Die Regierung wird nicht müde, die Wichtigkeit der Mehrsprachigkeit hervorzuheben. Parallel dazu fördert sie den privilegierten Stellenwert des Luxemburgischen – eine kontraproduktive Vorgehensweise.
Bereits seit Monaten sind Bildungs- und Kulturministerium darum bemüht, den Stellenwert der luxemburgischen Sprache zu stärken. Nachdem vorletzte Woche das Gesetz zur Förderung des Luxemburgischen einstimmig in der Chamber angenommen worden war, stellten Claude Meisch und Guy Arendt am Dienstag der Presse die Resultate der vier „Sproocheronnen“ vor, die im Februar und März organisiert worden waren.
Zunächst ging Meisch generell auf die gegenwärtige Strategie zur Förderung des Luxemburgischen ein. Es ginge dabei nicht darum, sich von Teilen der Bevölkerung abzukapseln, so Meisch. Es fällt schwer, das zu glauben, richtet sich die Kampagne doch in großen Teilen explizit an Menschen, die ohnehin schon Luxemburgisch können und ihre Rechtschreibung ein wenig aufpolieren wollen. Und auch wenn auf der Internetseite sproocheronn.lu nicht viel steht: Der Inhalt ist einzig auf Luxemburgisch verfügbar. Man wird das Gefühl nicht los, dass hier in erster Linie versucht wird, eine bestimmte Wähler*innenschaft anzusprechen.
Auch die Präsentation der Resultate der Sproocheronnen konnte diesen Eindruck nicht mindern. Ganz im Gegenteil. Alles, was hier zur Sprache gebracht wurde, ist längst bekannt: Die Kommunikationsschwierigkeiten in Luxemburger Krankenhäusern, die verschwindenden Dialekte, die zu niedrige Anzahl an Luxemburgischkursen in der Sekundarstufe und, nicht zu vergessen, der tiefgreifende Missstand der nicht in luxemburgischer Sprache verfassten Straßenschilder. Es handelte sich bei der Veranstaltung offensichtlich um reine Selbstdarstellung.
Danach gefragt, welchen Wert es habe, im Kontext der Mehrsprachigkeit dem Luxemburgischen einen übergeordneten Stellenwert zu geben, antwortete Meisch, dass dem nicht der Fall sei. Die Mehrsprachigkeit sei von der aktuellen Regierung nicht weniger gefördert worden als das Luxemburgische. Noch in seiner Antwort, behält Meisch die Dichotomie bei, ohne dass ihm das paradoxale daran aufzufallen scheint.
Sprachbarrieren werden nicht abgebaut, sondern gefestigt.
Ebenso verhält es sich auch mit dem Wahlslogan der DP „Zukunft op Lëtzebuergesch“. Zwar wurde dieser mitunter von Xavier Bettel damit gerechtfertigt, dass hier die Rede vom „Luxemburger Modell“ sei. Dieses habe sich in der Vergangenheit als Erfolgsmodell herausgestellt, weshalb man auch künftig darauf setzen wolle. Es ist eine scheinheilige Antwort, die nichts an dem Umstand ändert, dass die erste Assoziation mit „op Lëtzebuergesch“ darin besteht, dass in Zukunft eine Domination des Luxemburgischen gegenüber anderen Sprachen angestrebt werden soll.
Im Grunde sollten Bemühungen in Punkto Sprache ein konkretes Ziel verfolgen: Nämlich die Verständigung untereinander zu begünstigen. Dazu muss Mehrsprachigkeit insgesamt gefördert und nicht einzelnen Sprachen ein besonderer Stellenwert zugeschrieben werden. Ist Letzteres der Fall, werden Sprachbarrieren nicht abgebaut, sondern gefestigt.