Willis Tipps: Januar 2022

Feinste bosnische Musik

Divanhana ist eine Band aus Bosnien-Herzegowina, die 2009 von Student*innen der Musikakademie in Sarajewo gegründet wurde. Fast fünf Jahre lang war es, was Plattenveröffentlichungen angeht, still um sie. Die neue Scheibe, die die Band vor dem Lockdown aufgenommen hat, erscheint nun Ende dieses Monats. Schon ihre bisherigen Studioalben und ihre Live-CD erhielten in der Vergangenheit beste Kritiken. Auf der aktuellen Veröffentlichung Zavrzlama hört man nun die großartige Stimme der neuen Sängerin Šejla Grgić, ansonsten ist die Band mit Akkordeon, Violine, Trompete, Piano, Gitarre, Bass und Perkussion weitgehend unverändert. Die elf Stücke beinhalten wieder verschiedene Stile vom Westbalkan und auch der melancholische, bosnische Sevdahlinka ist natürlich vertreten. Die stilistische Bandbreite reicht vom eindringlich-langsamen Na Kuslatu über das schweißtreibend-stampfende Cilim bis zu Sarajcice Hajdemo, Divanhanas Version eines Hits von Safet Isovic, der mehr als vierzig Jahre lang den Sevdahlinka prägte. Bosnische Musik vom Feinsten!


Divanhana – Zavrzlama – CPL Music


Afrobeat aus Madrid

Über Ogún Afrobeat ist im Internet nicht viel zu finden. Was man über diese Band erfährt, ist, dass ihr erstes Album 2013 erschien, gefolgt von einem zweiten im Jahre 2016 und einer Single zwei Jahre später. Die zehnköpfige Gruppe ist in Madrid beheimatet und besteht anscheinend fast zur Gänze aus Spaniern. Geleitet wird sie allerdings vom Sänger und Drummer Akindimeji Onasanya, der aus Lagos, Nigeria stammt. Der Name ist Programm: Es geht um den nigerianischen Afrobeat und Ogún ist ein Gott in der Religion der westafrikanischen Yoruba. Das neue Album Unite hat alles, was Afrobeat braucht: scharfe Bläsersätze und groovenden Polyrhythmus. Vor allem Letzterer fällt bei vielen Afrobeatbands, die nicht in Nigeria zu Hause sind, schwach aus. Ogún Afrobeat kann das aber perfekt. Unten drücken Drums und Bass, Gitarre und Keyboard funken, die Bläser spitzen zu und sowohl Leadgesang als auch der Chor bringen genau das, was man von diesem Stil erwarten darf. Eine Platte, die zeigt, dass starker Afrobeat auch in Madrid zu Hause ist.

Ogún Afrobeat – Unite – Tensegrity


Herausragende anatolische Tänze

Bei DEM Trio handelt es sich um ein Ensemble von ausgewiesenen Experten für anatolische Musik, die die traditionellen Instrumente bestens beherrschen. Murat Salim Tokaç spielt die Tanbur-Laute sowie die Ney-Flöte, Cenk Güray bedient vor allem verschiedene Formen der Saz-Laute und Derya Türkan, der neu dazugestoßen ist, hat sich in den letzten Jahren auf zahlreichen Alben als Meister der gestrichenen Istanbuler Kemençe einen Namen gemacht. Das aktuelle Album trägt den Titel Anatolian Dances und vereint 20 Tracks mit Instrumentalaufnahmen von Tanzformen wie Halay, Sirto und Zeybek, die zum Teil auch in der Ägäis bekannt sind. So wundert es nicht, dass manche Melodien und Rhythmen an Griechenland erinnern. Hier sind bemerkenswerte Instrumentalisten am Werk, die die komplexen Metren beherrschen und zudem ihre Fähigkeiten als Improvisatoren unter Beweis stellen. Über das Album des Trios von 2008 schrieb ein Rezensent, dass es sich da um Kammermusik handele, in der sich volkstümliche und klassische anatolische Formen nahtlos miteinander verbinden. Das kann man ohne Bedenken auch über diese neue Platte sagen. Herausragend!

DEM Trio – Anatolian Dances – Felmay


Januar – Top 20

1. Khöömei Beat · Changys Baglaash · ARC Music
2. Susana Baca · Palabras Urgentes · Real World
3. Omar Sosa & Seckou Keita · Suba · Bendigedig
4. Justin Adams & Mauro Durante · Still Moving · Ponderosa Music
5. Monsieur Doumani · Pissourin · Glitterbeat
6. Xanthoula Dakovanou · Lamenta · Quart de Lune
7. Orquestra Afrosinfônica · Orin, a Língua dos Anjos · Máquina de Louco
8. Petrona Martínez · Ancestras · Chaco World Music
9. Cumbia 20 de Enero & Leyendas Cañamilleras del Caribe · La Caña de Millo: Voz Histórica y Silenciada de la Cumbia · Chaco World Music
10. Omar Péne · Climat · Contre-Jour
11. Shujaat Husain Khan, Katayoun Goudarzi, Shaho Andalibi & Shariq Mustafa · This Pale · Lycopod
12. Karolina Cicha & Spółka · Karaimska Mapa Muzyczna · Związek Karaimów Polskich
13. Riccardo Tesi, Elena Ledda, Lucilla Galeazzi, Alessio Lega, Nando Citarella, Maurizio Geri, Gigi Biolcati, Claudio Carboni · A Sud di Bella Ciao · Visage Music
14. Juçara Marçal · Delta Estácio Blues · Mais Um
15. Puuluup · Viimane Suusataja · Õunaviks
16. Fanfare Ciocărlia · It Wasn’t Hard to Love You · Asphalt Tango
17. Monoswezi · Shanu · Riverboat / World Music Network
18. Hoven Droven · Trad · Heilo / Grappa Musikkforlag
19. Bixiga 70 · Bixiga 70 · Glitterbeat
20. AySay · Su Akar · Nordic Notes

Die TWMC TOP 20/40 bei: http://www.transglobalwmc.com/ und bei Facebook „Mondophon auf Radio ARA“ und www.woxx.lu/author/Klopottek.


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