Kritik an Google und Youtube verschärft sich

LGBTIQA-Aktivist*innen fordern den Ausschluss von Google aus der San Francisco Pride Parade. Es ist die Konsequenz der anhaltenden Kritik gegenüber Tochterfirma Youtube, die sich weigert, Hassbotschaften auf ihrer Plattform entschieden den Kampf anzusagen.

© wikipedia.org

Seitdem sich im März das Video des Christchurch-Attentäters ungehemmt weiterverbreiten konnte, hat Youtube seine Richtlinien im Umgang mit rechtsextremen Inhalten nach und nach verschärft. Zu weiteren Veränderungen kam es letzte Woche nachdem Vox-Journalist Carlos Maza den Konzern auf Twitter dazu aufgefordert hatte, gegen homophobe und rassistische Angriffe gegen ihn vorzugehen: Am Mittwoch kündigte der Konzern an, Videos zu verbieten, „die behaupten, dass eine Gruppe überlegen ist, um Diskriminierung, Abtrennung und Ausschluss auf der Basis von Eigenschaften wie Alter, Geschlecht, Race, Kaste, Religion, sexueller Orientierung oder Veteranenstatus zu rechtfertigen“, sowie solche, die „gut dokumentierte gewalttätige Ereignisse“ leugnen. Infolgedessen wurde etwa Leni Riefenstahls „Triumph des Willens“ (1935) von Youtube entfernt (was manche kritisch sehen).

Zugleich hatte der Konzern aber unterstrichen, dass es nur solche Videos als diskriminierend betrachte, die einzig zu diesem Zweck erstellt worden sind. Diskriminierende Botschaften bezüglich Hautfarbe, Religion oder sexueller Orientierung sind demnach immer noch erlaubt, wenn sie etwa Teil eines Videos sind, das sich als politische Analyse ausgibt. Diese Ankündigung löste eine Welle der Empörung aus; der Hashtag #NoPrideInYT wurde ins Leben gerufen. Die Kritik richtet sich jedoch nicht nur gegen Videos, die trotz Hassbotschaften weiter erlaubt sind. Die neuen Richtlinien haben dazu geführt, dass auch pädagogische oder historische Inhalte gelöscht wurden. So etwa ein Dokumentarfilm über die Verbreitung von White Nationalism, der Videoaufnahmen von White Supremacist Mike Enoch enthielt.

Am Donnerstag nahmen ehemalige Google-Mitarbeiter*innen und LGBTIQA-Aktivist*innen in San Francisco an einer Aufsichtsratssitzung der Pride teil, um klarzumachen, dass Googles Teilnahme in ihren Augen einer Befürwortung von Youtubes Handlungen gleichzusetzen sei. Sowohl Google als auch Youtube werfen sie vor, sogenanntes Pink Washing zu betreiben. Davon ist die Rede, wenn Unternehmen aus LGBTIQA-Anliegen Kapital schlagen, ohne sich diesbezüglich auf glaubwürdige Weise zu engagieren. Eine Reihe von Youtube-Mitarbeiter*innen hat gefordert, das als hypokritisch empfundene aktuelle Pride Branding zu unterlassen.

Besonders schlimm wird es, wenn ein nach außen hin LGBTIQA-freundlich auftretendes Unternehmen wie Google oder Youtube nicht nur keinen konsequenten anti-diskriminatorischen Ansatz verfolgt, sondern nicht einmal die eigenen queeren Mitarbeiter*innen schützt. Zahlreiche bei Google arbeitende LGBTIQA-Aktivist*innen haben darüber berichtet, nach Angriffen von Mitarbeiter*innen keinerlei Unterstützung von ihrem Arbeitgeber erhalten zu haben.

Bisher hat die San Francisco Pride Parade noch nie eine Organisation ausgeschlossen. 2015 war allerdings Facebook fast ausgeschlossen worden, wegen der Richtlinie, nach welcher User*innen ihren „richtigen“ Namen, also denjenigen, der auf ihrem Ausweis steht, angeben müssen. Die Richtlinie wurde unter anderem als transfeindlich angesehen. Die entsprechende Abstimmung fiel 5-4 zu Facebooks Gunsten aus. Bezüglich Google hat der Aufsichtsrat noch kein Urteil gefällt. Die San Francisco Pride findet am 29. und 30. Juni statt.


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