Pride Week: Ein Fest queerer Kunst

Zur diesjährigen Pride Week präsentieren gleich mehrere Kulturinstitutionen ein Spezialprogramm. Die Höhepunkte im Überblick.

Zur Pride Week in Luxemburg zeigen diverse Kulturinstitutionen Produktionen zu LGBTIQA+-Themen. (Qelle: Luxembourg Pride/Rosa Lëtzebuerg)

Die Pride entstand in den 1960er-Jahren als Protest gegen strukturelle Diskriminierung und Gewalt gegen queere Menschen, entwickelte sich später jedoch an vielen Orten vornehmlich zum Straßen- und Kulturfest. So ähnlich auch in Luxemburg, wo die Organisation Rosa Lëtzebuerg die ersten Julitage seit Jahren zur Pride Week macht. Neben dem Hauptprogramm zum Pride-Wochenende, das auf der Website von Rosa Lëtzebuerg einzusehen ist, organisieren kommende Woche unter anderem die Kulturzentren Trois C-L und das Cercle Cité in Luxemburg-Stadt sowie die Kulturfabrik (Kufa) in Esch vielversprechende Sonderveranstaltungen.

Das Trois C-L, Zentrum für Tanz und Choreografie, widmet der Pride seine monatliche Reihe „3 du Trois“: Hier gewähren ausgewählte Choreograf*innen und Tänzer*innen jeweils zum Monatsbeginn Einblick in laufende Projekte – im Juli zum Thema „Les corps ont leur histoire“. Am Montag, dem 3. Juli, beginnt der Abend um 17:30 Uhr mit einem Rundtischgespräch mit dem Tänzer William Cardoso und dem Musiker Edsun. Unter dem Titel „Penser Queer“ erörtern die beiden, was es heißt, queer und Künstler*in in Luxemburg zu sein: Ist es nur anstrengend oder auch beflügelnd? Was bietet die queere Kulturszene in Luxemburg und wie wirkt sich das auf das künstlerische Schaffen von Einzelpersonen aus? Diese und weitere Fragen sollen im Trois C-L diskutiert werden. Die Teilnahme ist kostenfrei, eine Reservierung über contact@danse.lu notwendig.

Auf das Gespräch folgen Performances, unter anderem von William Cardoso. Dieser trägt aus seinem Projekt „Baby“ vor: eine tänzerische Auseinandersetzung mit Normen, Körper, Differenzen und der Freiheit des Seins. Mélanie Mesager, Choreografin und Tanzforscherin, stellt in ihrer Produktion „Parasite“ die Zugehörigkeit des eigenen Körpers in Frage: Gehört er ihr alleine oder dem Publikum? Und wie beeinflusst der Blick der Zuschauer*innen die Geschichten, die die Tänzerin mit ihrem Körper zu erzählen vermag? Der Dritte im Bunde, der Choreograf Jong-In Choi, gibt hingegen einen Crashkurs in südkoreanischer Popkultur: „Ppong“ führt das Publikum von der Ära der Hanbok-Kostüme zur Musikrichtung K-Pop. Choi nimmt diese Reise zum Anlass, Liebes- und Freundschaftsgeschichten seiner eigenen und vergangener Generationen darzubieten. Wer den Performances beiwohnen will, sollte sich um 18:30 Uhr ins Trois C-L begeben und entweder online oder vor Ort ein Ticket für das Trio erwerben.

Am Mittwoch, dem 5. Juli ab 12:30 Uhr, lockt das Cercle Cité Menschen, die an queerer Kultur interessiert sind, zur nächsten Ausgabe seiner „Screenings on Inclusion“. Im Interview mit der woxx verriet die künstlerische Leiterin des Hauses, Anastasia Chaguidouline, im März, sie wolle das Programm des Cercle inklusiv gestalten. Dazu zähle, die Sichtbarkeit queerer Produktionen zu steigern, unter anderem während der Pride Week. So läuft am Mittwoch der französische Kurzfilm „Je crie ton nom“ von Oskar Rosetti, in dem der schwule Senior Nicolas der Einsamkeit im Altenheim zu entfliehen versucht. Die Inhalte des Kurzfilms werden anschließend von Anastasia Chaguidouline, Tom Hecker von Rosa Lëtzebuerg und Vertreter*innen von Gero, dem Kompetenzzentrum für Alter, besprochen. Der Eintritt zum Film und der Diskussion ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich.

Tanz, Film, Fotografie und Musik

Das wohl ausführlichste Pride-Programm, kuratiert von dem Choreografen und Aktivisten Tebby W. T. Ramasike, hat jedoch die Escher Kulturfabrik. Den Auftakt macht die Hani Dance Company am Dienstag, dem 4. Juli, um 19 Uhr: „The Blind Narcissist“ ist eine moderne Interpretation des griechischen Mythos um Narziss, einen selbstverliebten jungen Mann. Das Stück wurde 2020 im Rahmen der Reihe „Hors Circuit“ des Trois C-L kreiert und ist seither auf Welttournee. An die Performance schließt ein Gespräch an.

Am selben Abend läuft im Kinosch, dem Kino der Kufa, der französische Film „Mon CRS“ des Filmemachers und Fotografen Marc Martin. Ab 20:30 Uhr können die Zuschauer*innen die Identitätskrise eines Polizisten nachverfolgen, dessen Begegnung mit einer nicht-binären trans Kabarettist*in sein Leben verändert. Martin hinterfragt Beziehungsbilder und Normen, die auch vor LGBTIQA+-Kreisen nicht Halt machen, spricht aber auch Queerfeindlichkeit, Diskriminierung und das Verhältnis zwischen Polizei und LGBTIQA+-Menschen an. Auf die Filmvorführung folgt eine Performance von Mathis Chevalier, Hauptdarsteller des Films und pluridisziplinärer Künstler, sowie eine Gesangseinlage von Othmane Dahmane, Hauptdarsteller*in in „Mon CRS“ und Sänger*in.

Am Donnerstag, dem 6. Juli um 18:30 Uhr, feiert die Fotoausstellung „Fierté.e.s“ der Fotografin Océane Feld Vernissage im Ratelach, dem Café auf dem Gelände der Kufa. Die Künstlerin aus der Region Grand-Est ist LGBTIQA+-Aktivistin und dokumentiert mit ihrer Arbeit unter anderem Schönheitsideale, Gender, Gewalt und Unterdrückung von LGBTIQA+-Menschen. Die Vernissage wird mit einem Konzert des jungen luxemburgischen Alt-Pop Sängers Noah abgeschlossen; die Schau kann bis zum 16. September zu den Öffnungszeiten des Ratelach besucht werden.

Im Ratelach geht das Programm an den Folgetagen weiter: Am Freitag, dem 7. Juli, sind gleich zwei Performances geplant. Den Anfang macht das Künstler*innenkollektiv Richtung22, das ab 18:30 Uhr mit „Mis(s) Representation“ ein politisches Statement setzt. Mitglieder des Kollektivs buhlen um die Gunst der Figur Gentrificata, die über das beste Pink Washing und die gelungene Monopolisierung der LGBTIQA+-Bewegung urteilt. Um 20 Uhr sind die Drags von House of Saint Trinity aus Nancy mit ihrer Show am Start, die mit Tanz, Make-up und Mode auf Diskriminierung und Genderfragen aufmerksam machen wollen.

Auch die offizielle Abschlussparty der Pride am Samstag, dem 8. Juli ab 20:30 Uhr, steigt in der Kufa und hält eine Vielzahl an Konzerten und DJ-Sets bereit. So tritt um 21 Uhr die Band Queerpunk in der großen Halle der Kufa auf; später begleitet Dance Divine die Tanzenden durch die Nacht. Die*der DJ schreibt Songs zu queeren Lebensgeschichten, weiblicher Energie, der Bestärkung marginalisierter Personengruppen – und packt diese in Hardcore Techno oder Trance. Diese Konzerte sind kostenpflichtig, im Ratelach und an der Kufa Summer Bar gibt es gratis Performances. Detaillierte Informationen zu allen Veranstaltungen in der Kufa gibt es unter kulturfabrik.lu.

Rosa Lëtzebuerg trägt die aufgezählten Events mit und bietet damit – im Vergleich zu den vergangenen Jahren – ein diverses Kulturprogramm zur Pride. Am Ende bleibt nur zu hoffen, dass die teilnehmenden Kulturzentren die Pride-Flaggen nach der ersten Juliwoche nicht abhängen, sondern queere Kulturproduktionen auch weiterhin und selbstverständlich in ihr Standardangebot aufnehmen.

Pride Week, vom 1. bis zum 9. Juli an verschiedenen Standorten, unter anderem dem Trois C-L, dem Cercle Cité und der Kulturfabrik. Weitere Informationen auf luxembourgpride.lu unter „Pride Guide“.

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