Willis Tipps
: Mai 2022

Neues von der malischen Diva

Bereits mit ihrem ersten Album „Moussolou“ machte sich die malische Sängerin Oumou Sangaré 1991 einen großen Namen in der Weltmusikszene, als sie mit ausdruckvoller Stimme die Gesänge der Wassoulou-Region im Süden ihres Heimatlandes präsentierte. Bis 2009 erschienen vier weitere bemerkenswerte Platten, die ihren Ruf als große Diva Malis festigten. Danach legte sie eine künstlerische Pause ein und widmete sich einer erfolgreichen Karriere als Geschäftsfrau. Erst 2017 kam sie mit „Mogoya“ zurück, einer Platte, die mit einer sehr elektrischen Orientierung Aufsehen erregte und ihr im gleichen Jahr den Künstler-Award der Weltmusikmesse Womex einbrachte. Drei Jahre später folgte mit „Acoustic“ ein Album, für das sie ältere Aufnahmen ganz minimalistisch instrumentiert neu eingespielt hatte. Nun liegt ihr achtes Album, Timbuktu, vor, das sich musikalisch zwischen Elektrik und Akustik bewegt, mit der traditionellen Ngoni-Laute in zentraler Position. Sehr schöne Lieder sind darauf zu finden, und natürlich glänzt Oumou Sangaré wieder mit fesselndem Gesang.

Oumou Sangaré – Timbuktu – World Circuit


Iranische Melancholie

Marjan Vahdat hat zusammen mit ihrer Schwester Mahsa quasi im Alleingang den Gesang iranischer Frauen im Westen popularisiert. In 15 Jahren haben sie gemeinsam vier Alben herausgebracht und zudem solo veröffentlicht. Mit Our Garden is Alone ist jetzt die dritte eigene Platte von Marjan erschienen. Sie zeichnet für den überwiegenden Teil der Kompositionen verantwortlich. Vier der vertonten Gedichte stammen von ihr selbst, während die anderen von ihrer Schwester, zwei zeitgenössischen Dichtern oder aus der mündlichen Überlieferung stammen. Zwei Texte gehen zudem auf den legendären Poeten des 13. Jahrhunderts, Rumi, zurück. Die Begleitung kommt von Piano, Kontrabass und Perkussion sowie der Ney-Flöte und der persischen Spießgeige Kamantcheh. Marjan Vahdats Alt-Stimme transportiert eine dunkle, melancholische Stimmung, die wohl viel damit zu tun hat, dass sie mittlerweile im US-amerikanischen Exil leben muss. Eine bedeutende Sängerin des Iran, die hier wieder ein berührendes Album vorgelegt hat.

Marjan Vahdat – Our Garden is Alone – Kirkelig Kulturverksted


Der Calypso lebt!

Der Calypso aus Trinidad und Tobago ist die karibische Musik, die in etwa zeitgleich mit Klängen aus Kuba, schon lange vor dem Reggae, ihren weltweiten Siegeszug antrat. Die von den Andrews Sisters plagiierte Coverversion eines Liedes von Lord Invader, „Rum and Coca-Cola“, wurde bereits 1944 ein weltweiter Hit. Ab den 1950ern hat Harry Belafonte, der US-Star mit karibischen Wurzeln, diese Musik mit dem beschwingten Rhythmus um den Globus geschickt. Später dann eroberte Calypso Rose aus Tobago die Weltmusikszene. Seit 2006 trägt Drew Gonsalves, der Kanadier mit trinidadischen Wurzeln, mit seiner Gruppe Kobo Town dieses Erbe weiter. Das aktuelle Album Carnival of the Ghosts ist die vierte Platte der Band, die trotz der Kürze von knapp 30 Minuten belegt, dass dieser karibische Groove auch heute noch bestens in die Beine geht. Die Instrumentierung und die Arrangements erinnern an den Stil, den der Mestizo-Pionier Manu Chao in Barcelona kreiert hat. Kobo Town zeigt, dass dieser starke Musikstil längst nicht zum alten Eisen gehört, sondern top-aktuell klingen kann. Für Calypso-Neulinge ein erstklassiger Einstieg, für Calypso-Fans ein Muss.

Kobo Town – Carnival of the Ghosts – Stonetree Records


Mai – Top 20

1. Marjan Vahdat · Our Garden Is Alone · Kirkelig Kulturverksted
2. Bonga · Kintal da Banda · Lusafrica
3. Rokia Koné & Jacknife Lee · Bamanan · Real World
4. África Negra · Antologia Vol. 1 · Les Disques Bongo Joe
5. De Kaboul à Bamako · Sowal Diabi · Accords Croisés
6. El Khat · Albat Alawi Op. 99 · Glitterbeat
7. Vigüela · A la Manera Artesana · ARC Music
8. Park Jiha · The Gleam · Tak:til / Glitterbeat
9. Gonora Sounds · Hard Times Never Kill · The Vital Record / Dust-to-Digital
10. Yungchen Lhamo · Awakening · Tibet Arts Management / Six Degrees
11. Le Vent du Nord · 20 Printemps · La Compagnie du Nord
12. Divanhana · Zavrzlama · CPL-Music
13. Somi · Zenzile: The Reimagination of Miriam Makeba · Salon Africana
14. Mamak Khadem · Remembrance · Six Degrees
15. Stelios Petrakis Quartet · Spondi · Artway Technotropon / Molpe Music
16. Mircan Kaya · Minor · UCM Productions
17. atellites · atellites · Batov
18. Dobranotch · Zay Freyleikh! · CPL-Music
19. The Good Ones · Rwanda… You See Ghosts, I See Sky · Six Degrees
20. Oumou Sangaré · Timbuktu · World Circuit / BMG

Die TWMC TOP 20/40 bei: http://www.transglobalwmc.com/ und bei Facebook „Mondophon auf Radio ARA“ und www.woxx.lu/author/Klopottek.


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