Internetaufklärung: Rechte Vordenker*innen

So unterschiedlich die verschiedenen Strömungen der Rechten global auch sein mögen, sind sie durch ihren Hass auf den Liberalismus und dessen Prinzipien geeint. Ein neues Internetportal klärt über einige der Stichwortgeber*innen auf.

Titelblatt des Sammelbandes „Das alte Denken der Neuen Rechten“, der über die Internetseite „gegneranalyse.de“ kostenlos zu beziehen ist. (Bildquelle: gegneranalyse.de)

„Gegen die Liberalen“ lautet ein 1988 verfasstes Pamphlet des völkischen Nationalisten Armin Mohler (1920-2003), das zum Klassiker der „Neuen Rechten“ geworden ist. Der für die 2010 erfolgte Neuauflage verantwortliche Verlag bewirbt es als „treffsichere ‚Liberalenbeschimpfung‘“ und verspricht: „man liest und weiß, daß man rechts ist – oder eben nicht“.

Betrieben wird der Verlag mit dem Namen „Antaios“ (benannt nach einem nahezu unbezwingbaren Riesen aus der griechischen Mythologie) von Götz Kubitschek, der in den vergangenen Tagen unter anderem als Stichwortgeber des thüringischen AfD-Vorsitzenden Björn Höcke präsentiert worden ist.

Gelesen jedoch wird Armin Mohler, den die „Neue Rechte“ laut dem Historiker und Publizisten Volker Weiß als ihren „Gründervater“ verehrt, bis weit in bürgerlich-konservative Kreise hinein. So wurde ihm etwa in der deutschen Tageszeitung „Welt“ zu seinem 80. Geburtstag als „streitbarem Publizisten“ gehuldigt. Zwar sei es „ein Wagnis, einen dezidierten Gegner des Liberalismus wie Armin Mohler zu würdigen“, doch bei der „Welt“ ging man dieses Wagnis gerne ein. Es zu unterlassen, zeuge „nicht, wie manche glauben, von politischer Reife, sondern von einem Mangel an politischer Kultur“.

Zwar ist gut beraten, wer sich nicht aufschwatzen lässt, an einer Mülltonne zu schnüffeln sei Ausdruck von Reife und Kultur. Die Auseinandersetzung mit den „intellektuellen Gegnern des Liberalismus“ (Welt) ist mitunter aber dennoch hilfreich: sie kann nämlich dazu beitragen, über die politischen Strategien, rhetorischen Taktiken und vor allem die langfristigen Ziele der „Neuen Rechten“ aufzuklären, deren Vertreter*innen sich heute auf Vordenker wie beispielsweise Armin Mohler beziehen.

Umfassende Information

Mit der treffend benannten Seite „gegneranalyse.de“ findet sich nun ein wichtiges Hilfsmittel im Netz, das über die Geschichte und Theoretiker*innen des antiliberalen Denkens informiert. Die Ablehnung von Prinzipien wie Demokratie, Gleichberechtigung, Individualismus, Rationalismus und Universalismus ist dabei allen gemein, wie die Seite anhand verschiedener Personen vor Augen führt.

Neben Armin Mohler werden beispielsweise der den Nationalsozialisten nahestehende Philosoph Martin Heidegger (1889-1976), der „Nouvelle Droite“-Vertreter Alain de Benoist (*1943) und der antisemitische Staatsrechtler Carl Schmitt (1888-1985) vorgestellt. Auch auf den Komponisten Richard Wagner (1813-1883), den russischen „Eurasien“-Theoretiker Alexander Dugin (*1962) und den islamistischen Ideologen Sayyid Qutb (1906-1966) und deren antiliberale Weltsicht geht das Textangebot ein. Neben der Darstellung der wichtigsten Ideen und der historischer Bedeutung der jeweiligen Personen wird auch ihr Einfluss auf gegenwärtige Debatten gezeigt. Eine Erläuterung zentraler Begriffe der sich auf diese Weise als nicht so neu erweisenden „Neuen Rechten“, weitere Artikel zum Thema und „Erklärvideos“, etwa zur Bedeutung des Antifeminismus im rechten Denken, komplettieren das Angebot.

Die Texte sind von Wissenschaftler*innen und Expert*innen des jeweiligen Themenbereichs verfasst. So finden sich beispielsweise der Philosoph Micha Brumlik, die Historikerin Kirsten Heinsohn und der Politikwissenschaftler Armin Pfahl-Traughber unter den Autor*innen. Wer die verschiedenen Essays lieber auf Papier lesen möchte, kann sich kostenfrei den zugehörigen Sammelband „Das alte Denken der Neuen Rechten“ über die Internetseite bestellen.

Bereitgestellt wird die „Gegneranalyse“ vom „Zentrum Liberale Moderne“, einem 2017 von der Grünen-Politikerin Marieluise Beck und ihrem Parteifreund Ralf Fücks gegründeten Think Tank, der laut eigenen Angaben „für die Verteidigung und Erneuerung der offenen Gesellschaft“ steht.


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