COP26: Doch noch im November… 2021

Die nächste Klimakonferenz findet viel später statt als geplant. Erklärungen und Ausblick auf die Folgen.

„Keep your promises!“ Mini-Eiffelturm bei der COP21 in Paris. (Foto : lm)

Schon wieder verschoben! Die Klimakonferenz COP26, ursprünglich für November 2020 in Glasgow vorgesehen, war im April angesichts der Covid-19-Epidemie abgesagt worden (online-woxx: COP26 aufgeschoben, Klimaschutz nicht aufgehoben?). Ein neues Datum vor März 2021 sollte eigentlich kurzfristig festgelegt werden. Fast zwei Monate danach hat das UN-Klimasekretariat am 28. Mai nun den Vorschlag der britischen Regierung angenommen: Die COP26 wird vom 1. bis zum 12. November in Glasgow stattfinden (Guardian-Artikel).

Damit ist die wichtigste Klimakonferenz seit Paris 2013 um ein volles Jahr verschoben worden. In Glasgow soll der Rahmen für die Umsetzung des Pariser Abkommens finalisiert werden. Außerdem sollten alle Länder für die COP26 eine Neuauflage ihrer CO2-Reduktionsziele vorlegen – die 2013 versprochenen Senkungen reichen nämlich bei weitem nicht, um die Erderwärmung auf 2, geschweige denn 1,5 Grad zu begrenzen. Die Verschiebung der Konferenz könnte dazu führen, dass im Kampf gegen den Klimawandel ein ganzes Jahr verloren geht.

Längerer Anlauf, mehr Klimaschutz?

Optimist*innen weisen darauf hin, dass die Lockdowns gegen die Covid-19-Epidemie den CO2-Ausstoß drastisch gesenkt haben und der Welt eine – bescheidene – Atempause verschafft haben. Klar ist, dass die drastischen Maßnahmen, die gegen das Virus ergriffen wurden, einen Präzedenzfall darstellen. Die Wirtschafts- und Lebensweise radikal umzustellen wurde bisher von vielen als politisch und wirtschaftlich unmöglich dargestellt – diese Argumentation wird schwieriger werden. Und schließlich besteht Hoffnung, dass die Konjunkturprogramme diesmal – anders als nach 2008 – konsequent die Energiewende vorantreiben.

Im April hatten die Klima-NGOs noch Verständnis für die Verschiebung um ein paar Monate gezeigt (zur Erinnerung: Die Verlegung der COP25 von Chile nach Spanien war heftig kritisiert worden, siehe „COP25 à Madrid: défis pour la société civile“). Es wurde auch spekuliert, dass Anfang 2021 eine neue amerikanische Regierung die Klimaverhandlungen wieder in Schwung bringen könnte (nachdem Donald Trump 2016 den Ausstieg aus dem Pariser abkommen verkündet hatte, siehe z. Bsp. Artikel in der woxx 1399).

Die Reaktionen der NGOs auf das neue, sehr späte Datum der COP26 sind bisher spärlich. Vielleicht, weil eine Infragestellung der Notwendigkeit der Verlegung fälschlich als Verharmlosung der Covid-19-Epidemie interpretiert werden könnte? Oder weil sie die positive Botschaft, also den Aufruf „gerade jetzt“ den Klimaschutz voranzubringen, in den Vordergrund stellen wollen.

Trump in Glasgow?

Grund zum Pessimismus gibt es aber genug. Zum einen bringen zwei Jahre Pause die Klimaverhandlungen aus dem Takt, zum anderen werden die gegenüber 2013 verbesserten CO2-Reduktionsziele verspätet angekündigt … und umgesetzt. Und neben den vom politischen Willen abhängigen Aspekten des Kampfs gegen den Klimawandel ist auch die ökonomische Seite von den Folgen der Covid-19-Epidemie betroffen. Gewiss, die wirtschaftlich starken Länder sind bereit, sich für – hoffentlich grüne – Konjunkturprogramme zu verschulden. Doch ob sie ebenso freigebig sind, wenn es darum geht, die Entwicklungsländer in der Klimapolitik massiv zu unterstützen, ist fraglich. Genau diese Frage hat aber schon vor der Epidemie die Verhandlungen erschwert.

Hinzukommt, dass die Abwahl von Trump alles andere als sicher ist. Doch eine zweite Amtszeit, so wie eine im Mai veröffentliche Studie prognostiziert, würde den Klimaschutz um zehn Jahre zurückwerfen (Artikel auf CarbonBrief). Zehn Jahre, was ist das schon, wo doch der Klimawandel sich über mehr als ein Jahrhundert erstreckt? Es ist zufällig auch die Zeitdauer, die der Klimaexperte Hans Joachim Schellnhuber in einem aktuellen Interview mit Heise-Online nennt: „Wenn wir noch eine Dekade verlieren, dann ist der Zug wahrscheinlich abgefahren.“

 


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