Radio Ara fürchtet weiter ums Überleben

Am Montagabend demonstrierten freiwillige und hauptamtliche Mitarbeiter*innen von Radio Ara, da die Zukunft des Community Radios immer noch ungewiss ist.

Mit mehr finanziellen Mitteln werden die Demosfotos von Radio Ara vielleicht auch besser. Am Montagabend gingen ehren- wie hauptamtliche Mitarbeiter*innen auf des Senders auf die Straße. (Foto: Radio Ara)

Als Premier- und Medienminister Xavier Bettel (DP) Mitte Oktober seine Rede zur Lage der Nation hielt, erwähnte er explizit Radio Ara und kündigte an, eine Lösung zu finden zu wollen, um dem Sender beim Überleben zu helfen. Zuvor hatte Ara mit einer Marathonsendung, Crowdfunding und einer Konferenz zum Thema Community Media auf seine prekäre Situation aufmerksam gemacht. Der Sender hatte angegeben, dass die Förderung für Community Medien, die eigentlich im Entwurf des neuen Pressehilfegesetz vorgesehen ist, nicht den eigenen Bedürfnissen entspricht und am Ziel vorbeischießt.

Seitdem ist allerdings nicht sehr viel passiert. So machten die Mitarbeiter*innen des Radios am Montagabend ihrem Ärger Luft, indem sie „liichten“ gingen. Mit selbstgebastelten Lampions zogen die Radiomoderator*innen vor das Parlament. In einer Pressemitteilung betonte das freie Radio nochmal die Wichtigkeit von Community Medien, die sich in der Pandemie besonders gezeigt hätte: Minderheiten könnten so Zugang zu Informationen kriegen, außerdem würde man Medienkompetenz sowie Medien- und Meinungspluralismus fördern.

Drei Jahre sei man bereits in Verhandlungen mit dem Medienministerium, um die finanziellen Zuwendungen für Radio Ara aufzustocken. Trotz internationaler Anerkennung für das mehrsprachige Covid-Informationsprogramm, das Ara in den ersten Monaten der Pandemie auf die Beine stellte, habe man sich mit Crowdfunding und „Drittmitteln“ über Wasser halten müssen. Am Montagnachmittag gab es ein weiteres Treffen mit dem Medienministerium, bei dem ein „Minimalkompromiss“ festgehalten werden konnte. Damit würde Radio Ara „so gerade vor dem Untergehen gerettet werden“. Man sei erleichtert, müsse jedoch noch die Details klären, so der Community Sender. Die Demonstration am Montagabend wurde von einer Sondersendung auf Ara begleitet.

Ordentlich Medienschelte hagelte es ebenfalls: In der Diskussion um das neue Pressehilfegesetz und der Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks wäre die Rolle der Community Medien komplett unterschlagen worden, und auch über die Zukunft der Medienlandschaft sei überhaupt nicht diskutiert worden. Da muss sich auch die woxx an der eigenen Nase fassen: Wir haben kaum über die Situation von Ara und über die zunehmende Marktkonzentration in Medienlandschaft geschrieben. Außer halt hier, hier, hier, hier, hier, und hier, um nur einige Beispiele zu nennen.

In der Mitteilung betonte Radio Ara dass, das Einlenken der Politik Hoffnung mache. Wie Ara in Zukunft gefördert wird, ist unklar – es sieht aber nach einer Sonderförderung oder Konvention aus. Im europäischen Ausland, etwa der Schweiz oder Deutschland, werden Community Medien wie freie Radios aus dem gleichen Geldtopf wie öffentlich-rechtliche Medien gefördert. Sie sind damit ein Teil des „Service public“ und sind nicht vom politischen Goodwill abhängig, der sich mit jeder Wahl ändern kann.

Anmerkung zur Transparenz: Der Autor dieses Artikels ist seit 2004 ehrenamtlicher Moderator bei Radio Ara und ist Mitglied im Verwaltungsrat von Graffiti. Außerdem arbeitet er als freier Mitarbeiter beim Podcastprojekt „Méi wéi Sex“. Die woxx arbeitet seit mehreren Jahrzehnten mit Radio Ara zusammen, auch unser Podcast „Am Bistro mat der woxx“ wird dort gesendet.


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