Schule: Wie den Lehrberuf attraktiver machen?

Ein neuer Bericht des Bildungs- informationsnetzwerks Eurydice liefert Zahlen und Analysen rund um den Lehrberuf in Europa. Der Text soll als Grundlage dienen für eine Bildungspolitik, die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen gerecht wird.

Der Lehrberuf wird als zunehmend unattraktiv empfunden, es mangelt stark an Personal – was für Luxemburg gilt, trifft auf europäische Länder insgesamt zu, wie ein Bericht des Europäischen Bildungsinformationsnetzwerks Eurydice zeigt. Die Gründe für diese Entwicklung liegen bei den angestiegenen Anforderungen und Zuständigkeiten, die mit konstanten sozialen, demographischen, ökonomischen, wissenschaftlichen und technologischen Veränderungen einhergehen. Das schmälert nicht nur die Motivation zum Lehramtstudium; auch immer mehr Lehrkräfte steigen im Laufe ihrer Karriere aus.

Dabei wird der Beruf immer wichtiger: „Teachers are the front-line workers in education. Having motivated teachers is an essential pre-requisite for a successful education system, in which pupils from all backgrounds can flourish and reach their full potential“, wird Mariya Gabrielaid, EU-Kommissarin für Innovation und Jugend, in der Einleitung des genannten Berichts zitiert. Die Transition vom regulären hin zum Fernunterricht habe die essenzielle Rolle von Lehrkräften noch verdeutlicht.

Das am Mittwoch veröffentlichte Papier analysiert neben Grundausbildung und Bildungspolitik in den einzelnen Ländern auch Karrieremöglichkeiten und Zufriedenheit von Lehrkräften der unteren Sekundarstufe, das heißt von der 7. bis zur 9. Klasse. Abgedeckt werden alle 27 Mitgliedstaaten, sowie Großbritannien, Albanien, Bosnien und Herzegowina, Nordmazedonien, Norwegen, Island, Liechtenstein, Montenegro, Serbien und die Schweiz.

Auf EU-Ebene berichten 50 Prozent der Betroffenen, sich am Arbeitsplatz gestresst zu fühlen; das höchste Stresslevel weisen in Portugal, Großbritannien und Ungarn tätige Lehrkräfte auf. Anders als man erwarten könnte, liegt die Hauptquelle für Stress nicht im Unterrichten selbst. Wesentlich stärker ist die negative Wirkung administrativer Aufgaben, exzessiven Benotens und wechselnder Anforderungen. Auch das Gefühl, für den Erfolg der Schüler*innen verantwortlich gemacht zu werden, sorgt laut Bericht bei vielen Lehrkräften für Druck. „Higher levels of stress are related to assessments of professional progress, more hours worked, poor student behavior and lower self-confidence in student management“, heißt es im Bericht. Im EU-Schnitt widmen Lehrkräfte 47 Prozent ihrer Arbeitszeit dem Unterrichten, 25 Prozent der Planung und Benotung, weitere 28 Prozent fallen für andere Aufgaben an. Das Gefühl von Autonomie und ein kooperatives Arbeitsumfeld wirken sich laut Bericht positiv auf das Stress- empfinden aus.

Im europäischen Vergleich schneidet Luxemburg insgesamt recht gut ab. Neben Portugal sei es das Land mit dem abwechslungsreichsten Angebot an Aufgabenbereichen für Lehrkräfte. So bestehe die Möglichkeit, Schüler*innen Unterstützungskurse anzubieten, angehende Lehrkräfte zu betreuen, Weiterbildungen zu halten und die pädagogische Koordination zu übernehmen. Im Gegensatz zu anderen Ländern, darunter auch Portugal, werden luxemburgische Lehrer*innen für all diese Tätigkeiten entlohnt. Auch das in Luxemburg geltende Gebot, alle drei Jahre 48 Stunden Weiterbildung zu absolvieren, fällt im internationalen Vergleich positiv auf. Die Vielfalt an Aufgabenbereichen und Weiterbildungsmöglichkeiten werden im Bericht als zentrale Faktoren hervorgehoben: Dies nicht nur wenn es darum geht, den Beruf attraktiver zu gestalten, sondern auch in puncto Unterrichtsqualität.

Eurydice ist ein europäisches Netzwerk, das Informationen zu Bildungssystemen und zur Bildungspolitik in den europäischen Ländern sammelt und veröffentlicht. Die gesammelten Daten beziehen sich auf die Jahre 2018 bis 2020. Mit dem Bericht erhofft sich das Netzwerk europäischen Ländern Grundlagen zu liefern, auf deren Basis Bildungspolitik an gegenwärtige und zukünftige Herausforderungen angepasst werden kann.


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