Zu Halloween: Schauerliche Filmtipps

Pünktlich zu Halloween stellt die woxx eine Auswahl an sehenswerten Filmen über Vampire,
Werwölfe, Hexen und andere Gruselgestalten vor.

The Lost Boys

Nach ihrer Scheidung zieht Mutter Lucy (Dianne Wiest) mit ihren beiden Söhnen Michael (Jason Patric) und Sam (Corey Haim) in die kalifornische Kleinstadt Santa Carla, wo sie fortan gemeinsam mit dem Großvater der Brüder leben sollen. Während Lucy Arbeit in einem Videoladen findet, versuchen Michael und Sam sich in ihrer neuen Heimat zurechtzufinden. Michael folgt der geheimnisvollen Star in ein verfallenes Hotel, wo sich eine Gruppe junger Vampir*innen häuslich eingerichtet hat. Dem Teenager wird eine Flasche Blut gereicht, er trinkt aus ihr und verwandelt sich in den nächsten Tagen langsam in einen Vampir. Sein jüngerer Bruder Sam hingegen freundet sich mit den Gebrüdern Frog an, die behaupten, Vampirjäger zu sein. Gemeinsam mit ihnen versucht er, seinen Bruder vor den Vampir*innen zu retten.

„The Lost Boys“ gilt als einer der Wendepunkte in der Vampirfilmgeschichte, denn er prägte das Bild des jugendlichen Vampirs. Auch homoerotische Spannungen zwischen Michael und Chefvampir David (Kiefer Sutherland) zementieren das gängige Bild des sexuell aufgeschlossenen Vampirs in der Popkultur. Insgesamt nimmt der Film sich nicht sehr ernst und ist eher eine Komödie als ein Horrorschocker.

Der Nachtmahr


Tina (Carolyn Genzkow) ist eine ganz normale 17-Jährige, die das Nachtleben Berlins genießt. Zumindest bis sie nach einem Drogentrip während eines Raves in einem offenen Schwimmbad beginnt, ein merkwürdiges Wesen zu sehen. Den Nachtmahr, der wie eine gruseligere Version von E.T. aussieht, nimmt außer ihr niemand wahr. Ihre Eltern schicken Tina in Therapie, ihre Freund*innen wenden sich von ihr ab. Erst, als andere Menschen beginnen, den Nachtmahr auch zu sehen, hat sie eine Chance, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Das Monster, das außer der Teenagerin niemand sonst sieht, ist eine gelungene Metapher für das Erwachsenwerden und das damit verbundene Gefühl der Hilflosigkeit. Visuell sind vor allem die Rave-Szenen ansprechend, der Soundtrack passend, aber nicht immer dröhnend genug.

Insgesamt wirkt diese deutsche Produktion etwas ungeschliffen, auch die Dialoge sind teilweise flach. Dennoch ist „Der Nachtmahr“ ein empfehlenswerter, anderer Horrorfilm. Für Sonic Youth-Fans gibt es ein Cameo von Kim Gordon als Englischlehrerin.

Ginger Snaps

Die Schwestern Ginger (Katharine Isabelle) und Brigitte (Emily Perkins) sind fasziniert von allem, was morbid und gruselig ist. Sie vergnügen sich zum Beispiel damit, möglichst brutale Morde nachzustellen und Fotos davon zu machen. In der Nacht, in der sie ihre erste Regelblutung bekommt, wird Ginger von einem wilden Tier angegriffen und gebissen. Obwohl sie ohne größere Verletzungen überlebt, ändert sich ihr Leben schlagartig: Ginger wachsen dichte Haare auf den Beinen, sie wird aggressiver und zeigt plötzlich Interesse an einem Jungen. Anfangs erklärt sich Brigitte die Veränderungen, die ihre Schwester durchlebt, mit der Pubertät. Doch bald wird klar: Ginger ist eine Werwölfin. Auf der Suche nach einem Heilmittel muss Brigitte sich mit einem Drogendealer einlassen.

Wie kaum ein Teeniefilm sonst fängt „Ginger Snaps“ den absolut realen Horror eines sich verändernden Körpers ein. Die Wirren der Pubertät und das Gefühl, ein Monster zu sein, werden hier mit zynischem Humor und einigen Horrorelementen gemischt. Obwohl der Film ein Flop an den Kinokassen war, gilt er mittlerweile als Kultfilm – völlig zurecht.

A Girl Walks Home Alone at Night

Arash (Arash Marandi) lebt mit seinem heroinsüchtigen Vater in der iranischen Geisterstadt Bad City. Als der Dealer Saeed sein Auto als Gegenleistung für die Schulden seines Vaters übernimmt, bricht für den jungen Mann eine Welt zusammen. Doch das Glück wendet sich: Eine Vampirin (Sheila Vand), die nachts auf einem Skateboard die einsamen Straßen auf der Suche nach Opfern durchquert, tötet Saeed. Arash findet die Leiche und beschließt, die Drogen des Toten zu verkaufen. Auf einer Kostümparty lernt er – als Graf Dracula verkleidet – die namenlose Vampirin kennen. Zwischen den beiden entwickelt sich eine komplizierte Beziehung.

Der selbsternannte „erste iranische Vampir-Western“ wurde durch Crowdfunding finanziert – zum Glück! Komplett in schwarz-weiß gedreht, fängt Regisseurin Ana Lily Amirpour sowohl die Faszination von Horrorklassikern als auch die schicksalsschwere Atmosphäre von Western ein. Das feministische Motiv der Vampirin, die sich an kriminellen Männern labt und dann mit dem Skateboard davonfährt, gibt „A Girl“ eine zusätzliche Bedeutungsebene, die den Film zu einem modernen Klassiker macht.

Moonkup


Nach einem jahrelangen Krieg gegen die Vampire herrscht endlich wieder Frieden. Da die Menschen verloren haben, gibt es eine Bedingung, damit der Krieg nicht wieder ausbricht: Alle Frauen müssen ihr Regelblut aufzufangen und es an die Vampire abzugeben. Eva (Bénédicte Choisnet) ist die Tochter von Monsieur Pire, der bereits während des Krieges mit den Blutsauger*innen kollaboriert hat. Um die Allianz zu besiegeln, soll sie einen mächtigen Vampir heiraten. Eva hat jedoch genug davon, sich ständig unterordnen zu müssen, und nutzt die Gelegenheit, um sich für mehr Gerechtigkeit für die Frauen einzusetzen.

Der Kurzfilm, den die Macher*innen auf Englisch augenzwinkernd „Period Drama“ nannten, kommt im pseudohistorischen Gewand daher. Die Mischung aus Historienfilm und Vampirdrama mit starken „Handmaid’s Tale“-Anleihen ist der ideale Einstieg für einen gelungenen Horrorfilmabend.

The Craft


Sarah (Robin Tunney) zieht mit ihren Eltern nach Los Angeles. In ihrer neuen Schule freundet sie sich mit den „Bitches of Eastwick“ an, drei jungen Frauen, die aus verschiedensten Gründen als ­Außenseiterinnen gelten. Nancy (Fairuza Balk) lebt in ärmlichen Verhältnissen in einem Wohnwagen, Bonnie (Neve Campbell) trägt überall am Körper Narben und Rochelle (Rachel True) wird ständig rassistisch beleidigt. Schnell findet Sarah heraus, dass ihre neuen Freundinnen Hexen sind und sie selbst ebenfalls magische Fähigkeiten besitzt. Sie setzen ihre Kräfte anfangs nur für Kleinigkeiten ein, werden dann aber schnell machthungrig. Besonders Nancy wird immer feindseliger gegenüber den anderen Hexen, was ihre Freundschaft auf eine harte Probe stellt.

Auch „The Craft“ ist einer jener Teenie-Horrorfilme, deren ursprünglicher Erfolg viel kleiner war als der späte Ruhm als Kultklassiker. Der Film überzeugt vor allem durch die Schauspielerinnen und die glaubhafte Darstellung von Außenseiter*innentum. Die emanzipatorische Botschaft, die der Film in der ersten Hälfte zeigt, wird durch das Ende allerdings etwas entkräftet. Viele der visuellen Effekte sind aber auch nach über 20 Jahren immer noch sehr gruselig.

Bit

Die 18-jährige Laurel (Nicole Maines) zieht nach ihrem Schulabschluss nach Los Angeles. Sie wohnt bei ihrem Bruder Mark (James Paxton), der sie gleich nach ihrer Ankunft zu einer Partynacht mitnimmt. Dort lernt sie die Filmemacherin Izzy kennen, mit der sie die Nacht verbringt – bis Izzy sie beißt. Es stellt sich heraus, dass Izzy zu einer Gruppe Vampirinnen gehört, die sich um die Clubbesitzerin Duke scharen. Erst nach einem Angriff von Vampirjäger*innen beschließt Laurel, sich der Gruppe anzuschließen. Nach und nach stellt sich heraus, dass sich nicht alle Mitglieder an die eiserne Regel, nur Frauen zu Vampir*innen zu machen, halten. Neben ihren übernatürlichen Problemen muss sich Laurel auch den Problemen mit ihrem Bruder stellen.

Bit ist vermutlich der erste Film mit einer trans Vampirin – und behandelt dieses Thema so zögerlich, dass man es glatt übersehen könnte. Das spannende Konzept der queerfeministischen Vampirgruppe wird leider durch die eher mäßig interessante Story zunichte gemacht. Die gute Atmosphäre und einige witzige Szenen können das auch nicht wieder ganz wett machen.

Suspiria

Von diesem italienischen Horrorklassiker aus dem Jahr 1977 wurde 2018 ein Remake gedreht, dieser Tipp bezieht sich jedoch auf das Original. Die amerikanische Ballettstudentin Suzy Bannion (Jessica Harper) soll in der (fiktiven) Tanzakademie in Freiburg studieren. Bereits am Abend ihrer Ankunft stellt sich heraus, dass Unheimliches in der Ballettschule vonstatten geht: Eine Tanzstudentin stürmt aus der Tür und Suzy wird abgewiesen. Am nächsten Tag beginnt sie dennoch ihr Studium, leidet jedoch unter dem strengen Regiment ihrer Lehrerin Madame Blanc (Joan Bennett). Es häufen sich gruselige Vorfälle: Schülerinnen und Personal verschwinden unter mysteriösen Umständen und an einem Abend fallen tausende Maden von den Decken der Schule. Die Zeichen, dass die Tanzschule einem Hexenzirkel als Deckmantel dient, verdeutlichen sich.

Suspiria ist visuell beeindruckend, sowohl das Dekor als auch die übernatürliche Farbgebung verdeutlichen den Horror der Tanzschule. Auch der Soundtrack der Rockband Goblin verstärkt die gruselige Stimmung.

Only Lovers Left Alive

Adam (Tom Hiddleston) ist ein sehr musikalischer, vor allem aber melancholischer Vampir. Vor den Fans, die ihm seine musikalischen Erfolge beschert haben, versteckt er sich. Der Vampir verachtet die konsumgetriebene menschliche Gesellschaft des 21. Jahrhunderts. So sehr, dass er mit dem Gedanken spielt, sein Untotsein zu beenden. Seine Frau Eve (Tilda Swinton) nimmt einen Nachtflug aus Tanger, um ihn zu besuchen und aufzumuntern. Im Gepäck hat sie Blut, das besonders rein und frei von Schadstoffen ist. Eine Seltenheit, denn Umwelteinflüsse und Drogenreste verunreinigen das Blut vieler Menschen. Eves Versuche, ihren Mann vom Suizid abzuhalten, tragen Früchte. Die traute Zweisamkeit der beiden wird aber bald gestört, als Eves Schwester Ava (Mia Wasikowska) in Adams Wohnung auftaucht und für Chaos sorgt.

Trotz wenig Handlung ist Jim Jarmusch ein stimmungsvoller Vampirfilm gelungen, der mit vielen Konventionen bricht und sich vor allem auf die Frage konzentriert, was relative Unsterblichkeit mit der Psyche macht. Das ständige Namedropping berühmter Persönlichkeiten und der Fakt, dass heterosexuelle Normen nicht in Frage gestellt werden, stören den Genuss ein wenig.

What We Do in the Shadows

In Neuseeland dokumentiert eine Filmcrew das Leben in einer Vampir-WG. Obwohl Viago (Taika Waititi), Vlad (Jemaine Clement), Deacon (Jonathan Brugh) und Petyr (Ben Fransham) zwischen 183 und 8.000 Jahre alt sind, haben sie die gleichen Probleme wie beinahe jede Wohngemeinschaft: Niemand wäscht das Geschirr ab, die Gemeinschaftsräume sind nicht aufgeräumt und so mancher Mitbewohner lässt sein Essen unbeobachtet in seinem Zimmer. Der Mockumentary zeigt verschiedenste Szenen aus dem (Nicht-)Leben der Vampire: Sie benutzen zum ersten Mal das Internet, erkunden das Nachtleben in Wellington und haben Streit mit der lokalen Werwolfpopulation. Außerdem zeigt die Fake-Doku wie die Vampire sich auf das jährliche Fest der Untoten, die „Unholy Masquerade“, vorbereiten.

„What We Do in the Shadows“ ist ungemein lustig, obwohl an manchen Stellen sehr viel mehr Blut zu sehen ist, als man es bei einer Komödie erwarten würde. Die vielen Anspielungen an alte und neue Vampirfilme machen den Film für Fans des Genres besonders spannend. Wer nicht genug von dem Konzept kriegen kann: Seit 2019 gibt es eine gleichnamige TV-Serie, die allerdings in den USA spielt.

Copyright: Warner Bros


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