Noch keine konkreten Maßnahmen, aber ein Bekenntnis: Umweltministerin Carole Dieschbourg kündigte am 4. Dezember einen Aktionsplan für Bestäuberinsekten an.
Die luxemburgische Regierung will das Artensterben bei den Bestäuberinsekten verhindern. Spätestens seit Ende 2017 eine deutsche Studie einen Rückgang von 75 Prozent in knapp drei Jahrzehnten belegt hatte, ist das Thema Insektensterben in der medialen Wahrnehmung angekommen. Der Bericht des UN-Weltbiodiversitätsrats, der im Mai diesen Jahres erschien, verdeutlichte noch einmal die Dramatik der Lage: Eine Million Arten sind vom Aussterben bedroht. Unter ihnen auch viele Bestäuberinsekten.
Dazu zählen nicht nur die bekannte Honigbiene, sondern viele andere Arten aus den Klassen der Hautflügler, der Zweiflügler, der Schmetterlinge und der Käfer. Rund 85 Prozent der Pflanzenarten sind auf die Hilfe von Insekten angewiesen, um sich vermehren zu können. Verschwinden diese Insekten, geraten auch die Pflanzen in Gefahr. Für die menschliche Nahrungsmittelproduktion spielt dies ebenfalls eine große Rolle.
Obwohl die Honigbiene als Maskottchen der Bewegung gegen Pestizide wie Glyphosat oft als gefährdet dargestellt wird, ist sie als Nutztier nicht unmittelbar in Gefahr. Was im Gegenzug heißt, dass wir uns vorerst keine Sorgen darum machen müssen, dass bald kaum noch Lebensmittel im Supermarkt zu finden sein werden, weil die Honigbienen verschwunden sind.
Die Gründe für den Rückgang der Bestäuberinsekten sind vielfältig: Habitatverlust, Klimawandel, Pestizide und biologische Faktoren wie Krankheiten und sogenannte invasive Arten. Diese Stressfaktoren, die den Insekten das Leben schwer machen, entstehen vor allem durch menschliche Aktivitäten, in der Hauptsache durch Zersiedlung der Landschaft und Strukturwandel in der Landwirtschaft.
Am 4. Dezember stellte Umweltministerin Carole Dieschbourg der Presse ihr Vorhaben für einen Aktionsplan für Bestäuberinsekten vor. „Ich will nicht in einer Welt aufwachen, in der wir keine Vögel mehr singen und keine Insekten mehr summen hören“, so die Ministerin. Der Aktionsplan soll drei Säulen beinhalten: Erstens die Erforschung und das Monitoring der Bestäuberinsekten, zweitens Maßnahmen gegen die Ursachen des Insektensterbens und drittens Sensibilisierungsaktionen, um die Bevölkerung einzubinden.
In den Plan sollen Maßnahmen in den Themenbereichen Landwirtschaft, urbanes Leben, Pestizide, Lichtverschmutzung, Klimawandel, Krankheiten und invasive Arten einfließen. Um diese auszuarbeiten, setzt die Ministerin auf Bürger*innenbeteiligung. Auf der Website planpollinisateur.org können Ideen eingereicht werden, außerdem findet ein nationaler und drei regionale Workshops statt. Für ersteren gibt es bereits einen Termin: am 14. Januar 2020 im Umweltministerium.
Nach dem „transformativen Wandel“, den die Wissenschaftler*innen des UN-Weltbiodiversitätsrates fordern, klingt das alles nicht. „Der Plan hat zum Ziel, eine kohärente Strategie zum Schutz der Bestäuberinsekten aufzustellen, denn so eine fehlt im Moment in Luxemburg“, erklärte Dieschbourg darauf angesprochen, „Die große Herausforderung ist ein Systemwechsel weg von einer linearen, verschmutzenden Wirtschaft. Der Plan alleine wird das nicht schaffen, aber er ist ein Teil davon.“
Ob dies gelingen wird, liegt vermutlich auch daran, wer sich mit welchen Ideen an der Ausarbeitung des Aktionsplans beteiligt. Da bei der Präsentation auch stets die große finanzielle Rolle, die Bestäuberinsekten in der Landwirtschaft spielen, betont wurde, muss vielleicht auch im Umweltministerium ein Mentalitätswechsel stattfinden.
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