Finanzplatz: Greenwashing mit Greenwashing

„Green Finance“ ist in Luxemburg nicht viel mehr als eine Marketing- strategie gegen den schlechten Ruf des Finanzsektors. Dem Klima bringt das rein gar nichts.

© Greenpeace Lëtzebuerg

Einmal mehr steht die Luxemburger Finanzindustrie in der Kritik. Diesmal geht es jedoch nicht um die Steuertricks von Multinationalen oder Superreichen, sondern um vermeintlich nachhaltige Finanzprodukte. Im Auftrag von Greenpeace Schweiz und Luxemburg hat die schweizerische Nachhaltigkeitsrating- agentur Inrate 51 Nachhaltigkeitsfonds auf verschiedenste Kriterien untersucht und herausgefunden, was man sich eigentlich hätte denken können: „Green Finance“ macht kaum einen Unterschied.

Bemerkenswert ist, wo die signifikanten Unterschiede zu konventionellen Fonds festgestellt wurden: Nachhaltige Fonds vermeiden die Rüs- tungsindustrie, die Zementproduktion und Firmen, die in Umweltkontroversen verwickelt sind, sonst investieren sie sehr ähnlich wie konventionelle. Viel deutlicher könnte man wohl nicht machen, dass es bei diesen Fonds nicht um die Umwelt, um das Klima, sondern einzig und allein um Profite mit Greenwashing geht. Der Schein muss stimmen und die Anleger*innen dürfen halt nicht merken, dass sie ihr Geld in CO2-intensive Firmen investieren.

Für Luxemburg ist das ein Problem. Seit einigen Jahren erzählt der Finanzminister bei jeder sich bietenden Gelegenheit, wie unglaublich grün der hiesige Finanzplatz sei. Selbst der nationale Energie- und Klimaplan las sich wie eine peinliche Werbebroschüre für die Luxemburger Fondsindustrie. Es stimmt, dass in Luxemburg vergleichsweise viele „nachhaltige“ Fonds verwaltet werden, aber: Einerseits ist der Anteil gegenüber konventionellen Fonds mikroskopisch klein und andererseits machen die „grünen“ Finanzprodukte für das Klima keinen Unterschied.

Laut dem Finanzministerium sitzen 20 Prozent des nachhaltigen Fondsvermögens in Luxemburg. Allerdings sind nur 4 Prozent des Investitionsvolumens, das im Großherzogtum verwaltet wird, in nachhaltigen Fonds angelegt. Auf Nachfrage erklärte die Sprecherin des Finanzministeriums der woxx, die Regierung nehme die Inrate-Studie „zur Kenntnis“. Um uns im gleichen Satz für dumm zu verkaufen und auf eine Studie der NGO Care zu verweisen, in der Luxemburg gut abschneidet. Nur: Darin geht es überhaupt nicht um die Nachhaltigkeit von Fonds, sondern um die Gelder, die Industrienationen dem globalen Süden zur Verfügung stellen sollen, um die Klimakrise zu bewältigen.

Der Finanzplatz wird grün angemalt, obwohl dort Milliarden in umweltzerstörende Konzerne gesteckt werden

Was die Luxemburger Regierung tut, ist Greenwashing mit Greenwashing zu betreiben: Der Finanzplatz wird grün angemalt, obwohl dort Milliarden in umweltzerstörende Konzerne gesteckt werden. Mit seiner Steueroptimierung sorgt er außerdem dafür, dass anderen Ländern die Mittel fehlen, um selbst aktiv gegen die Klimakrise vorzugehen. Und statt die Praktiken des Greenwashings zu verurteilen und für strengere Regeln zu sorgen, stellt man sich schützend vor die Akteur*innen der Finanzindustrie und verteidigt die viel kritisierte EU-Taxonomie.

Wenn Luxemburg wirklich Vorreiter in Sachen grüne Finanzen werden will, reicht es nicht, sich auf einigen wenigen Vorzeigeprojekten, die sich oft ohnehin nicht an Privatanleger*innen richten, auszuruhen und die unzulänglichen „Nachhaltigkeitsfonds“ zu ignorieren. Nötig wären strenge Regeln und transparente Kontrollen. Doch das Gegenteil ist der Fall: Die Probleme der EU-Taxonomie wurden ignoriert und Fonds, deren Investitionen ihr zur Hälfte entsprechen, können sich freuen, ihr Greenwashing für 0,01 Prozent Abonnementsteuer anbieten zu können. Die Taxonomie wurde unter anderem deswegen stark kritisiert, weil sie industriellen Holzeinschlag und Biomassegewinnung als nachhaltig einstuft. So wie es im Moment aussieht, wird mittels „Green Finance“ lediglich der schlechte Ruf der Luxemburger Finanzindustrie grüngewaschen – dafür auch noch auf Steuereinnahmen verzichtet.

Der Klimakrise ist Marketing egal. Solange sich nichts ändert, befeuert der Luxemburger Finanzplatz sie weiterhin mit.


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