Über mehr als zwei Jahre hinweg hat der Dokumentarfotograf Patrick Galbats den Bau des Grenzzauns begleitet, der Ungarn von Serbien trennt. Zugleich hat er festgehalten, wie diese so robuste Abgrenzung das EU-Land und seine Menschen verändert. Nun wird seine Arbeit bis Mitte März in Brüssel gezeigt.
Es war ein reges Interesse auf der Vernissage an diesem Dienstag, als Patrick Galbats im Brüsseler Zentrum für zeitgenössische Fotografie „Contretype“ unter dem Titel „Hit Me One More Time“ das Resultat seiner Streifzüge entlang der ungarisch-serbischen Grenze und seine Arbeit über die verschiedenen Facetten der ungarischen Geschichtspolitik präsentierte.
Vier Räume widmet das an der „Porte de Hal“ gelegene Zentrum dem thematischen Werk des Luxemburger Dokumentarfotografen, das dieser vor zwei Jahren erstmals unter gleichem Titel im „Centre national de l’audiovisuel“ (CNA) in Düdelingen ausgestellt hatte. Auch in Brüssel kommen die Aufnahmen unter solch großzügigen Bedingungen gut zur Geltung. Blickfang sind zunächst zwei großformatige Motive, die nicht gerahmt und aufgehängt wurden, sondern direkt auf die Wand aufgezogen sind.
Die kleinformatigen Arbeiten laden ihrerseits ein zur Betrachtung von Details; etwa die Fotografie eines jungen Mannes in historischer Uniform und mit Armeekoppel, stolz eine Fahnenstange mit dem Banner Ungarns in der Hand: Für den Betrachter scheint das imaginierte Größen-Ich eines mit der Nation verschmolzenen Individuums hier konkret Gestalt anzunehmen.
„Eine Hauptaufgabe des Fotografen ist die Zeugenschaft“, erläuterte Galbats seine Arbeit, als ihn die woxx vor zwei Jahren porträtierte. Dokumentarfotografie bedeute jedoch nicht nur ein vordergründiges Abbild der Realität: „Der Künstler versucht mit seiner Arbeit etwas herauszuholen, was der Laie so nicht sieht.“
Im Zentrum der in der belgischen Hauptstadt präsentierten Arbeiten steht der Sperrzaun, den die ungarische Regierung seit dem Sommer 2015 entlang der Grenze mit Serbien errichten hat lassen. „Ich wollte den Zaun als etwas Monumentales darstellen, dem man nicht mehr entgehen kann.“ Dieser nämlich, so der Künstler, erzähle auch sehr viel über Europa. Was das aus den Perspektiven, die Patrick Galbats öffnet, sein könnte, ist noch bis 15. März im Brüsseler „Contretype“ zu sehen.