Im Koalitionsabkommen war das Verbot des umstrittenen Herbizids bereits angekündigt worden. Ab Februar startet die erste Etappe.
Nach dem 31. Dezember 2020 wird in Luxemburg kein Glyphosat mehr ausgebracht werden dürfen. Das stand eigentlich schon mit dem Koalitionsabkommen fest, wurde am heutigen Donnerstag, den 16. Januar, aber noch einmal bekräftigt. Landwirtschaftsminister Romain Schneider (LSAP) gab den genauen Fahrplan wie das Verbot umgesetzt wird, bekannt.
Ab dem 1. Februar – also bereits in etwas mehr als zwei Wochen – wird die Zulassung für das Inverkehrbringen von gylphosathaltigen Herbiziden aufgehoben. Händler*innen dürfen demnach keine neuen Vorräte mehr einkaufen. Ihre Lagerbestände dürfen sie jedoch bis zum 30. Juni 2020 verkaufen. Hamsterkäufe sind jedoch auch zwecklos, denn Glyphosat darf nur noch bis zum 31. Dezember 2020 benutzt werden. Das Verbot gilt sowohl für private wie auch für gewerbliche Zwecke.
Bereits im Kulturjahr 2019/2020 gibt es eine spezielle Prämie für Landwirt*innen, die auf glyphosathaltige Herbizide verzichten. Je nach Art der angebauten Kultur (Getreide, Obst oder Weinreben) fällt diese Prämie unterschiedlich hoch aus. Bereits 592 der 1005 landwirtschaftlichen Betriebe Luxemburgs nehmen freiwillig an diesem Programm teil.
Außerdem betreibt die Regierung gemeinsam mit dem Luxembourg Institute of Science and Technology (List) zwei verschiedene Projekte, um Alternativen für den Gebrauch von Glyphosat zu testen. Da in Luxemburg insgesamt sehr viele Herbizide eingesetzt werden, die eine Gefahr für den Trinkwasserschutz darstellen, versucht das Projekt „Digital Pilot Farms“ mithilfe von Feldversuchen Alternativen für die „Unkraut“bekämpfung zu finden. Beim Projekt „ANGEL“ werden in erster Linie mechanische Alternativen zum Glyphosat getestet. Bis 2030 soll der Verbrauch von Pflanzenschutzmitteln in Luxemburg insgesamt um die Hälfte gesenkt werden.
Luxemburg ist das erste Land der EU, das die Benutzung von Glyphosat verbietet. Dabei wäre Österreich dem Großherzogtum beinahe zuvorgekommen. Nach dem Rücktritt der ÖVP-FPÖ-Regierung hatte während dem „freien Spiel der Kräfte“ ein Gesetz zum Verbot ab dem 1. Januar 2020 die Mehrheit bekommen. Da durch einen verfahrensrechtlichen Fehler ein Vertragsverletzungsverfahren der EU auf Österreich zugekommen wäre, zog die Kanzlerin der Übergangsregierung, Brigitte Bierlein, die Notbremse und stoppte das Verbot.
Das Herbizid Glyphosat und seine Gefährlichkeit sind äußerst umstritten. Da es im Verdacht steht, Krebs auszulösen und Insekten zu schädigen, fordern Umweltschutzorganisationen seit Jahren ein Verbot. Lesen Sie hier sämtliche woxx-Artikel zum Thema.
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