Khaled, Ya Rayi, Wrasse, 2004.

Ein gealterter Khaled grinst uns vom Albumcover entgegen. Und was haben sie ihm zuletzt alles nachgesagt: Stimme im Eimer, Musik zu poppig, kein authentischer Raï, weil zu „globalisiert“. Außerdem sei er unpolitisch. Wie immer ist damit wesentlich mehr über die Kritiker ausgesagt als über den Kritisierten. Denn alles was mit Weltmusik zu tun hat, bringt wohl unvermeidlich die Sucher nach Unverfälschtheit auf den Plan. Ein Label, das den experimentierfreudigen Khaled nie interessiert hat. Und so vereint er auch auf Ya-Rayi Popstücke die sich, abgesehen von seiner nach wie vor großartigen Stimme, viel mehr an lateinamerikanischen Rhythmen orientieren und Songs, die eher an „traditionellen“ Raï erinnern. Mit „H’mama“ huldigt er dem urbanen algerischen Musikstil Chaâbi. Genial auch der fette Remix von „El-H’mam“ gemeinsam mit Rapper Imhotep von der Gruppe IAM. Ach ja – unpolitisch: Welches Statement könnte politischer sein als jenes, der Todesvergötterung der Islamisten so viel geballte Lebensfreude entgegenzustellen?