Fahrradfahren: „Mam Vëlo op d’Schaff oder an d’Schoul“ findet 2021 wieder statt

Nach einer Pandemiepause 2020 findet die jährliche Aktion, die zum Fahrradfahren im Alltag motivieren soll, wieder statt. Dabei werden Wellness-Effekte hervorgehoben, die angesichts der mangelhaften Fahrradinfrastruktur Luxemburgs befremdlich wirken.

Letztes Jahr wurde die Aktion wegen der Pandemie abgeblasen, 2021 heißt es vom 15. Mai bis 31 Juli wieder: „Mam Vëlo op d’Schaff oder an d’Schoul“ (MVOS). Aufgerufen sind in diesem Zeitraum alle, an mindestens 15 Tagen zur Arbeit oder zur Schule zu radeln. Dabei kann man ein Team von zwei bis vier Personen bilden und seine Fortschritte auf der offiziellen Website der Aktion mvos.lu eintragen. Es ist explizit erlaubt und erwünscht, einen Teil des Weges mit dem öffentlichen Transport zurückzulegen – Ziel ist es nicht, die Aktion Ende Juli als Extremsportler*in abzuschließen, sondern eine Alternative zum PKW zu entdecken.

Teilnehmer*innen, die die Challenge mindestens 15 Tage lang durchhalten, nehmen am Ende an einer Verlosung teil, bei der viele Preise zu gewinnen sind. In den sozialen Netzwerken sollen die Fahrradfahrer*innen den Hashtag #mvos2021 benutzen, um ihre Erfolge und Erfahrungen mit anderen zu teilen.

„Ob es der Wunsch nach einer neuen Herausforderung ist, der Wunsch, die Gesundheit zu fördern, Stress abzubauen, unabhängiger zu sein oder den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren – es gibt viele Gründe, mit dem Rad zur Arbeit zu fahren“, schreibt das Mobilitätsministerium in seiner Pressemitteilung zu MVOS. Doch gerade in diesen Tagen hat das einen bitteren Beigeschmack, immerhin wurde am Dienstag, dem 11. Mai – einen Tag vor der MVOS-Ankündigung – bekannt, dass 2020 drei Radfahrer*innen bei Straßenverkehrsunfällen getötet wurden und außerdem 35 schwer verletzt wurden.

Auch die Unfälle der letzten Wochen, in denen Radfahrer*innen verletzt oder getötet wurden, unterstreichen: Im Alltag ist Radfahren in Luxemburg gefährlich. Stressreduktion darf man sich davon nicht erwarten, und auch wenn die körperliche Betätigung grundsätzlich förderlich für die Gesundheit ist, so bringen mangelnde Infrastruktur und rücksichtslose Autofahrer*innen diese schneller in Gefahr, als man denkt.

Ändern wird sich das vermutlich nicht so schnell. Denn der Infrastrukturausbau geht langsam voran und konzentriert sich eher auf Überlandpisten statt auf Interventionen im urbanen Raum, die allzu oft durch die jeweilige Lokalpolitik gebremst wird. Die Europäische Fahrradfahrer*innenföderation (European Cyclists’ Federation – ECF) hat untersucht, was die verschiedenen EU-Mitgliedsstaaten im Rahmen ihrer Nationalen Wiederherstellungs- und Resilienzpläne in Sachen Fahrradinfrastrukturen vorhaben. Insgesamt sollen 1,3 Milliarden Euro in Fahrradinitiativen fließen. Wie Euractiv berichtet, gibt Belgien acht Prozent des gesamten Budgets für den Wiederaufbau für Fahrradinfrastruktur aus, Italien will 1.770 Kilometer Fahrradwege bauen und Frankreich hat 100 Millionen für einen nationalen Fahrradplan vorgesehen. Und Luxemburg? Die Regierung will Ladestationen für Elektroautos subventionieren – was sicherlich beim Kampf gegen die Klimakrise helfen, jedoch wenige Menschen zum Fahrradfahren bewegen wird.


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