Tanja Duprez (Déi Gréng): „Neue Ideen für die Zukunft Europas verbreiten“

Tanja Duprez kandidiert bereits das zweite Mal für eine Wahl. Die 23-jährige Politikstudentin interessiert sich vor allem für Umweltthemen.

Foto: Déi Gréng

woxx: Wieso haben Sie sich bei Déi Gréng engagiert? 


Tanja Duprez: Ich habe vor zwei Jahren eine Reportage über Wasserverschmutzung gesehen und mich gefragt, wie es sein kann, dass so etwas überall auf der Welt existiert und die betroffenen Menschen keine Hilfe erhalten. Ich hatte damals keine Berührungspunkte mit der luxemburgischen Politik und wusste nicht so recht, wo und wie ich mich engagieren könnte. Ich habe mich dann auf der Website von Déi jonk Gréng über deren Positionen informiert. Ich merkte, dass Politik mich wirklich interessiert, also meldete ich mich bei den jungen Grünen. Durch den Kontakt mit anderen politisch aktiven Jugendlichen habe ich enorm viel gelernt, weil alle ihre Spezialthemen haben. Dadurch habe ich irgendwann beschlossen, zu Déi Gréng zu gehen – ein Schritt, über den ich glücklich bin, weil ich so jeden Tag neue Menschen und Organisationen kennenlerne und hautnah miterlebe, wie Luxemburg und wie Europa funktionieren.

Wie schwierig ist es, in der Jugendpartei einer Regierungspartei radikale Forderungen zu stellen?


Als Déi jonk Gréng sehen wir es als unsere Aufgabe, die Stimme der Jugend nach außen sowie nach innen zu artikulieren. Ich denke da zum Beispiel an die Herabsetzung des Wahlalters auf 16 Jahre. Wir haben ja unser eigenes Manifest für die Wahlen geschrieben, um zu zeigen, welche Themen junge Menschen interessieren. Da haben wir auch eine Plastiksteuer gefordert und haben es geschafft, dass diese Forderung doch ins Wahlprogramm von Déi Gréng gekommen ist, in dem sie ursprünglich so nicht vorgesehen war. Ich denke, es ist wichtig, innerhalb der Partei Meinungen auszutauschen. Was Déi jonk Gréng ausmacht, ist jedoch auch, junge Menschen an die Politik heranzuführen, was mir persönlich sehr geholfen hat.

Das Verhältnis zwischen Déi jonk Gréng und Déi Gréng ähnelt ja ein wenig dem der EU-Parlamentarier*innen von Déi Gréng. Beide fordern oder tun Dinge, die der Partei vielleicht nicht so gefallen.


Ich sehe das nicht so. Grob gibt es dann doch die gleichen Linien, um die es gehen soll. Dadurch, dass es im EU-Parlament keine fixen Koalitionen gibt, gibt es viele Gesetzesprojekte, an denen die Grünen mitgearbeitet und so ihre Ideen eingebracht haben. Innerhalb der EU muss auf andere Dinge geachtet werden, auf die einzelnen Mitgliedsländer zum Beispiel. Ich denke nicht, dass es große Gegensätze zwischen den Grünen im Europaparlament und den Grünen in der Regierung gibt. Dadurch, dass Tilly Metz’ lokale Assistentin ein Büro in der grünen Fraktion im luxemburgischen Parlament hat, wird auch ständig kommuniziert. Natürlich gibt es aber schon Aktionen, die man als einzelne Politikerin macht, die grüne Regierungsmitglieder vielleicht nicht so tun würden.

Was sind für Sie die wichtigsten Themen für diese EU-Wahl?


Für mich persönlich sind das Klimawandel und Umweltschutz. Ich war vor Kurzem auf einer Versammlung mit der deutschen EU-Abgeordneten Terry Reintke, die meinte, dass sie vor fünf Jahren nicht damit gerechnet hätte, dass Klimaschutz nun das bestimmende Thema der EU-Wahl sein würde. Oft wird gesagt, es ginge bei der Wahl um das Kräfteverhältnis zwischen rechten und sozialliberalen Parteien. Ich denke, dass es ein falscher Ansatz ist, nur gegen Rechtspopulismus zu kämpfen – es geht vielmehr darum, neue Ideen für die Zukunft Europas zu verbreiten. Zwei andere wichtige Themen für mich sind die Landwirtschaft und die Mobilität. Ich bin immer wieder erstaunt, dass grenzüberschreitende Reisen mit der Bahn extra kosten – da müssen wir was dran ändern.

Funktioniert die EU denn gut genug, um den Klimawandel effektiv bekämpfen zu können?


Es ist schon sehr komplex, was in der EU passiert, wie ich auch in meinem Praktikum bei Claude Turmes im Europaparlament erfahren habe. Andererseits sind wir halt 28 oder 27 Mitgliedstaaten, die alle unterschiedlich sind und trotzdem irgendwie koordiniert werden müssen. Meiner Meinung nach müsste das EU-Parlament als demokratisch gewählte Institution gestärkt werden. Ein guter Anfang wäre das Initiativrecht für das Parlament, sodass nicht nur die Kommission Vorschläge für Gesetze machen kann.

Klimaschutz ist in, jede*r ist gegen Plastikmüll – brauchen wir die Grünen überhaupt noch, wenn Ökothemen so Mainstream sind?


Vor allem im EU-Parlament sind die Grünen die, die alle dazu drängen, weiter zu gehen und die Ziele des Pariser Klimaabkommens auch wirklich einzuhalten. Auch stoßen sie immer weitere Diskussionen an. Es reicht ja nicht, zu sagen „Wir wollen was gegen den Klimawandel machen“ – und dann doch nicht auf den SUV verzichten zu wollen. Die Grünen haben den Mut, mehr zu fordern und die Menschen dafür zu begeistern. Jetzt, wo Klimaschutz in ist, ist der Moment, um das zu tun, wie es beispielsweise auch „Fridays for Future“ macht.

Tanja Duprez (23 Jahre) studiert derzeit Politikwissenschaften in Köln, zuvor hat sie in Brüssel einen Bachelor in Sozialwissenschaften gemacht. Seit zwei Jahren ist sie Mitglied von Déi jonk Gréng, seit 2018 auch im Vorstand der Jugendpartei. Privat singt sie in der Coverband „The Noisemakers“.


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