In Diekirch gibt es seit mehr als einem Jahrzehnt Einbahnstraßen, welche Radfahrer*innen in Gegenrichtung zum Autoverkehr nutzen können. Sie wurden seinerzeit von der schwarz-grünen Gemeindeführung unter Berücksichtigung der dafür geltenden Auflagen der Straßenbauverwaltung eingerichtet. Es galt Radfahrer*innen zu erlauben, die Stadt zu durchqueren, ohne dabei die vom Autoverkehr überlasteten Hauptverkehrsadern nutzen zu müssen. Die Öffnung von Einbahnstraßen für Fahrräder gilt, neben breit angelegten 30-Kilometer-Zonen, als ein wichtiger Schritt in Richtung fahrradgerechte Stadt. So wird die Sicherheit der Radfahrer*innen verbessert und ihre Bereitschaft, das Fahrrad für kurze Strecken zu nutzen, erhöht. Doch damit soll jetzt in Diekirch Schluss sein – ausgerechnet aus Sicherheitsbedenken. Laut neuem Verkehrsreglement, das bereits verabschiedet, aber noch nicht umgesetzt ist, sollen sämtliche „Sens uniques“ für Fahrräder in Gegenrichtung gesperrt werden. Das hat jedenfalls eine Unterredung von Meco Nordstad und Provelo mit dem (nach dem Wechsel des Bürgermeisters ins Ministeramt) neu zusammengesetzten Diekircher LSAP-Schöffenrat ergeben.
Das Argument, wonach Fahrräder, die in Gegenrichtung zum Einbahnverkehr unterwegs sind, sich größerer Gefahren ausgesetzt sehen, ist nicht neu, galt aber als längst ausdiskutiert. Es stimmt, dass in der Umstellungsphase Autofahrer*innen oft nicht mit entgegenkommenden Rädern rechnen. Doch mit der Zeit und bei ordentlicher Ausschilderung kommt man in der Regel gut aneinander vorbei. Bei unseren belgischen Nachbarn zum Beispiel gilt deshalb eine solche Regelung als der Normalfall. Vielleicht sollte die Diekircher Gemeindeführung sich am kommenden Mittwoch Zeit nehmen und am von Provelo organisierten Seminar zur „transformation cyclable des communes“ teilnehmen, bevor sie das jetzt Beschlossene tatsächlich umsetzt.