Oekotopten-Entdieselung: Späte Einsicht

Im Vorfeld des Autofestivals 2017 zieht die Beratungsstelle Oekotopten Konsequenzen aus dem Skandal um gefälschte Diesel-Abgaswerte. Ein richtiger Schritt, auch wenn manche Empfehlungen Ratlosigkeit hervorrufen.

Tesla Model S – wirklich umweltverträglich. (Wikimedia / Jeremy / CC BY 2.0)

„Entdieselung für bessere Luft“, so ist das Kommuniqué der Beratungsstelle Oekotopten.lu zum Autofestival 2017 überschrieben. „15 Monate nach den ersten Meldungen des Abgasskandals bei VW reißt die Serie neuer Enthüllungen nicht ab. (…) Die Verunsicherungen bei den Konsumenten bleibt.“ Deshalb hat sich Oekotopten entschlossen, auch ihre nach Fahrzeugtyp unterteilten Listen empfohlener Automodelle zu „entdieseln“.

Endlich, werden die woxx-LeserInnen denken, denn seit vielen Jahren warnen wir vor den Gefahren der Dieselabgase. Und seit es die Oektopten-Listen gibt, haben wir diese für ihre Diesellastigkeit kritisiert – und zuletzt als Oeko-Flop-Ten bezeichnet, weil sie auch nach dem Dieselgate ihre Bewertungen kaum geändert hatten. Dass die Beratungsstelle es nun ernst meint, zeigt sich daran, dass nur mehr ein Fünftel der empfohlenen Modelle dieselgetrieben sind.

In ihrem Kommuniqué erinnert Oekotopten auch an den hohen Anteil an Diesel-PKW in Luxemburgs Fuhrpark und die von ihnen verursachte Luftverschmutzung: „In Luxemburg wurden letztes Jahr bei 13 Messstationen die Durchschnittsgrenzwerte für Stickstoffdioxid überschritten.“ Deshalb wurden nur Modelle mit Stickoxid-Nachbehandlung in die Liste aufgenommen. Oekotopten liefert auch die offiziellen Stickoxid-Abgaswerte – die die von Benzinern etwa um das Zehnfache übersteigen. Ob diese Dieselmodelle wirklich sauber sind, bleibt wegen der Dieselgate-Tricksereien so lange ungewiss, bis unabhängige Messungen vorliegen.

Weil die Beratungsstelle zugunsten des Klimaschutzes weiterhin sehr niedrige CO2-Werte verlangt, gibt es fast keine Empfehlungen für Benziner. Das ist verständlich, führt aber dazu, dass „vernünftige“ benzingetriebene Modelle fehlen, wohingegen ein Raser-Auto wie der Tesla Model S aufgeführt wird, obwohl dessen Ökobilanz höchst fragwürdig ist.

Alles elektrisch?

(Wikimedia / Mariordo (Mario Roberto Durán Ortiz) / CC BY-SA 4.0)

Auf den Oekotopten-Listen dominieren Elektroautos und Hybride, wobei man leider nicht erfährt, für welche Modelle es den Steuerabschlag von 5.000 Euro gibt. Auch die bei reinen Elektroautos wichtige Frage nach der Reichweite wird nicht beantwortet. Positiv anzumerken ist, dass der CO2-Ausstoß als „abhängig vom Strommix“ angegeben wird – eine Erinnerung daran, dass die E-Cars durchaus Strom verbrauchen und gegebenenfalls zu Drecksschleudern mutieren können. Im Dossier von nächster Woche wird die woxx neben der Diesel-Problematik auch den E-Car-Hype kritisch beleuchten.

Die Listen der Beratungsstelle lassen jedenfalls viele Fragen offen. Was, wenn man zu wenig Steuern zahlt, um vom Abschlag für E-Cars zu profitieren? Oder wenn man keine Garage mit Stromanschluss hat? Hybride kommen sowieso nicht in den Genuss des Steuerabschlags. Und Benziner finden sich kaum mehr in der Oekotopten-Auswahl. Am Ende könnten sich so manche AutokäuferInnen für einen Diesel entscheiden – trotz „entdieselter“ Listen.

Update bei Oekotopten!
Nach einem E-Mail-Wechsel mit der woxx hat Oekotopten bei mehreren von uns beanstandeten Punkten eine Anpassung vorgenommen. Wir freuen uns über den konstruktiven Dialog.

-> Dazu unsere Kurzmeldung vom 31. Januar

-> Alle Beiträge zum Autofestival 2017


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