Ein Label für Lebensmittel aus Luxemburg

Ende letzter Woche hat Landwirtschaftsminister Romain Schneider seinen neuen Gesetzesentwurf zur Lebensmittelkennzeichnung vorgestellt. Ziel ist die Förderung regionaler Qualitätsprodukte und die Schaffung von mehr Transparenz für Verbraucher*innen. Ob das geplante Projekt seinen hoch gesteckten Ambitionen gerecht werden kann, ist fraglich.

Vergangene Woche hat Agrarminister Romain Schneider (LSAP) sein neues Konzept für ein Label auf luxemburgischen Lebensmitteln präsentiert. Vor dem Hintergrund der aktuellen Corona-Pandemie sei es Verbraucher*innen immer wichtiger regionale und qualitativ hochwertige Produkte zu kaufen. Um dieser Nachfrage gerecht zu werden sollen unterschiedliche Faktoren in die Analyse mit einfließen. Als Grundlage für das Label sind zunächst einmal gewisse Basiskriterien zu erfüllen, die von einer unabhängigen Institution kontrolliert werden sollen. Kommt man den Forderungen nach, erhält man eine Einstufung nach dem „Zertifizierungssystem“. Wer mehr tut und weitere Auflagen erfüllt, kann ein Label entsprechend dem „Qualitätssystem“ beantragen. Dieses basiert auf drei Säulen, die jeweils zwei Aspekte vereinen: Qualität und Geschmack, Regionalität und Fairtrade, sowie Umwelt und Tierwohl. Jede Säule ist dann noch einmal in zwölf Bemessungskriterien unterteilt. Ein QR-Code soll Aufschluss darüber geben welche Qualitätsansprüche im Detail erfüllt wurden.

Der Schein trügt

Klingt erstmal ganz gut, bei genauerem Hinsehen merkt man aber, dass das System nicht wirklich tief greift. Damit eine grundsätzliche „Überarbeitung unserer Produktionssysteme und unserer Ernährungsweise“ erzielt werden kann, wie es Landwirtschaftsminister Romain Schneider bezweckt, fehlt es hier noch an ambitionierteren Maßnahmen. Um das Label nach dem Qualitätssystem zu erhalten, reicht es bei allen drei oben genannten Säulen nur drei der jeweils zwölf Kriterien einzuhalten. Eine Belohnung für das Einhalten weiterer Anforderungen ist, abgesehen von einer möglichen Vermerkung auf einer Webseite, aktuell nur in Form von erhöhten Zuschüssen für Promotions- und Kontrollkosten im Zusammenhang mit der Zertifizierung vorgesehen. Von intensiven staatlichen Subventionen für die Produktion nachhaltiger, fairer und gesunder Produkte kann keine Rede sein. Dies ist umso ärgerlicher, als dass die aufgeführten Kriterien durchaus einige wichtige Qualitätsbereiche abdecken könnten, wenn sie strikt kontrolliert, transparent ausgewiesen und staatlich unterstützt werden würden.

Trotz alledem: Detaillierte Lebensmittelkennzeichnung, wie sie hier suggeriert wird, ist eine überfällige Maßnahme für Konsument*in und Produzent*in. Durch sie wird nicht nur die Transparenz für Verbraucher*innen erhöht. Auch der landwirtschaftliche Sektor profitiert, weil er seine fortschrittlichen Herangehensweisen besser bewerben kann, und ein höherer Preis, der den realen Wert des Produktes widerspiegelt, so zunehmend rechtfertigbar ist. Zwar sind detaillierte Inhaltsangaben bereits flächendeckend vorhanden, doch reichen diese auf Grund ihrer Komplexität oft nicht aus, um sich beispielsweise ein deutliches Bild darüber zu machen wie gesund oder ungesund ein Lebensmittel ist. Hier sind schon Ansätze wie der Nutri-Score in Verwendung, welcher aber noch ausbaufähig ist und bestimmte Aspekte nicht berücksichtigt. Leider basiert dieser Index, genau wie der neu angekündigte, bisweilen auf rein freiwilliger Basis.

Die Rolle des Ernährungssystems

Weitere Aspekte, die im Zusammenhang mit unserer Lebensmittelproduktion und -konsumption stehen, sind dabei nicht zu vernachlässigen. Unsere Ernährungsgewohnheiten kollidieren mit uns immer wichtiger werdenden Werten wie Nachhaltigkeit, Ethik und Gesundheit. Letztere hat besonders im Zusammenhang mit dem aktuellen Pandemiegeschehen an Bedeutung gewonnen. Über Umweltzerstörung und Klimawandel wird seit einiger Zeit diskutiert, Fairtrade-Produkte und veganer Lebensstil sind immer weiter in der Gesellschaft verankert. Ein Produkt was nachhaltiger ist, ist dabei oft auch gleichzeitig ethischer und gesünder. Am besten schneiden dabei immer noch die Produkte ab, die keine großen Labels und Beschriftungen benötigen, wie frisches Obst und Gemüse aus der Region, welches biologisch und fair angebaut wurde.

In den kommenden Wochen werden noch detailliertere Ausführungsbestimmungen des Gesetzes folgen, Agrarminister Romain Schneider möchte dazu einige Organisationen aus Landwirtschaft- und Umweltsektor mit in die Debatte holen. Anfang des Monats hat er am informellen Agrarrat der EU teilgenommen, der auf EU-Ebene ebenfalls ähnliche Schritte hin zu mehr Transparenz bei der Kenntlichmachung von Nahrungsmitteln gehen möchte. Die Kennzeichnung hochwertiger Lebensmittel, die nach fairen Preisen vermarktet würden, könnte dann auch helfen einen nachhaltigeren Konsum anzukurbeln, der in der Coronakrise so stark eingebrochen ist. So heißt es in einer Pressemitteilung des Agrarministeriums: „Für Romain Schneider ist diese Gesetzesvorlage im aktuellen Kontext der Pandemie umso wichtiger. In der Tat hat die Gesundheitskrise das öffentliche Bewusstsein für die Bedeutung unseres Nahrungsmittelsystems geschärft. Die Verbraucher sehen die Parameter Nachhaltigkeit und Qualität zunehmend aufmerksam“.


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