Die woxx von morgen #1: Woher wir kommen

Digitalisierung, ein Modewort. Doch für unser Projekt war sie von Anfang an Teil des Selbstverständnisses – nicht zuletzt, um die knappen Finanzmittel optimal einzusetzen.

Bierdeckel-Kampagne zum woxx-Launch im Jahr 2000.

Man schrieb das Jahr null. Besser gesagt: ’00. Oder auch: 2000. Es war jedenfalls das Jahr Null der woxx, ein Neuanfang für die Zeitung, die bis dahin unter dem Namen „Grénge Spoun“ erschienen war. Zusätzlich zur Namensänderung wurde die Webseite woxx.lu in Betrieb genommen. Online-woxxlesen ging eigentlich nur auf dem PC, es gab noch keine Tablets und das einzige Smartphone-Modells hatte einen Mini-Schirm und keine Touch-Bedienung. Und dennoch war es der Anfang unseres Online-Abenteuers.

Ein  Abenteuer, das 2017 eine neue Dimension gewann. Damals haben wir das Online-Angebot um tägliche Beiträge erweitert (woxx 1465: „Notre troisième révolution“). Dass es neben der woxx als Wochenzeitung auf Papier eine online-woxx ohne Druckprozess und Erscheinungstermin gibt, ermöglicht es uns, näher an der Aktualität zu sein.

Gréngespoun als digital native

Der Einsatz moderner Technik reicht allerdings lange vor das Jahr 2000 zurück. Die woxx ist eine „digital native“, hat sie doch als „GréngeSpoun“ 1988 auf einem Atari-Computer „das Licht der Welt erblickt“. Damals hat das Desktop-Publishing solche alternativen Projekte erst möglich gemacht – Zeitungsmachen ohne sündhaft teure Investitionen in spezialisierte Maschinen war vorher undenkbar gewesen. Allerdings waren die finanziellen Mittel des Projekts trotzdem von Anfang an knapp, und auch die hart erkämpfte Pressehilfe stellte allenfalls das Überleben sicher. Die progressive Professionalisierung der vergangenen Jahrzehnte wäre ohne unsere Genossenschaftler*innen, Abonnent*innen und Spender*innen nicht machbar gewesen.

Moderne Ideen und moderne Technik waren für unser Projekt nie ein Widerspruch, und so haben wir die rapide Veränderung des Medienkonsums in den vergangenen 15 Jahren aufmerksam verfolgt. Als um 2010 das Handy- oder Tablet-Display mehr und mehr das Fernsehen ergänzte, sprach man vom „second screen“, mittlerweile dürften viele Haushalte über eine zweistellige Anzahl von Bildschirmen verfügen. Parallel dazu haben die Blog-Programme auch das Online-Publishing vereinfacht (2000 wurde die online-woxx noch mithilfe eines HTML-Editors erstellt). Der große Sprung von 2017 war die logische Folge: gezielt „Journalismus für den Bildschirm“ zu betreiben und die gedruckte Wochenausgabe durch eine virtuelle Tageszeitung ergänzen.

Pressehilfe und Online-Präsenz

(Wikimedia/Kamil Mackiewicz, 1919/PD)

Beim Versuch, unseren Leser*innen neue Inhalte in neuer Form zu bieten, blieb die Finanzierung eine der großen Herausforderung. Die staatliche Pressehilfe für Printmedien soll zwar den Pluralismus fördern, ist aber nicht wirklich auf kleinere Medienprojekte zugeschnitten. Die 2017 eingeführte Online-Pressehilfe reicht derzeit aus, um den Online-Teil des Projekts mitzutragen, mehr aber nicht – die wünschenswerte grundlegende Erneuerung unseres Webauftritt konnte aus finanziellen Gründen noch nicht erfolgen.

Dafür unterhalten wir eine zeitgemäße Präsenz in den sozialen Netzwerken: Facebook, Twitter und immer häufiger auch Instagram. Auf TikTok haben wir es mangels Tanzkünste noch nicht geschafft. Diese Plattformen schaffen neue journalistische Möglichkeiten und vereinfachen den Austausch mit der Community, für die wir schreiben. Für unsere ans Papier gewöhnte Leser*innen haben wir Shortlinks in unsere Druckausgabe integriert: Die Links vom Typ woxx.eu/XXXX kann man aus der Zeitung abtippen und sie führen direkt zu den entsprechenden Artikeln.

Digitalisierung für besseren Journalismus

Auch bei der Digitalisierung der Arbeitsabläufe hat die woxx zu den Vorreiter*innen gehört: Ein „digital workflow“ mit virtuellem Kalender, Themenmanagement und internen Chat-Kanälen haben das „paperless office“ beinahe Realität werden lassen. Im Angesicht der Corona-Krise und der Notwendigkeit von Teleworking hat uns die bereits eingeübte Verwendung dieser Techniken die Anpassung erleichtert.

Offenheit für digitale Technologie war von Anfang an Teil des woxx-Selbstverständnisses. Für die vor zwei Jahren lancierten wöchentlichen Podcasts verfügen wir mittlerweile über ein eigenes Studio und denken auch über Videoformate nach. Doch Technik ist kein Selbstzweck. Die rapiden Veränderungen der Medienlandschaft, die Flut von Veröffentlichungen auf Blogs und in den Netzwerken, die multimedialen Formaten und der mobile Medienkonsum hinterfragen die Tradition des klassischen Zeitungsjournalismus.

Wie die Medien der Zukunft funktionieren werden, weiß niemand so genau. Doch wir glauben, dass es auch weiterhin einen Platz für einen engagierten professionellen Journalismus gibt, der die neuen technischen Möglichkeiten nutzt. Wir haben große Pläne: unseren Webauftritt erneuern, das Team vergrößern, neue Medienformate anbieten. Dafür benötigen wir eure Hilfe! Wenn euch das Projekt wichtig ist, unterstützt uns bitte! Details: woxx.lu/support.


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