Geschlechtergerechtigkeit. Luxemburg nähert sich der Gleichheit

Das European Institute for Gender Equality registriert erstmalige Erfolge, auch in Luxemburg gibt es Besserungen. In vielen Bereichen liegen jedoch sowohl auf EU-Ebene als auch hierzulande fortdauernde Ungleichheiten vor.

Demonstration am internationalen Frauentag für Gleichstellung und Gerechtigkeit. Daten zu körperliche und sexuelle Gewalt in der EU wurden im Index nicht mit einbegriffen. (Copyright: Mike González/Pexels)

Dieses Jahr hat das European Institute for Gender Equality (EIGE) nicht nur einen Grund zum Feiern. Neben einem zehnjährigen Jubiläum hat das Institut für 2022 einen erstmaligen EU-Schnitt von über 70 Prozent auf ihrem Gender Equality Index erfasst. Ein Resultat von 100 Prozent ist nötig, damit eine vollständige Geschlechtergleichheit vorliegt. mehr lesen / lire plus

Gleichstellungspolitik: Wischiwaschi

Die Abgeordnetenkammer debattierte am Dienstag über Prioritäten und Herausforderungen im Hinblick auf Gleichstellungspolitik. Das war zumindest der Plan.

Wer als Gleichstellungsministerin eine Debatte über die politischen Prioritäten und Herausforderungen der Gleichstellungspolitik auf die Tagesordnung einer parlamentarischen Sitzung setzt, muss liefern. Was macht die amtierende Ministerin als akute Probleme aus? Was will sie zeitnah durch konkrete Maßnahmen angehen und wie könnten diese aussehen? Was sagen feministische und auf Gender-Fragen spezialisierte Organisationen? Doch Pustekuchen: Die amtierende Gleichstellungsministerin Taina Bofferding (LSAP) gab bei der von ihr eingeforderten Debatte in der Abgeordnetenkammer keine Antworten auf diese Fragen.

Stattdessen spielte sie, wie auch andere Redner*innen, Stichwort-Bingo und zählte in ihrem Exposé so ziemlich jede Baustelle auf, die es in Sachen Gleichstellung zu beheben gibt: Es braucht einen gesellschaftlichen Wandel „im Kopf“; die Überwindung von Vorurteilen; mehr genderspezifische Daten – immerhin ist dort das 2021 gegründete Observatoire de l’égalité dran; eine Wertschätzung bezahlter sowie nicht vergüteter Care-Arbeit; Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt und einen rigorosen Kampf gegen häusliche Gewalt. mehr lesen / lire plus

Facebook-Beitrag von Corinne Cahen: Brummschädel nach dem Frauenkampftag

Die Ministerin Corinne Cahen sprach sich letzte Woche öffentlich gegen eine Beteiligung am internationalen Frauentag aus und degradierte dabei Straßenaktivismus. Ist das mit ihren politischen Ambitionen vereinbar?

Quelle: Jif

Die große Sause zum internationalen Frauenkampftag am 8. März ist vorbei. Die Aktivist*innen kämmen sich das letzte Konfetti aus dem Haar und sie haben Bauchweh: Nicht, weil sie beim Streik der Plattform Journée internationale des femmes (Jif) zu arg gelacht haben, sondern weil vielen ein Facebook-Beitrag von Corinne Cahen (DP) noch schwer im Magen liegt. Sie verkündete am Frauenkampftag: „Ich habe keinen Bedarf, den internationalen Frauentag zu feiern. Ich habe mich noch nie aufgrund meines Geschlechts diskriminiert gefühlt. mehr lesen / lire plus

Arbeit im eigenen Haushalt: Anerkennung ja? Geld nein?

Die Forderung, Sorge- und Hausarbeit zu entlohnen, wird seit jeher als antifeministisch verschrien. Aber ist sie das wirklich?

Ketut Subiyanto/pexels.com

„Sie nennen es Liebe. Wir nennen es unbezahlte Arbeit“. Mit diesen Worten beginnt das 1974 veröffentlichte Manifest „Wages Against Housework“ der italienischen Feministin Silvia Federici. Sie war damit Teil der international geführten „Lohn für Hausarbeit“-Debatte der 1970er-Jahre. Dabei ging es in erster Linie nicht um finanzielle Entlohnung, sondern um die gesellschaftliche Anerkennung von Haus- und Sorgearbeit in den eigenen vier Wänden. Auch Federicis Manifest war weniger realpolitische Forderung als vielmehr ein Auflehnen gegen die in der linken Bewegung damals verbreitete Ansicht, dass das, was Arbeit von Nicht-Arbeit trenne, der Lohn sei. mehr lesen / lire plus

Webinar: Geschlechtergleichheit beginnt zuhause

Im Webinar „Unsichtbarer Stress?!? Wie ihr das Familienmanagement fair teilt” wird analysiert, wieso der sogenannte Mental Load oftmals Frauen zukommt und was dagegen getan werden kann.

Quelle: pexels.com

Bei der Frage, weshalb Frauen weniger verdienen und seltener in Chefetagen vertreten sind als Männer, wird selten das Privatleben thematisiert. Dabei ist ungleiche Aufgabenverteilung im Haushalt nicht nur ein Symptom, sondern auch eine Ursache für Geschlechterungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt. Ein zentraler Aspekt, bei dem die Ungleichheit zwischen Männern und Frauen zu erkennen ist, ist der sogenannte Mental Load (auf deutsch: mentale Belastung). Dabei handelt es sich um die Denk- und Organisationsarbeit rund um Haushalt und Familienleben: Einkaufen, Urlaub buchen, Geburtstagsgeschenke und Babysitter organisieren, Friseurtermine vereinbaren, kaputtes Spielzeug oder zu klein gewordene Kleidung aussortieren. mehr lesen / lire plus

Arbeiten in der Krise: Feministischer Rückschlag

Die Corona-Pandemie trifft Menschen je nach Geschlecht in unterschiedlicher Weise. Krisenmanagement sollte deshalb unbedingt auch feministisch sein.

Haus- und Erziehungsarbeit fällt in der Krise verstärkt auf Frauen zurück. (Quelle: CC0 Public Domain)

„Lasst uns mal Klartext sprechen. Wenn die Zeiten hart sind, sind es immer die Männer, die den Betrieb am Laufen halten.“ Kommentare wie diese sind in den sozialen Netzwerken zurzeit viele zu lesen. Der Eindruck, dass es Männer sind, die in der aktuellen sanitären Krise über die wichtigsten Kompetenzen verfügen, kommt nicht von ungefähr: In der luxemburgischen Presse wurden in den vergangenen Wochen auffällig wenige Frauen nach ihrer medizinischen oder wissenschaftlichen Expertise gefragt. mehr lesen / lire plus

FRAUENARMUT: „Die Welt als großer Haushalt“

Armut ist weiblich. Weltweit, aber auch im europäischen Vergleich, sind Frauen noch immer besonders armutsgefährdet.

„Wenn man die Welt als großen Haushalt betrachten würde, so sollte man bei der Bewirtschaftung dieses Haushalts auf die Frauen setzen.“ Ein nettes Bonmot, produziert auf einer Konferenz zum Thema „Frauen und Armut“, die Ende März vom Informationsbüro für Luxemburg des Europäischen Parlaments in Zusammenarbeit mit dem Nationalen Frauenrat Luxemburg durchgeführt wurde. Und ein nicht ganz neuer Gedanke, der zwar einerseits vordergründig nach stärkerer Partizipation von Frauen klingt, zugleich jedoch ein recht tradiertes Frauenbild verrät. Frauen gelten als das einfühlsamere und gut (ver-)sorgende Geschlecht, wenn sie sich kümmern, besitzen sie dank familiärer Haushaltsführung automatisch Managementfähigkeiten: ganzheitliches Denken, Nachhaltigkeit und Mitgefühl ? mehr lesen / lire plus

GENDER: Die Hausfrau ist tot, es lebe die Teilzeit-Mutti

Erwerbsarbeit ist in. Doch statt des Kochlöffels schwingen die Frauen noch längst nicht das Zepter in der Arbeitswelt. Mit Halbtagsjobs sorgen sie für heile Welt – daheim und im Betrieb.

Früher Zeichen sozialen Aufstiegs, heute Auslauf-modell: die Hausfrauen-Ehe (Illustration: Internet)

Still und heimlich hat es sich davon gemacht, das in Luxemburg einst so beliebte Hausfrauenmodell. Nur noch vier Prozent der jungen Frauen in Luxemburg haben laut einer Umfrage vor, nach der Geburt eines Kindes ihre Erwerbstätigkeit aufzugeben, so die Soziologin Blandine Lejealle anlässlich einer Pressekonferenz des Chancengleichheitsministeriums am Mittwoch. Dies entspricht der langsam aber stetig steigenden Frauenerwerbsrate. Auch wenn die noch längst nicht den europäischen Durchschnitt erreicht hat (54,6% gegenüber 58,4% im Jahr 2006) und zu großen Teilen der Erwerbsfreudigkeit von Grenzgängerinnen und ansässigen Ausländerinnen zu verdanken ist, so hat sich doch gerade die Erwerbstätigkeit der „Stacklëtzebuergerinnen“ überproportional entwickelt. mehr lesen / lire plus

GLEICHSTELLUNG: Geld hat (k)ein Geschlecht

Gesetze sind nicht neutral, und auch der Haushalt ist es nicht. Eine gendersensible Analyse des Staatsbudgets soll mittelfristig die Frage nach der (Geschlechter-) Gerechtigkeit beantworten.

Als Luxemburgs Frauenministerin Marie-Josée Jacobs Anfang März nach New York zur UN-Konferenz über Peking + 10 flog, hatte sie etwas Besonderes im Gepäck. Weil Luxemburg derzeit dem Europäischen Rat vorsitzt, sprach die christlich-soziale Politikerin in ihrer Rede nicht nur für Luxemburg, sondern vertrat sämtliche 25 EU-Mitgliedstaaten. Ihre Erklärung fiel recht progressiv aus. Neben dem üblichen Geplänkel, dass in Sachen Gleichstellung etliches geschafft sei, es aber weiterhin viel zu tun gebe, nannte Jacobs Prioritäten für die zukünftige Geschlechterpolitik der Union. mehr lesen / lire plus