Selbstverbrennung

Der digitale Neustart des Journal verheißt nichts Gutes für die Presselandschaft: Während große Teile der alten Mannschaft vor die Tür gesetzt wurden, verschanzen sich die Verbliebenen und die Neuen hinter ihrer Paywall.

(Screenshot Facebook Journal)

Die Corona-Pandemie hat sie besonders hart getroffen: Männliche Hipster die ihre Ganzkörper-Tattoos nun nicht mehr diskret unter ihren 200-Euro Hemden andeuten können und niemanden mehr haben, der ihre mit Zedern-Bart-Öl gepflegte Gesichtsbehaarung haptisch erfassen kann. So bleibt dieser bedauernswerten Spezies nur das Beste aus ihrer sozialen Isolation zu ziehen. Das heißt: Sich auf dem Designerstuhl zurücklehnen, eine fette kubanische Zigarre anzünden und eine gute alte Zeitung zu lesen.

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Journal online: Sportlich oder unbedarft?

Ab Januar 2021 wird es den „Lëtzebuerger Journal“ in der bekannten Form nicht mehr geben. Die Entscheidung in Richtung Digitalisierung klingt mutig, ist aber wohl auch die Konsequenz einer fragwürdigen Medienpolitik.

Nur einen Steinwurf entfernt von der ehemaligen Partnerdruckerei „Imprimerie centrale“ stehen die aktuellen „Journal“-Büros zum Verkauf. 
Der alte Schriftzug wurde nie durch den neuen, geschwungenen Blatttitel ersetzt. (Fotos: woxx)

Ein Jahr nachdem die Luxemburger Öffentlichkeit erfahren musste, dass die Wochenzeitung „Le Jeudi“ mit sofortiger Wirkung ihr Erscheinen einstellt, gab es am vergangenen Montag eine weitere Hiobsbotschaft: Der „Journal“ wird zum 31. Dezember zum letzten Mal als gedruckte Tageszeitung erscheinen. Allerdings ist die Nachricht verpackt in ein Kommuniqué, das sich optimistisch gibt und auf neue Wege hinweist, die der „Lëtzebuerger Journal“ beschreiten will: Den Einstieg in die Digitalisierung, um sich neuen Lesegewohnheiten zu stellen, wobei die traditionelle (Anzeigen-)Kundschaft auch weiterhin mit einem Printprodukt – über dessen Format und Erscheinungsrhythmus sich allerdings noch ausgeschwiegen wird – beglückt werden soll. mehr lesen / lire plus