Senior*innen tauchen im öffentlichen Diskurs seit Ausbruch der Pandemie als passive und schutzbedürftige Figuren auf. Das RBS Center fir Altersfroen verhilft ihnen im Rahmen des Weltsenior*innen-Tags mit Video-Porträts zu einer positiv besetzten Sichtbarkeit.

Copyright: RBS Center fir Altersfroen
Idette ist 77 und angehender YouTube-Star: Um die 4.000 Menschen sahen sich ihre Turnübungen für Senior*innen auf der Videoplattform an. Die 83-jährige Mariana versorgt diverse Organisationen mit selbstgenähten Atemmasken. Der Rentner François hingegen engagiert sich bei der Caritas für Hilfsbedürftige: Er unterstützt Menschen, die durch die sanitäre Krise in existenzielle Notlagen geraten sind. Woher die Geschichten stammen? Das Zentrum für Recherche, Bildung und Schulungen zu Altersfragen (RBS Center fir Altersfroen) stellte zum Welttag der Senior*innen am 1. Oktober 2020 insgesamt 12 Videos unter dem Titel „Zäit fir Solidaritéit 2020“ zusammen, die das ehrenamtliche Engagement älterer Menschen dokumentieren.
Die Videos haben Lokalfernseh-Charakter: Der Schnitt wirkt laienhaft, die Redebeiträge fallen kurz aus. Eine perfekte Filmtechnik ist in diesem Kontext aber auch Nebensache – im Mittelpunkt stehen die Senior*innen und ihre Geschichten. Das Center fir Altersfroen kommt mit dem Projekt einer wichtigen Aufgabe nach, die allgemein und besonders seit Ausbruch der Pandemie anstand: In den Medien und in politischen Debatten wird und wurde viel über alte Menschen gesprochen, selten aber mit ihnen. In Pressekonferenzen des Ministeriums für Familie und Integration war zuletzt wiederholt die Rede von Schutz- und Hygienemaßnahmen oder von den Besuchsrechten in Alten- und Pflegeheimen. Auch die Beschwerden der Familienangehörigen wurden thematisiert. Die Stimmen der betroffenen Senior*innen selbst waren in der breiten Öffentlichkeit jedoch kaum zu hören.
„Im Lockdown hat eins meiner Enkelkinder gesagt: ‚Opa, du musst jetzt zuhause bleiben, denn du bist in Gefahr.‘ Vielen Hobbys, die ich so habe, konnte ich nicht mehr nachgehen, sodass mir viel Zeit blieb“, sagt François. Diese Erfahrung teilen viele der Senior*innen, die das RBS porträtiert. Viele sprechen über ihre Reaktion auf die Ernennung zur „Risikogruppe“ und deren Folgen. Rein statistisch gesehen riskieren Menschen wie Idette, Mariana oder François einen schweren Krankheitsverlauf bei einer Infektion mit Covid-19. Die öffentliche Darstellung von Senior*innen auf dieses Risiko zu beschränken, führt jedoch zu einem einseitigen Diskurs. Das RBS liefert mit seiner Video-Reihe deshalb ein dringend notwendiges Gegengewicht, das auch außerhalb der Krisenzeiten unabdinglich für eine Gesellschaft frei von Altersdiskriminierung ist.
Die Videos sind auf der Facebook-Seite des RBS verfügbar.