Auf Disney Plus: WandaVision

Eine Schwarz-Weiß-Sitcom im Stil von „The Dick Van Dyke Show“ mit Superheld*innen? Die ungewöhnliche Kombination macht „WandaVision“ zu einem kuriosen Seherlebnis, bei dem längst nicht nur Marvel-Fans auf ihre Kosten kommen.

© Disney

Wanda (Elizabeth Olsen) und ihr Mann Vision (Paul Bettany) sind vor Kurzem in ein Einfamilienhaus im idyllischen Westview gezogen. Sie ist Hausfrau, er arbeitet in einem Büro. Auf den ersten Blick sind sie ein durchschnittliches junges Paar.

Klingt nicht besonders originell? Man stelle sich das Ganze nun noch in Form einer Sitcom in Schwarz-Weiß samt Laugh Track vor, deren ersten zwei Folgen in den 50ern und 60ern angesiedelt sind. Referenziert werden etwa Serien wie „The Dick Van Dyke Show“, „Bewitched“ und „The Brady Bunch“. Auch inhaltlich scheint „WandaVision“ nicht viel Neues zu bieten: Die vordergründige Handlung dreht sich um Familienplanung, Talentshows, Rivalitäten und Freundschaften mit Nachbarn.

Doch Wanda und Vision verbergen etwas: Beide verfügen über Superkräfte, Vision ist zudem ein Android und muss stets ein menschliches Antlitz annehmen, bevor er mit der Außenwelt in Kontakt tritt. Wanda und Vision sind bemüht, ihre wahre Identität zu verbergen und sich, so gut es geht, in die Gemeinschaft Westviews zu integrieren. Neben ihren Superkräften wird ihnen dies zusätzlich dadurch erschwert, dass sie keine Ahnung zu haben scheinen, wo sie vorher gewohnt haben, wie sie sich kennengelernt haben oder wie lange sie schon ein Paar sind.

Doch das ist nicht der einzige Aspekt, der aus dem Rahmen einer klassischen Sitcom fällt. Von der ersten Folge an treten immer wieder Phänomene auf, auf die sich die Bewohner*innen Westviews keinen rechten Reim machen können: mysteriöse Geräusche, Stimmen, Objekte und Erscheinungen. Hin und wieder ist es jedoch weniger das Vorkommnis selbst, das Rätsel aufgibt, als vielmehr die Reaktion mancher Figuren darauf. Ob Wanda, Vision oder eine*r der Nachbar*innen wohl mehr wissen, als sie zugeben? Sind manche sich bewusst, dass sie Figuren einer Sitcom sind? Ob eine*r von ihnen gar hinter dem Spuk steckt?

Ganze drei Folgen lang wird dieses Mysterium weitergesponnen, bevor die vierte und fünfte Folge endlich Antworten liefern. An dieser Stelle sei einzig verraten, dass „WandaVision“ ab diesem Moment deutlich als Marvel-Produktion erkennbar ist – womit wir bei der zweiten Lesart dieser Serie wären. Wer sich mit dem Marvel Cinematic Universe (MCU) auskennt, kennt nämlich nicht nur die Vorgeschichte von Wanda und Vision, sondern weiß auch, dass Letzterer im Kinofilm „Avengers: Infinity War“ getötet wurde. Wie für Marvel-Produktionen typisch, enthält jede Folge unzählige versteckte Hinweise und intertextuelle Querverweise. Fans der Franchise können über Wandas veränderte Superkräfte oder auch einer potenziell erstmaligen Kreuzung des MCU mit der X-Men-Reihe rätseln, die sich am Ende der fünften Folge andeutet.

Doch genau wie innerhalb von „WandaVision“ alternative Realitäten existieren, so könnte man dies auch in Bezug auf die Zuschauer*innen sagen: Für diejenigen, die mit dem MCU völlig unvertraut sind, bietet die Serie eine völlig andere, aber ebenso herausfordernde Seherfahrung. „WandaVision“ überzeugt nämlich nicht nur aufgrund eines kreativen Drehbuchs, die Serie ist auch hervorragend gespielt. Aufgrund der Rätsel, die nach und nach gelöst werden, kann man nach der fünften Folge getrost mit frischem Blick auf das Ganze wieder bei der ersten anfangen. Das bietet sich auch deshalb an, weil die Folgen – für Streaming-Plattformen eher untypisch – nur einmal pro Woche erscheinen.

Bei Redaktionsschluss waren fünf der insgesamt neun Folgen erschienen, ein abschließendes Urteil steht also noch aus. Zu diesem Zeitpunkt kann „WandaVision“ aber als unterhaltsamer, handwerklich einwandfreier Sehspaß empfohlen werden.

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