„Princess Charming“, die welweit erste lesbische Dating-Show, hält nicht nur an Genderbinarität, sondern auch an einer skurrilen Definition von Monogamie fest. Sehenswert ist sie dennoch.
Mit „Princess Charming“ lief am 25. Mai zum ersten Mal eine Dating-Sendung dieser Art an: Anders als bei Formaten wie „The Bachelor“ buhlen die Kandidatinnen hier nicht um einen Mann, sondern um eine Frau namens Irina. „Prince Charming“, das schwule Pendant dazu, lief bereits 2019.
Das Format bringt nicht nur Sichtbarkeit für lesbische und bisexuelle Personen: Die Kandidat*innen präsentieren ein breites Spektrum an Weiblichkeit, Gea identifiziert sich als nicht-binär. Dennoch könnte die Sendung durchaus queerer sein, politische Gesprächsthemen sind, wie für solche Formate leider üblich, selten. In einer der ersten Folgen wird einmal recht oberflächlich über den Unterschied zwischen „Maskulin“ und „Feminin“ gesprochen. Mit der Zeit legt die Sendung beziehungsweise die Kanditat*innen jedoch eine Schippe drauf: In der sechsten Folge wird hitzig darüber debattiert, ob die Behauptung, nie eine weiblich lesbare Person mit Penis daten zu wollen, transfeindlich sei. Gea steht ziemlich alleine da, immerhin ist auch Wiki gut informiert. Der transinklusive Standpunkt geht in der Sendung leider etwas unter.
„Prince Charming“ und „Princess Charming“ sind weit mehr als nur die queeren Versionen des Hetero-Originals. Dadurch, dass alle Kandidat*innen homo- oder bisexuell sind, ändert sich die gesamte DNA der Sendung. Klar können sich auch in der Hetero-Version Kandidat*innen ineinander verlieben (und das ist auch schon passiert) – bei „Prince“/“Princess“ ist dies jedoch inhärenter Teil des Konzepts. Es scheint logisch: Sind die Kandidat*innen nicht gerade auf einem Einzel- oder Gruppendate, leben sie rund um die Uhr auf engstem Raum miteinander – sogar Betten müssen sie sich teilen. Während dieses Konzept bei der Hetero-Version wohl vor allem zum Ziel hat zu zeigen, wer sich mit wem verbündet oder verfeindet, werden bei „Prince“/“Princess“ auch Anziehungen zueinander deutlich.
In Dating-Sendungen wie diesen steht Monogamie nicht an vorderster Stelle. Das wirkt zunächst paradox, geht es doch gerade darum, den*die Eine*n zu finden. Bis es aber soweit ist, finden unzählige Dates zwischen verschiedenen Menschen statt, bis zum Finale kommt es häufig zu intimen Situationen. Allein in der sechsten „Princess Charming“-Folge hat Irina an einem Tag drei Kandidatinnen geküsst. Von Polyamorie wird in der Sendung dennoch nicht gesprochen. Dass sie auch explizit nicht erwünscht ist, wird spätestens dann klar, wenn es zwischen den Kandidat*innen funkt. Als Anwärterin Saskia der Princess in einer Folge anvertraut, eine andere Kandidatin geküsst zu haben, erklärt Irina anschließend mit ernster Miene in die Kamera, dass sie schon gerne wüsste, welche Gefühle dabei im Spiel waren. Auch wenn der Kuss selbst für sie kein Ausschlusskriterium war – kurze Zeit später waren die beiden Turteltäubchen dennoch nicht mehr dabei.
Dass Drama wie dieses von den Macher*innen gewollt ist, wird schon an der Prämisse klar: Die queeren Kandidat*innen müssten ja nicht alle in der gleichen Unterkunft wohnen. Dadurch, dass allerdings nur der*die Prince/Princess mehrere Menschen zugleich daten darf, wird Polyamorie allerdings eher als Show-Konzept denn als legitimes Beziehungsmodell dargestellt.
Gründe, sich die Sendung anzuschauen, gibt es dennoch. Das ist neben der erfrischenden Sichtbarkeit lesbischer Menschen auch der unverfängliche Umgang mit Masturbation und lesbischem Sex. Die Kandidat*innen und Irina sprechen über Vulven, Dildos, Orgasmen und sexuelle Vorlieben. Unterhaltung ist ebenfalls garantiert.
Bisher sind sechs von insgesamt neun Folgen von „Princess Charming“ erschienen. Die nächste erscheint am Montag.
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