Vermeintlich nachhaltige Anlageprodukte: Banken sehen kein Greenwashing

Der Greenpeace-Bericht zu schlechter Beratung und Greenwashing bei nachhaltigen Finanzprodukten sorgt für Aufregung im Finanzsektor. Die Banken weisen – mit teils fadenscheinigen Argumenten – die Vorwürfe von sich.

Greenpeace wirft den Banken Greenwashing vor. Diese wollen nun ihre Kund*innen „sensibilisieren“. (Foto: Greenpeace)

Die Association des Banques et Banquiers Luxembourg (ABBL) ist alles andere als begeistert von den Resultaten des Greenpeace-Berichtes über nachhaltige Finanzprodukte. Sie wirft der Umwelt-NGO vor, Verwirrung in die Debatte zu bringen und das Vertrauen der Öffentlichkeit zu erschüttern. Außerdem spreche Greenpeace von „Greenwashing, wo es keines gibt“.

Die Umwelt-NGO hatte gemeinsam mit der Beratungsfirma Nextra ein sogenanntes Mystery-Shopping durchgeführt. Sie schickten Testkäufer*innen in sechs verschiedene Luxemburger Banken, die dort zu vermeintlich nachhaltigen Anlagefonds beraten wurden. Die Auswertung dieser Gespräche und der Unterlagen ergab, dass die Beratungsgespräche schlecht durchgeführt wurden und keins der angebotenen Finanzprodukte wirklich nachhaltig war.

Die ABBL kritisiert vor allem die Methode, die Greenpeace und Nextra angewandt haben: Sie hätten „sich ausschließlich auf die Umsetzung der Pariser Abkommen konzentriert“. In den geltenden europäischen Verordnungen sei der Begriff der Nachhaltigkeit nämlich weiter gefasst als „reine Klimaaspekte“. Die Banken gehen also davon aus, dass ein Produkt ökologisch nachhaltig sein kann, obwohl es nicht den Zielen des Pariser Klimaabkommens entspricht. „Tatsächlich sind die Daten über die Vereinbarkeit von Unternehmensstrategien mit dem Pariser Abkommen, die die Banken für die Entwicklung dieser Art von Finanzprodukten benötigen, derzeit nicht oder nur in sehr begrenztem Umfang verfügbar“, wird Julien Froumouth, Berater für nachhaltigen Finanzen bei der ABBL, in deren Pressemitteilung zitiert.

Auf eine grundlegende Kritik des Greenpeace-Berichts geht die ABBL aber überhaupt nicht ein: Die meisten der vermeintlich nachhaltigen Finanzprodukte sind nur zu einem gewissen Prozentsatz nachhaltig: Nur einer von elf Anlagefonds, die im Mystery-Shopping untersucht wurden, hält sich zu 100 Prozent an Nachhaltigkeitskriterien. Durch die Möglichkeit von verschachtelten Fonds sinkt der tatsächlich nachhaltige Prozentsatz ein weiteres Mal.

Bildung und Sensibilisierung

„Wenn Nichtregierungsorganisationen Analysen durchführen, müssen sie dies auf der Grundlage der Umsetzung der europäischen Vorschriften tun, da die Banken und Vermögensverwalter von ihren Kunden und ihren Aufsichtsbehörden nach deren Anwendung beurteilt werden wollen“, so Catherine Bourin von der ABBL. Eine Aussage, die nach der berechtigten Kritik an der EU-Taxonomie für nachhaltige Finanzprodukte doch eher für Stirnrunzeln sorgt – wenn eine Bank ein Produkt nachhaltig nennt, sollen sich die Kund*innen dann wirklich nur um die europäischen Richtlinien sorgen, oder dürfen sie nicht etwa auch verlangen, dass ihr Geld nicht in neue Erdgasleitungen fließt, die den Planeten weiter aufheizen? Es gibt übrigens keine gesetzliche Verpflichtung für NGOs, ihre Analysen auf die eine oder andere Art durchzuführen, wie Bourin es suggeriert.

Einer Forderung von Greenpeace will die ABBL nachkommen: Die Bankberater*innen sollen besser ausgebildet werden. Allerdings wollen die Banken nicht nur ihre Angestellten trainieren, sondern auch die Öffentlichkeit: In den kommenden Monaten will die ABBL gemeinsam mit anderen Akteur*innen des Finanzsektors „eine Reihe von landesweiten Initiativen durchführen, um die Luxemburger für die Herausforderungen des nachhaltigen Finanzwesens zu sensibilisieren.“

Über den Inhalt des Greenpeace-Berichts hat die woxx letzte Woche in der Ausgabe 1709 ausführlich berichtet.

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