Omara Portuondo mit 92!
Was für eine Karriere! Mit jetzt 92 Jahren hat die legendäre kubanische Sängerin Omara Portuondo ein ganz starkes, neues Album herausgebracht, auf dem sie mit zahlreichen anderen Künstler*innen im Duett singt. Portuondo war auf Kuba bereits in den 1950ern Mitglied von etablierten Frauenensembles und startete 1959 ihre Solokarriere. Nach der Revolution im gleichen Jahr verließen einige Musiker*innen die Insel und wurden weltweit berühmt, wie zum Beispiel Celia Cruz. Portuondo blieb. Die rigorose Blockade Kubas durch die USA verhinderte, dass sie im Westen bekannt wurde. Erst als Mitglied des Buena Vista Social Club, dessen Hitalbum unter Missachtung des US-Boykotts aufgenommen wurde, erhielt sie 1997 auch hier die überfällige Anerkennung. Zahlreiche Soloalben folgten. Parallel zu ihrer Abschiedstournee erschien nun das Album Vida, auf dem Omara Portuondo mit immer noch elektrisierender Stimme zusammen mit anderen großen Namen, wie zum Beispiel Susana Baca und Ruben Blades, elf üppig instrumentierte Lieder darbietet – darunter auch Violeta Parras unvergessliches „Gracias a la vida“. Ein anrührendes Album einer einzigartigen Künstlerin!
Omara Portuondo – Vida – One World Records
Folk-Rock aus Innerasien
Der Kehlkopf-/Obertongesang, der in zahlreichen Staaten Innerasiens zu Hause ist, wurde international zunächst durch die Gruppe Huun-Huur-Tu aus Tuva bekannt gemacht. In der Nachbarschaft Tuvas, nördlich der Mongolei, liegt die autonome russische Republik Burjatien, in der man einen ganz ähnlichen musikalischen Stil pflegt. Von dort kommt das Quartett Shono von Alexander Arkhincheev und Evgeniya Tomitova mit Kehlkopfgesang, der Morin-Khuur (Pferdekopfgeige) und der Yatag Wölbbrettzither sowie der Rock-Sektion mit Konstantin Tokarsky (Drums) und Vladimir Sidorov (Bass). Die Gruppe veröffentlichte 2016 ein Album, das auf einem russischen Label erschien, und hier nur über Umwege zu bekommen war. Leicht erhältlich ist nun die aktuelle Platte Kolkhozoy Traktor. Arkhincheev, der Kopf der Gruppe, bezieht seine Inspiration aus den überlieferten Traditionen der innerasiatischen Nomad*innen, die eine enge Beziehung zur Natur prägt. Der traditionelle Gesang war vom Aussterben bedroht und Arkhincheev, der zahlreiche der Lieder von seinen Großeltern lernte, transportiert das mit seiner Gruppe in die heutige Zeit. Erstklassiger druckvoller, innerasiatischer Folk-Rock!
Shono – Kolkhozoy Traktor – CPL Music
Sephardim in Griechenland
Seit 25 Jahren veröffentlicht die in Valencia geborene Mara Aranda Platten. Sie war Mitglied der orientalisch ausgerichteten Gruppe L’Ham de Foc und wurde dann Teil des Frauentrios Al Andaluz Project mit mittelalterlicher Orientierung, die Aranda auch solo weiterführt. Ein besonderes Interesse hat Aranda an der Musik der Sephard*innen, den Jüd*innen, die am Ende des 15. Jahrhunderts durch die katholische Reconquista von der zuvor arabisch geprägten iberischen Halbinsel vertrieben wurden. Wo sie Zuflucht fanden, vermischte sich das aus Spanien mitgebrachte Erbe mit den Stilen, die sie dort vorfanden. Nach zwei CDs mit sephardischer Musik aus Marokko und der Türkei hat Mara Aranda jetzt mit Sefarad en el corazón de Grecia eine Platte mit ebensolcher Musik aus Griechenland herausgebracht. Immerhin war beispielsweise die Hälfte der Bevölkerung in Thessaloniki bis vor 120 Jahren jüdisch. Aranda hat sich mit Tonaufnahmen verschiedener Stile beschäftigt, zehn Lieder mit bezaubernden Melodien ausgewählt und sie mit einem kompetenten Instrumental-Ensemble aufgenommen. Eine glänzende Einführung in diese besondere Facette sephardischer Musik durch eine hochkarätige Sängerin.
Mara Aranda – Sefarad en el corazón de Grecia – Mara Aranda
Gambische Kora-Virtuosin
Die 21-saitige westafrikanische Stegharfe Kora mit ihrem imposanten Resonanzkörper und glockenreinen Klang galt traditionell als Männerinstrument. Sona Jobarteh, die Instrumentalistin und Sängerin, die in London geboren wurde, aber einer Griot-Familie aus dem westafrikanischen Gambia entstammt, ist die erste Frau, die sich den Ruf einer exzellenten Kora-Virtuosin erarbeitet hat. Sie hat seit 2008 lediglich vier Alben veröffentlicht. Für das aktuelle Album Badinyaa Kumoo hat sie sich sogar ganze elf Jahre Zeit gelassen, denn sie kümmert sich auch intensiv um ihr antikoloniales Schulprojekt Gambia Academy. Die engagierten Lieder auf der neuen Platte, die in den gambischen Traditionen wurzeln, hat sie alle selbst geschrieben und produziert. Jobarteh singt mit schöner, zugewandter Stimme, spielt Kora, Gitarre und Bass und hat ein kleines Ensemble an ihrer Seite, das unter anderem für die groovende Perkussion verantwortlich ist. Zu den Gastmusikern gehört unter anderem Senegals Star Youssou N’Dour. Sona Jobarteh ist hier wieder ein toller, bunter Mix aus Tradition und dezenter Moderne mit textlichem Tiefgang gelungen.
Sona Jobarteh – Badinyaa Kumoo – African Guild Records (als CD bei sonajobarteh.com)
Transglobal World Music Chart Juli – Top 20
1. Fatoumata Diawara · London Ko · 3ème Bureau / Wagram Music [3]
2. Kayhan Kalhor and Toumani Diabaté · The Sky Is the Same Colour Everywhere · Real World [1]
3. Ali Farka Touré · Voyageur · World Circuit [2]
4. Damir Imamović · The World and All That It Holds · Smithsonian Folkways Recordings [6]
5. Baaba Maal · Being · Marathon Artists [4]
6. Blick Bassy · Madiba · InFiné [34]
7. Omara Portuondo · Vida · One World [8]
8. Bokanté · History · Real World [-]
9. Eliades Ochoa · Guajiro · World Circuit [-]
10. Seckou Keita with BBC Concert Orchestra · African Rhapsodies: A Work for Kora and Symphonic Orchestra · Claves [17]
11. Bantu · What Is Your Breaking Point? · Soledad Productions [-]
12. Saîdê Goyî · Jinê · Saîdê Goyî [-]
13. Jawa · Last Breaths from Aleppo · Muziekpublique [22]
14. Al Bilali Soudan · Babi · Clermont Music [13]
15. Shono · Kolkhozoy Traktor · CPL-Music / CPL-Musicgroup [-]
16. Inna Baba Coulibaly · Djilly Kawral · Remote / Studio Mali [18]
17. Matthieu Saglio · Voices · ACT [-]
18. Rastak · Essentials · Rastak [-]
19. Frigg · Perintö / Heritage · Bafe’s Factory [25]
20. Hiram Salsano · Bucolica · Hiram Salsano [9]
