwirrendem Ende ein sehenswertes Stück heimischen Kinos ist.

Bewertung der woxx: XX mehr lesen / lire plus

LuxFilmFest: Becoming Mona

Die hart anzusehende Charakterstudie zeigt auf nuancierte Weise die Nachwirkungen innerfamiliärer Gewalt auf.

Mona und ihr Bruder sind nicht älter als zehn als ihre Mutter bei einem Verkehrsunfall ums Leben kommt. Der Vater lernt einige Zeit später die charismatische Marie kennenlernt, sie werden zur glücklichen Patchwork-Familie. Doch irgendetwas stimmt nicht.

Wie schon in der niederländischen Buchvorlage steht auch im Film des Regisseur*innen-Ehepaars Sabine Lubbe Bakker und Niels van Koevorden Monas Perspektive im Zentrum. Mit ihr sind wir Zuschauer*innen anfangs dazu geneigt, Mitleid für Marie zu empfinden. Einmal liegt sie mit tränenüberströmtem Gesicht im Bett, Monas Vater scheint der Grund für ihre Trauer zu sein. mehr lesen / lire plus

LuxFilmFest: Ar Condicionado (Air Conditioner)

In „Ar Condicionado“ von Fradique fallen in Luanda Klimaanlagen vom Himmel. Dazu läuft Jazz. Über ein Märchen, das irritiert und verzaubert.

Copyright: Geração 80

Die Haushaltshilfe Zézinha (Filomena Manuel) und der Sicherheitsbeauftragte Matacedo (José Kiteculo) sollen die defekte Klimaanlage ihres Bosses reparieren. In ihrer Heimatstadt Luanda stürzen seit geraumer Zeit Klimaanlagen in die Tiefe oder geben den Geist auf. Menschen sterben, erschlagen von den Geräten. Warum das passiert, bleibt ein Rätsel. Genauso wie der Film „Ar Condicionado“ (Air Conditioner) von Regisseur Fradique.

Fradique erzählt langsam, nimmt sich Zeit für die Kunst der Kinematographie. Bald wirkt das Mysterium um die herunterfallenden Klimaanlagen nebensächlich. mehr lesen / lire plus

LuxFilmFest: Songs of Repression

Der Dokumentarfilm „Songs of Repression“ zeigt die Gesichter hinter der haarsträubenden Geschichte der deutschen Colonia Dignidad in Chile.

Was früher eine Folterkammer war, ist heute eine Sauna mit Wandtapete. © Final Cut for Real

Das Paradies am Fuße Chiles ist hässlich. Hässlich, weil an diesem Ort über Jahrzehnte hinweg Menschen vom christlichen Prediger Paul Schäfer und seinen Anhänger*innen missbraucht und gequält wurden. Sonnenschein und blauer Himmel machen das Schicksal der Bewohner*innen der deutschen Villa Baviera, bekannt als Colonia Dignidad, auch nicht erträglicher. In „Songs of Repression“ treffen die Dokumentarfilmer*innen Estephan Wagner und Marianne Hougen-Moraga auf zerstörte Identitäten, denen ihre Traumata im Gesicht geschrieben stehen. mehr lesen / lire plus

LuxFilmFest: Aristocrats

Auch wenn „Aristocrats“ durchaus gelungene Elemente enthält, so machen die unnahbaren Figuren und verwirrende Erzählstruktur ihn zu einem mittelmäßigen Seherlebnis.

© Mariko Yamauchi/SHUEISHA, „Aristocrats“ Film Partners

Miki (Kiko Mizuhara) und Hanako (Mugi Kadowaki) sind zwei junge Frauen, die beide in Tokio leben. Damit wären ihre Gemeinsamkeiten bereits alle aufgezählt, wäre da nicht ein gemeinsamer Bekannter: Koichiro (Kora Kengo). Während Miki eine Affäre mit dem angehenden Politiker hat, ist die Beziehung zwischen Hanako und ihm nicht nur ernster, sondern auch offiziell.

Den beiden Frauen stellen sich unterschiedliche Hürden: Eine Heirat zwischen Miki und Koichiro kommt wegen ihrer divergierenden Klassenzugehörigkeiten nicht in Frage. mehr lesen / lire plus

LuxFilmFest: An Zéro – Comment le Luxembourg a disparu

Eine Dokufiktion zeigt, was bei einer Nuklearkatastrophe im Kernkraftwerk Cattenom passieren würde. Neben den unmittelbaren Auswirkungen werden auch kulturelle und soziale Folgen beleuchtet.

(Foto © Skill-Lab)

Vermutlich haben die meisten Einwohner*innen Luxemburgs das Szenario schon einmal in ihrem Kopf durchgespielt: Ein schwerwiegender Unfall im Atomkraftwerk Cattenom, und dann? Außer Jodtabletten und der Anweisung, das Radio zu hören, gibt es nicht viel offizielle Hilfestellung. Ähnlich ratlos verhalten sich auch die Protagonist*innen des Films „An Zéro – Comment le Luxembourg a disparu“. Da ist der Anwalt (Luc Schiltz), der seine Tochter von einem Termin beim Augenarzt in Luxemburg-Stadt abholt und zurück nach Esch-Alzette – in Richtung Gefahr also – fährt, um gemeinsam mit seiner Frau (Fabienne Hollwege) das Land verlassen zu können. mehr lesen / lire plus

Mongolie : Les déchirements des nomades

La projection du film « Les racines du monde » est l’occasion de scruter les conflits entre développement économique et préservation des traditions et de l’environnement en Mongolie.

Les brebis ne sont pas compatibles avec les pelleteuses. Photo du film « Les racines du monde ».

Le père vient chercher son fils à la sortie de l’école primaire. La vieille voiture faite de bric et de broc traverse un paysage de steppe, longe une rivière, le chemin du retour est long. La scène pourrait se situer dans la partie rurale d’un quelconque pays en voie de développement. Quand la voiture arrive, la mère attend devant la maison. mehr lesen / lire plus

LuxFilmFest: Los Lobos

„Los Lobos“ erzählt aus der Perspektive von zwei Kindern von einer prekär lebenden Einelternfamilie mit Migrationshintergrund. Es ist ein Film, der unter die Haut geht.

Copyright: trigon-film

Das Leben von Max (Maximiliano Nájar Márquez) und Leo (Leonardo Nájar Márquez) ist von Regeln geprägt: die Wohnung ordentlich halten, nicht rausgehen, nicht weinen. Die Disziplin, die die alleinerziehende Lucía (Martha Reyes Arias) von ihren beiden Söhnen verlangt, kommt nicht von ungefähr. Während sie den ganzen Tag arbeitet, müssen Max und Leo alleine zuhause bleiben. Beschäftigungsmöglichkeiten gibt es wenige: Wenn die beiden gerauft, gezeichnet und mit einem Papierknäuel Fußball gespielt haben, sind ihre Optionen mehr oder weniger ausgeschöpft. mehr lesen / lire plus

LuxFilmFest: Once upon a Time in Venezuela

Mit ihrem Dokumentarfilm zeigt Anabel Rodríguez Ríos am Beispiel des Fischerdorfs Congo Mirador eindrucksvoll, wie sich die Spaltung und Verwahrlosung Venezuelas auf das Alltagsleben der Bevölkerung auswirkt.

Die Einwohner*innen vun Congo Mirador müssen auf Boote zurückgreifen, um vun einer Wohnung zur anderen zu gelangen. (Copyright: John Márquez)

An rund 260 Nächten im Jahr wird der Himmel am venezolanischen Maracaibo-See von Gewittern erleuchtet – so oft wie nirgendwo sonst auf der Welt. 2014 wurde das Naturphänomen ins Guinessbuch der Rekorde aufgenommen. Ebenjener Gegend rund um das Fischerdorf Congo Mirador ist der Dokumentarfilm „Once upon a Time in Venezuela“ gewidmet, der von den Bewohner*innen dieses zunehmend unbewohnbaren Orts handelt. mehr lesen / lire plus