Bis ein globales Plastikabkommen unterzeichnet werden kann, wird noch viel sprichwörtliches Wasser (voller Mikroplastik) den Bach hinunterfließen. Auch Luxemburg müsste sich stärker engagieren.
Rund 52 Millionen Tonnen Plastikmüll werden jedes Jahr produziert, wie eine kürzlich veröffentlichte Studie errechnete. 43 Prozent davon landet in der Umwelt, während der Rest verbrannt wird. Ein unhaltbarer Zustand. Deswegen sollte letzte Woche im südkoreanischen Busan eigentlich ein internationales Plastikabkommen verhandelt werden (woxx 1814). Die Gespräche liefen bis in die frühen Morgenstunden des vergangenen Montags. Doch auch nach insgesamt über zwei Jahren Diskussionen kam es zu keiner Einigung. 2025 wird es vermutlich eine weitere Konferenz geben, auf der sich wieder einmal ein Durchbruch erhofft wird.
Nicht sonderlich realistisch, denn die Fronten sind verhärtet. Während Wissenschaftler*innen, Aktivist*innen und viele Staaten mit hohen Ambitionen das Übel an der Wurzel packen und die globale Plastikproduktion einschränken wollen, sind die meisten erdölproduzierenden Staaten wenig überraschend anderer Meinung. Laut ihnen sieht das Mandat der UN-Umweltkonferenz 2022 lediglich einen Vertrag über Plastikmüll vor – noch lange kein Grund über die Produktion zu sprechen. Wie bei den Klimakonferenzen standen also auch hier jene auf der Bremse, die von der Verschmutzung profitieren. Dabei ist klar, dass mehr Plastikproduktion auch mehr Müll bedeutet. Nur, wenn der Hahn zugedreht wird, kann das Problem gestoppt werden.
Bereits heute wird viel weniger recycelt, als man glauben möchte. Hinzu kommt, dass Kunststoff – wenn überhaupt – nur wenige Male den Recyclingprozess durchlaufen kann, bevor er zu sehr verunreinigt ist und sich nicht mehr für die Herstellung neuer Produkte eignet. In Luxemburg war die Recyclingquote für Kunststoff 2023 rückläufig. Lag sie 2022 noch bei 50,29 Prozent, waren es im Jahr darauf nur noch 48,81 Prozent. Die Zahl bezieht sich nicht auf die gesammelten Plastikverpackungen, sondern auf die, die in Luxemburg auf den Markt gebracht wurden. Dabei wurden 2023 rund 500 Tonnen Plastik mehr dem Recycling zugeführt als noch im Vorjahr. Es wurde dessen also sogar mehr gesammelt als zuvor, doch es kam davon gleichzeitig noch mehr in den Umlauf. Das zeigt, wie nötig es wäre, das Pferd nicht von hinten aufzäumen zu wollen, sondern die globale Plastikproduktion zu verringern und dafür zu sorgen, dass nicht immer und immer mehr Plastik – und folglich Abfall – produziert wird.
Doch eigentlich steht Luxemburg mit hohen Recyclingquoten und Vorzeigeprojekten wie der allseits beliebten wiederverwendbaren Einkaufstüte „Eco Sac“ im internationalen Vergleich gar nicht so schlecht da. Länder des globalen Südens haben eine viel höhere Plastikmüllrate pro Kopf – das aber auch, weil die Industriestaaten ihren Müll dorthin exportieren und er dann nicht fachgerecht entsorgt wird. Mit ein Grund, weswegen viele ärmere Länder in Busan ein eigenes Finanzierungsinstrument für Aufräumarbeiten und Abfallmanagement forderten.
Mehr Plastikproduktion bedeutet auch mehr Müll. Nur, wenn der Hahn zugedreht wird, kann das Problem gestoppt werden.
Luxemburg hat sich als Mitglied der EU und der sogenannten „High Ambition Coalition“ zwar für ein ambitioniertes Abkommen eingesetzt, in Sachen Finanzen hielt es sich dann aber doch lieber bedeckt. Man wolle „unterschiedliche Finanzierungsquellen“ anzapfen, teilte uns das Umweltministerium im April mit (woxx 1781). Im Klartext heißt das: Irgendwie sollen private Unternehmen dazu ermutigt werden, selbst Geld für die Vermeidung von Plastikmüll zu zahlen. Nur wie das genau passieren soll, weiß niemand – ebenso wie beim Klima, wo sich mit der Beseitigung von „Loss and Damages“ sicherlich keine Profite machen lassen. Der Alternativansatz, Privatunternehmen ordentlich zu besteuern und diese Gelder für Müllabbau und Klima auszugeben, wäre vermutlich zu einfach für diese Regierung, die überall „administrative Hürden“ abbauen will.