Schwedische Akademie führt neue Mitglieder ein

Die krisengeschüttelte Schwedische Akademie rühmt sich zum Jahresende mit mehr Frauen im Komitee. Ungern verdirbt man ihr nach zwei konfliktreichen Jahren die Freude, aber was muss, das muss.

CC BY Mastad SA 3.0

Zum Jahresende gibt es nach etlichen Negativ-Schlagzeilen nun positive Neuigkeiten von der Schwedischen Akademie, die den Literaturnobelpreis vergibt. Nach dem Austritt mehrerer Mitglieder, wurden vier neue Gesichter offiziell in die Akademie eingeführt: Tua Forsström, Ellen Mattson, Anne Swärd und Åsa Wikforss. Das „Börsenblatt“ titelte gestern „Neue Mitglieder sollen Nobelpreis-Komitee weiblicher machen“ – was auch immer „weiblicher“ heißen soll – und auch die Schwedische Akademie selbst hebt auf ihrer Website hervor: „From its long history of being a heavily male dominated insitution the Swedish Academy has slowly moved towards better equality. From the 20 December 2019 one third of the chairs will belong to female Academy members.“ Das Selbstlob ist aber nur bedingt berechtigt. Die vier Frauen rücken nämlich für vier weibliche Mitglieder nach. Die Männer dominieren das Komitee also weiterhin. Sara Danius, die bisher als einzige Frau den Posten der oder des ständigen Sekretär*in innehatte, wurde von einem Mann ersetzt. Der große Umschwung in Sachen Gleichberechtigung innerhalb der traditionsreichen Akademie bleibt demnach aus.

Warum ein bisschen Selbstlob nötig ist, lässt sich schnell und einfach erklären. 2018 erschütterte ein Skandal um sexuelle Übergriffe und Interessenkonflikte die Akademie. Jean-Claude Arnault, Ehemann des langjährigen Akademie-Mitglieds Katarina Frostenson, wurde wegen der Vergewaltigung einer Frau angeklagt. Wie der Sender „Deutsche Welle“ berichtete, sollen Recherchen der schwedischen Tageszeitung „Dagens Nyheter“ ergeben haben, dass Arnault jahrelang Mitarbeiterinnen, Ehefrauen und Töchter der Akademie-Mitglieder sexuell belästigt und missbraucht habe. Im Zuge der Missbrauchsvorwürfe wurde außerdem bekannt, schreibt „Deutsche Welle“, dass ein von Arnault geführtes Kulturinstitut von Geldern der Akademie gefördert wurde. Arnault wurde inzwischen zu zwei Jahren Haft wegen Vergewaltigung verurteilt.

Mehrere Mitglieder, unter anderem Frostenson, legten damals ihre Ämter nieder. Das Komitee war zwischenzeitlich handlungsunfähig. Die Statuten der Akademie wurden an die missliche Situation angepasst, sodass inaktive Mitglieder austreten und neue in das Komitee gewählt werden konnten. Die Vergabe des Literaturnobelpreises 2018 wurde auf 2019 verschoben – und auch die doppelte Preisvergabe sorgte indirekt für Konflikte. Preisträger*innen waren Olga Tokarczuk und Peter Handke. Die Entscheidung, Handke auszuzeichnen, sorgte für gemischte Reaktionen, nachdem Handke für Aussagen zum Jugoslawienkrieg heftig in die Kritik geraten war. Noch vor der doppelten Preisvergabe war zudem im Oktober dieses Jahres Göran Malmqvist, unter anderem Linguist und jahrelanges Mitglied der Akademie, verstorben. Sein Sitz ist nach wie vor vakant.


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